Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 07.04.2022:
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Hanke: Fünfter Wifo-Bericht zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit zeigt Stärken des Wirtschaftsstandorts Wien

Wien steht im internationalen Wettbewerb. Ganz entscheidend für die Ausrichtung der Wirtschaftspolitik der Stadt ist es daher, ein präzises Bild über die Position des Wirtschaftsstandortes zu haben, um das vorhandene Potential und Knowhow zu nutzen und Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu finden. Konkrete Maßnahmen infolge vorangegangener Berichte sind die Entwicklung und Umsetzung des Qualifikationsplans Wien 2030 gemeinsam mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff), der jährlich die Jobchancen von WienerInnen verbessert. Als weitere Maßnahme werden mit der Wirtschafts- und Innovationsstrategie „WIEN 2030“ seit mehr als 2 Jahren die Stärken des Standorts systematisch ausgebaut.

Anhand zahlreicher Wettbewerbsindikatoren erstellte das Wifo im „Fünften Wettbewerbsbericht“ eine ausführliche Analyse zur Position des Wirtschaftsstandortes Wien für die Dekade 2008 bis 2018/19 (Auswirkungen der Corona-Pandemie sind nicht berücksichtigt). Es wurden 289 Metropolregionen verglichen, davon 58 sogenannte „erstrangige Metropolregionen“ („1st Metros“), mit mehr als 1,5 Mio. EinwohnerInnen. Die „Metropolregion Wien“ geht als Analyseeinheit über die Wiener Stadtgrenze hinaus und berücksichtigt auch Teile des östlichen Niederösterreichs und nördlichen Burgenlands. Denn Wien strahlt auch auf andere Regionen aus, was nicht zuletzt an den PendlerInnen Verflechtungen zu erkennen ist.

„Der aktuelle Bericht zeigt, dass Wien eine junge, dynamische und diverse Stadt mit erheblichem Erwerbspotential ist“, sagt Peter Hanke, Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft und Arbeit. „Ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum und die hohe Beschäftigungsdynamik unserer Metropolregion bilden die Grundlage für gute Einkommen, einen entsprechenden Lebensstandard und die gute ökonomische Wettbewerbsposition. Mit der Ansiedlung von 225 ausländischen Betrieben konnte Wien im Vorjahr noch dazu die zweitbeste Ansiedlungsbilanz der jüngeren Vergangenheit einfahren. Ein Ergebnis, das beweist, dass die Stadt auch in Krisenjahren extrem attraktiv für Unternehmen ist. In der internationalen Bewerbung des Wirtschaftsstandorts lassen wir auch 2022 nicht locker und führen unsere globalen Aktivitäten konsequent weiter“.

In den letzten zwei Jahrzehnten verzeichnete die Metropolregion Wien einen der höchsten Bevölkerungsanstiege im internationalen Vergleich. Trotz eines dadurch bedingten Anstiegs des Arbeitskräfteangebots konnten zahlreiche Personen in das Erwerbssystem integriert werden, was zu einer erfreulich positiven Entwicklung der Beschäftigung in Wien beitrug. Das Bevölkerungswachstum überstieg das ökonomische Wachstum, weshalb die reale Wirtschaftsleistung pro Kopf seit 2008 nicht mehr so stark wuchs wie davor. Dies bedeutet jedoch keinen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Da sich gleichzeitig das Innovationspotential verbessert hat, sind neue Beschäftigungschancen für Personen mit geringen und hohen Qualifikationen entstanden. Das verfügbare Netto-Einkommen pro Kopf lag 2018 auf Rang 12 der 58 europäischen „1st Metro“-Vergleichsregionen.

Auch ein Strukturwandel in Richtung Tertiärbereich (hin zu technologie- und wissensintensiven Branchen) hat seit den 2010er-Jahren zu einem Anstieg von Beschäftigung im Dienstleistungssektor geführt. Wien gehört zu den zehn europaweit stärksten metropolitanen Zentren in den wissensintensiven Dienstleistungen (v. a. Werbung, wissensintensive Unternehmensdienste, Unternehmensberatung, gewerbliche F&E, Architekturbüros, Immobilienwirtschaft, IKT-Dienste, öffentlich finanzierte Dienstleistungen, Tourismus, Kreativwirtschaft). Gleichzeitig ist in Industrie und Produktion eine Trendumkehr zurück zu urbaner Produktion zu beobachten, seit Mitte der 2000er-Jahre nahm die Beschäftigung im produzierenden Bereich spürbar zu.

Diese beschäftigungsintensive Wirtschaftsweise bietet Potential für den Arbeitsmarkt und unterscheidet Wien von anderen Städten Europas, zeigt jedoch auch Herausforderungen für die soziale Nachhaltigkeit und das Erwerbsystem. Um Strukturwandel und Transformationsprozesse (Demographie, Ökologisierung, Digitalisierung) am Standort gut zu bewältigen, gilt es für die Metropolregion Wien in Zukunft den Fokus auf Tätigkeiten mit mittleren Qualifikationen (ua. Fachkräfte, Lehrausbildungen im Pflege-, Umwelt und Klimabereich) sowie Bildungs- und Weiterbildungschancen zu legen, um eine breite Arbeitsmarktintegration zu erreichen. Um die notwendige ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu erreichen ist die Erhöhung der Ressourcen- und Energieeffizienz von Produktion und Mobilität ein Ziel. Die Notwendigkeit für innovative Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise bietet ein enormes wirtschaftliches Potential für Wirtschaftsstandort, Beschäftigung und Qualifikation, das es zu nutzen gilt.

Der Bildungsstand der Erwerbsbevölkerung liegt im guten oberen Mittelfeld der „1st Metros“. Frauen in Wien sind im österreichischen Vergleich am höchsten ausgebildet. Der Anteil an AkademikerInnen ist in den letzten Jahren gestiegen, wodurch sich der Anteil mittlerer Abschlüsse in der erwerbsfähigen Bevölkerung reduziert hat.

Wien zählt zu den zehn wichtigsten Universitätsstandorten unter den „1st Metros“ und liegt auf Platz 1 im deutschsprachigen Raum bei Studierenden pro 100.000 EinwohnerInnen. Mehr als die Hälfte der österreichischen Studierenden studiert an Wiener Universitäten, ca. ein weiteres Drittel zusätzlich an Wiener Fachhochschulen.

Wirtschaftsstruktur: Die Wirtschaft der Metropolregion Wien ist sektoral breit aufgestellt, robust gegenüber Schocks und zeichnet sich durch eine wettbewerbsfähige Wirtschaftsstruktur aus, die dem Durchschnitt der „1st Metros“ sehr ähnlich ist. Wien hat sich bereits stark zu einem wissensintensiven Technologiestandort entwickelt.

In sechs konkreten Spitzenthemen definiert die Wirtschafts- und Innovationsstrategie WIEN 2030 einen wichtigen mittelfristigen Fokus für die Zukunft. Zusammen mit abgestimmten Innovations- und Forschungsleistungen werden Alleinstellungsmerkmale für eine international sichtbare Profilbildung des Wirtschaftsstandortes Wien weiterentwickelt.

Die Exportwirtschaft ist ein zentraler Baustein, um die ökonomische Entwicklung am Standort zu sichern, wobei Wien verstärkt auf Maßnahmen zur Förderung von Dienstleistungsexporten setzt.

Bei internationalen Kapitalströmen (Foreign Direct Investments, FDIs) kommt Wien die Rolle als „Gateway-City“ zu. Wien dient investierenden Unternehmen aus Westeuropa aufgrund guter Standortbedingungen als "Transaktionszentrum", von dem aus diese im neuen (östlichen) Integrationsraum wiederum investieren.

Innovation & Forschung: Der Forschungsstandort Wien ist auf dem Weg zum europäischen Innovationstreiber. In Hinblick auf F&E bzw. Innovation konnte Wien zulegen. Aufgrund der universitären Forschung und der starken Unternehmensforschung am Standort gehört die Metropolregion zu den forschungsintensivsten Metropolen Europas. Hohe F&E-Ausgaben im Hochschul- und Unternehmenssektor (Platz 6 im „1st Metro“ Vergleich) sowie eine im internationalen Vergleich hohe Zahl an Patentanmeldungen tragen zu diesem Erfolg bei. Zu den Forschungsstärken der Metropolregion Wien (nach Patentanmeldungen) zählen die Biotechnologie, Mikro-Nanoelektronik, Photonik, fortschrittliche Werkstoffe sowie wissensintensive Unternehmensdienste. Klare Stärke im Forschungsoutput bestehen außerdem im Bereich der Bio- und Umwelttechnologien, der die Chancen für die ökologische Transformation am Standort stärkt.

Durch Forschungskooperationen muss zukünftig ein Fokus auf die verstärkte Verknüpfung zwischen Forschung in Unternehmen und Akademia gelegt werden.

Ausblick: Die „Wachstumsschmerzen“ einer stark wachsenden Stadt der letzten Dekade sind deutlich am Nachlassen. Der Wirtschaftsstandort Wien hat sich von 2008 bis zum Beginn der COVID-19-Pandemie sehr dynamisch entwickelt. Insbesondere die Beschäftigung hat sich außerordentlich positiv entwickelt. Das hat Auswirkungen auf die pro-Kopf-Produktivität gehabt – sie ist zurückgegangen – und muss natürlich genau beobachtet werden, um auch weiterhin die sehr gute Wettbewerbsposition aufrechtzuerhalten.

Die Befunde zeigen deutlich, dass wir mit der Wirtschaftsstrategie „WIEN 2030“ auf dem richtigen Weg sind: In jenen Bereichen, die wir als Themen für eine internationale Spitzenposition definiert haben, sind die Exporte stark und auch die Patentanmeldungen zeigen hier deutliche Stärkefelder. Auf bestehende Stärken aufsetzen und Wien zur Weltspitze zu führen, das ist das Leitmotiv unserer Wirtschafts- und Innovationsstrategie WIEN 2030.

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