Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 07.09.2022:
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Wissenschaftscalls der Stadt Wien: Geförderte Forschungsprojekte stehen fest

Die 18 Forschungsprojekte, die über die beiden jüngsten Wissenschaftscalls der Stadt Wien gefördert werden, stehen fest. Die Förderung der von zwei unabhängigen Jurys empfohlenen Projekte wurde vom Ausschuss der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft des Wiener Gemeinderats in seiner gestrigen Sitzung mehrheitlich beschlossen. Nun geht es für die ausgewählten Forscher*innen in die Umsetzungsphase ihrer vielschichtigen Projekte.

Im Februar 2022 hatte die Wiener Stadträtin für Kultur und Wissenschaft Veronica Kaup-Hasler zwei neue Calls des Wissenschaftsreferats der Stadt Wien präsentiert: Für den Forschungscall „Democracy in progress - Beiträge zur Stärkung des Vertrauens in demokratische Institutionen“ wurden innovative Beiträge zur Auseinandersetzung mit dem demokratischen System und zivilgesellschaftlichen Formen der Partizipation gesucht. Die Fördersumme für den einjährigen Call beträgt 600.000 Euro. Ziel des zweijährigen Calls „Vom Wissen der Vielen“ ist es, die Wissenschaftsvermittlung in den Wiener Bezirken mit innovativen Strategien und Projekten zu fördern. Dafür stellt die Stadt Wien 1,1 Mio. Euro zur Verfügung. Insgesamt waren 67 Forschungsprojekte eingereicht und begutachtet worden.

„Partizipative Wissenschaftskommunikation auf Augenhöhe ist ein gutes Mittel, um das Vertrauen der Menschen in faktenbasiertes Wissen zu stärken. Mit diesem Ziel haben wir den Wissenschaftsvermittlungscall ausgelobt und ich freue mich über die Qualität und Vielfalt der nun ausgewählten Projekte“, so Wiens Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler. „Genauso relevant ist das Ziel unseres zweiten Calls zur Stärkung des Vertrauens in demokratische Institutionen. Gesellschaftlicher Radikalisierung, die oft mit Desinformation einhergeht, soll dezidiert entgegengewirkt werden. Mein Dank gilt den beiden unabhängigen Jurys, die aus den eingegangenen Bewerbungen die vielversprechendsten Projekte ausgewählt haben.“

Bestätigte Projekte des Calls „Vom Wissen der Vielen – Wissenschaftsvermittlung in Wien“

Kurbeln statt schwurbeln
Kinderbüro Universität Wien GmbH, 99.000 Euro

Wissenschaftsvermittlung für Jugendliche mithilfe eines Fahrradkinos: Bei diesem Projekt suchen Jugendliche und Studierende der Filmwissenschaften gemeinsam Filme aus, die dann an leicht erreichbaren Orten öffentlich gezeigt werden. Dazu passend werden Wissenschafter*innen eingeladen, die mit ihrer Forschung einen Bezug und Relevanz zu den jeweiligen Filmen herstellen können und am Filmabend Rede und Antwort stehen.

Und mitten drin, die Wissenschaft
ScienceCenter-Netzwerk, 132.000 Euro

Mit dem Projekt Und mitten drin, die Wissenschaft entwickelt der Verein ScienceCenter-Netzwerk neue Wege, wissenschaftliche Aspekte in einem lokalen, städtischen Umfeld aufzuspüren und die Bewohner*innen mit diesen vertraut zu machen. Mit einem experimentellen Ansatz wird ganz bewusst zum Perspektivenwechsel eingeladen: Nicht die Wissenschaft(skommunikation) entscheidet, was die Bevölkerung zu interessieren hat, sondern die Menschen selbst.

Fake Buster – Vermittlung von Wissenschaftsverständnis und Medienkompetenz an Hard-to-Reach Groups
Verein "Die Wissenschaffer", 125.000 Euro

Jugendliche in Österreich sind in den sozialen Medien regelmäßig mit Fake News konfrontiert, meist zu Themen wie Gesundheit, Sport, Ernährung, Körperbild und Drogen. Ziel dieses Projekts ist es deshalb, niederschwellige Angebote zur Förderung von Wissenschaftsverständnis, Informationskompetenz und Quellenkritik für Jugendliche und junge Erwachsene zu entwickeln.

Blickwinkel 2040
Mindfloat Claudia Puck KG, 120.000,00

Durch eine 360°-3D-VR-Experience sollen die bis 2040 geplanten Maßnahmen des Wiener Klimafahrplans für Wiens Bewohner*innen erlebbar werden. Die Zukunft kann virtuell „besucht“ werden: Die Zukunfts-Szenarien gehen exemplarisch auf die Bereiche des Klimafahrplans ein und zeigen die damit verbundenen Veränderungen des Stadtbilds (Mobilität, Bauen, Energie, Begrünung, Lebensmittelversorgung, etc.).

Vom Wissen der Jungen: Wissenschaftskommunikation von jungen Erwachsenen in Kriegszeiten
Eurozine - Gesellschaft zur Vernetzung von Kulturmedien mbH, 110.000 Euro

Bei diesem Projekt werden verschiedene niederschwellige, partizipative Veranstaltungsformate erprobt, die zum Ziel haben, in Wien ansässige Jugendliche und junge Erwachsene aus sozioökonomisch schwächeren Gruppen mit wissenschaftlichen Texten sowie deren Autor*innen zusammenzuführen. Um die Ergebnisse des Projekts nachhaltig sichtbar zu machen, erlernen die Jugendlichen mit Unterstützung des Freien Radio Wien außerdem Grundlagen der Medienkommunikation und entwickeln eine Podcast-Dokumentationsserie.

Cabaret der alten Neuigkeiten. Partizipative Stückentwicklung auf Basis historischer Quellen über Kunst in angespannten Zeiten
Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, 62.000 Euro

Das Projekt geht von der Hypothese aus, dass künstlerische Formate und Prozesse es ermöglichen, aktuelle Themen emotional zugänglich zu machen und zum Nachdenken anzuregen. Dies gilt insbesondere für junge Zielgruppen. Über den „Umweg“ der Geschichte versucht das Projekt, bei Jugendlichen Interesse an der Auseinandersetzung mit dem aktuellen Zeitgeschehen und dessen Widerhall in der Kunst zu wecken.

Genetik: Betrifft mich (nicht)?
Open Science - Lebenswissenschaften im Dialog, 71.000 Euro

Ziel dieses Projekts ist es, Jugendliche und junge Erwachsene darin zu stärken, sich mit wissenschaftsbasierten Themen (Fokus: Genetik) auseinanderzusetzen und informierte Entscheidungen bei alltagsrelevanten Problemstellungen treffen zu können. Eine solche Kompetenzsteigerung kann dazu führen, Wissenschaft und wissenschaftliche Expertise als wertvolles gesellschaftliches Gut zu betrachten, auch um größere gesellschaftliche Herausforderungen zu lösen.

Soil talks - Verstehen Sie Boden?
Österreichische Bodenkundliche Gesellschaft, 90.000 Euro

In Österreich werden täglich rund 12 ha vor allem landwirtschaftlicher Boden bebaut, obwohl es nationale und EU-weite Zielsetzungen gibt, die viel niedriger sind. Das Verständnis der breiten Öffentlichkeit hilft bei der Erreichung dieser Ziele. Deshalb soll bei diesem Projekt mittels verschiedener Ansätze der Wissenschaftsvermittlung das Thema „Boden“ mit Kindern und Jugendlichen intensiv thematisiert werden.

Science in Practice: Oida, wos geht mi des an?
Science Communications Schütz & Partner GmbH., 120.000 Euro

Bei diesem Projekt treten Jungforscher*innen und Doktorand*innen in Dialog mit Lehrlingen. Einer der Schwerpunkt bildet ein multimediales Quiz, bei dem Schnittstellen von Wissenschaftsdisziplinen mit den Lebens- und Berufswirklichkeiten der Jugendlichen im Alltag diskutiert werden. Zudem werden Verschwörungstheorien und Falschnachrichten hinterfragt und auf Fakten und Quellen überprüft. Ziel des Projekts ist es, Wiener Lehrlingen Vertrauen in faktenbasiertes Wissen zu vermitteln.

Wien der Nase nach. Olfaktorische und emotionale Grätzl-Erschließungen
Universität Wien, 70.000 Euro

Keine Sinneswahrnehmung beeinflusst unsere Gefühlswelt und unsere Erinnerungen so unmittelbar wie das Riechen. Dieses Projekt lädt Jugendliche und Senior*innen ein, sich als Zeitzeug*innen mit der Geruchslandschaft ihrer unmittelbaren Umgebung auseinanderzusetzen und eine alternative Geschichte Wiens zu erzählen – generationenübergreifend und „der Nase nach“.

Vermittlung von Migrationswissen und Bedingungen seiner Produktion an Jugendliche und junge Erwachsene in den Wiener Flächenbezirken
Wirtschaftsuniversität Wien, 101.000 Euro

Gerade in Bezug auf Migration und Integration ist der öffentliche Diskurs wie auch die Medienberichterstattung durch Halbwahrheiten, Emotionalisierungen und Fake News geprägt. Hier will das eingereichte Projekt ansetzen und forschungsbasiertes Wissen zu Migration, Flucht, Asyl und Integration an Jugendliche und junge Erwachsene vermitteln und sie gleichzeitig als Mitglieder einer Migrationsgesellschaft an der Wissensproduktion zu beteiligen. Der Fokus liegt auf den Wiener Flächenbezirken Donaustadt, Floridsdorf, Simmering, Favoriten und Liesing. 

Jury:
Mag.a Eva Czernohorszky, Univ.-Prof.in Dr.in Ulrike Felt, Dr.in Claudia Haas, Mag. Patrick Lehner, Dr. Günther Mayr


Bestätigte Projekte des Calls „Democracy in progress –  Beiträge zur Stärkung des Vertrauens in demokratische Institutionen“ 

3G gegen Verschwörungstheorien: gesehen, geprüft, gekontert. Critical (Social-)Media Literacy in der Erwachsenenbildung in Wien
Institut für Konfliktforschung (IKF), 98.000 Euro

Wie können Angebote der Erwachsenenbildung die Medienkompetenz von Wiener*innen trotz hoher Bildungsbarrieren fördern? Das Projekt des Instituts für Konfliktforschung begutachtet internationale best practice-Beispiele für die Vermittlung von Critical Media Literacy auf ihre Eignung für Wien.

So cool – sociocratic consultation of locals
Soziokratie Zentrum Österreich, 100.000 Euro

Damit politische Entscheidungen akzeptiert werden, braucht es das Vertrauen der Bevölkerung. Ziel dieses Forschungsprojekts ist deshalb, grundlegend neue Prozesse zur Vertrauensbildung zwischen Bürger*innen und gewählten Vertreter*innen zu erforschen und mit bestehenden partizipativen Angeboten der Stadt Wien in Bezug zu setzen.

Inclusive Districts of Democracy
Fremde werden Freunde, 100.000 Euro

Das Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit den Hürden, die Geflüchtete überwinden müssen, um sich in Österreich politisch beteiligen zu können und sucht nach Möglichkeiten einer inklusiver gestalteten Demokratie in Wien.

VertrauensKulturBildung
Die Wiener Volkshochschulen GmbH, 90.000 Euro

Das Projekt VertrauensKulturBildung untersucht den Aufbau von Vertrauen in Demokratie und Institutionen in Wien mittels Biografiearbeit und Erwachsenenbildung. Dazu werden niederschwellige Erzählcafés zu unterschiedlichen Themen durchgeführt und hinsichtlich ihrer Wirkung evaluiert und ausgewertet.

QUEERDEM – Demokratische Praxis von LGBTIQ+ Personen in Wien
Institut für Höhere Studien - Institute for Advanced Studies (IHS), 90.000 Euro

Die minorisierte Gruppe von LGBTIQ+ Personen zeichnet sich durch kollektive Muster von gemeinwohlorientiertem Engagement aus: von solidarisch orientierten Handlungsbereitschaften über organisierte Unterstützung für benachteiligte Menschen bis hin zu Care-Netzwerken. Das Projekt QUEERDEM fragt, welche demokratischen Praktiken sich daraus ableiten können und erforscht die Untersuchungsgruppe mit Augenmerk auf ihre potenzielle Vorbildfunktion.

Mit eigenen Augen
Sapere Aude - Verein zur Förderung der Politischen Bildung, 53.000 Euro

Das Projekt „Mit eigenen Augen“ lässt junge Menschen die Perspektive als „Zeitzeug*innen“ aktueller politischer Krisen (z. B. Krieg, Terror, Pandemie) bewusst einnehmen und versucht, das Vertrauen in demokratische Institutionen und die demokratische Auseinandersetzung mit Krisen stärken.

Der Fake News Kommissar geht um – Ein interaktiver Ansatz zur Stärkung der digitalen Media Literacy an Wiener Schulen
Universität Wien, Fakultät für Sozialwissenschaften (Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft), 69.000 Euro

Wie kann die Öffentlichkeit gegen Fehlinformationen „immunisiert“ werden? Ein bedeutsamer Lösungsansatz sieht die Vermittlung von digitaler Media Literacy im Schulunterricht vor. Das Projekt versucht durch einen spielerischen Zugang, Schüler*innen Strategien für das Erkennen von Fake News im Internet beizubringen.

Jury: 
PD Dr. Alexander Bogner, PD Dr.in Monika Mokre, Univ. Prof. Mag. Dr. Barbara Prainsack, Mag. Dr. Oliver Scheiber, Univ.-Prof.in i.R. Dr.in Ruth Wodak

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