Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 25.06.2020:
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Sima/Taucher/Maresch: Wald- und Wiesen-Charta für Wien!

Noch mehr Grünraum und aktiver Klima- und Artenschutz in der „Greenest City“ der Welt!

Die lebenswerteste Stadt der Welt bekräftigte heute ihr Bekenntnis zum Schutz der Wälder, Wiesen und Gewässer im wachsenden Wien: Die Wiener Wald- und Wiesen-Charta wurde heute, Mittwoch, im Wiener Landtag beschlossen – ergänzt durch drei Aktionspläne mit konkreten Maßnahmen für die Bereiche Wald, Artenschutz und Gewässer: „In der Klimamusterstadt Wien sichern und erweitern wir seit Jahren massiv die Grün- und Erholungsräume – rund 1.000 Parks, 53 Prozent Grünflächenanteil am Stadtgebiet und die erst kürzlich erfolgte Auszeichnung zur „Greenest City“ belegen unsere Bemühungen eindrucksvoll“, so Umweltstadträtin Ulli Sima. „Mit der Wald- und Wiesen-Charta schließen wir nahtlos daran an und gehen einen großen Schritt weiter für noch mehr Klima- und Artenschutz“, so Sima.

Der Schutz des Wiener Grüngürtels hat bereits eine lange Tradition: Die ersten Teile des Wiener Grüngürtels wurden bereits im Jahr 1905 unter Schutz gestellt – und diese Schutzgebiete wurden seither stetig erweitert: „Die Charta ist ein starkes Bekenntnis zum Erhalt, zur Verbesserung und Erweiterung der großen grünen Landschaftsräume in und um Wien. Die Großregion Bisamberg, der Regionalpark ‚DreiAnger‘, das Marchfeld mit dem Norbert-Scheed-Wald, der Donauraum mit dem Prater, die Terrassenlandschaften im Süden Wiens, der Wienerwald und die Schließung des Grüngürtels werden davon insgesamt nachhaltig profitieren. Unser Ziel ist es, die grüne Lunge Wiens weiter auszubauen und für nachfolgende Generationen zu erhalten, denn Wälder und Wiesen sind die natürlichen Klimaanlagen unserer Stadt“, so der Wiener SPÖ-Klubobmann Josef Taucher.

„Der Wald- und Wiesengürtel der Stadt ist für den Erhalt der grünen Lunge und für die Lebensqualität der Wienerinnen und Wiener überlebenswichtig. Artenschutz und Schutz der ökologischen Vielfalt sind unser Ziel. In Zeiten des Klimawandels schauen wir darauf, dass die Grünräume Wiens nicht nur erhalten bleiben, sondern auch vergrößert werden. Der Wald- und Wiesengürtel ist ein wichtiger Garant dafür“, so der Umweltsprecher der Grünen Wien, Rüdiger Maresch. 

Ziele in 12 Leitsätzen & Schlüsselmaßnahmen

Die Charta bietet eine Leitlinie und Orientierungshilfe für die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung genauso wie auch für EigentümerInnen, BewirtschafterInnen, NGO’s, NPO’s sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen. Die Ziele sind in zwölf Leitsätzen festgeschrieben und betreffen die Themen: Nachhaltige Siedlungsentwicklung, Schutz des Bodens, Klimaschutz und Klimawandelanpassung, Erhaltung und Verbesserung der Biodiversität im Wald, Erhaltung und Verbesserung auf Wiesen, naturnahe Gewässer, Baumschutz/Naturgefahren und Haftung, Zeitgemäßes Wildtiermanagement, Gezielte Kooperationen mit Privaten- und Bundes-AkteurInnen, Forschung und Bildung, Erholungsangebote und differenzierte Nutzung sowie Erreichbarkeit mit dem Umweltverbund.

Jeder der zwölf Leitsätze wird durch Schlüsselmaßnahmen ergänzt und verdeutlicht – zum Beispiel: 

  • Sicherung des Grünraumanteils von Wien bei mehr als 50 %
  • Fortsetzung des Schutzprogrammes „Netzwerk Natur“
  • Aufforstungen in den waldarmen Teilen Wiens
  • Sicherung der möglichst großen Vielfalt heimischer, standortgerechter Baumarten
  • quantitative und qualitative Sicherung und Entwicklung der Wiesenflächen
  • Renaturierung von Fließgewässern
  • Maßnahmen und Unterstützung für Baumverantwortliche zur Vermeidung nicht notwendiger Sicherungsschnitte
  • Einrichtung von Wildruhezonen in Wäldern und auf Wiesen
  • Forschungskooperationen und Intensivierung der Umweltbildung
  • Attraktivierung der Erreichbarkeit von Grünräumen mit dem Umweltverbund

Drei konkrete Aktionspläne

Die Wiener Wald- und Wiesen-Charta wird durch drei weitere ergänzende Dokumente mit Leben erfüllt, die ein ganzes Bündel an weiteren detaillierten Maßnahmen enthalten:

  1. Der Aktionsplan Artenvielfalt
    Der Aktionsplan Artenvielfalt zeigt deutlich auf, wie Artenschutzmaßnahmen mit Klimaschutzmaßnahmen Hand in Hand gehen. Ziele der Maßnahmen sind die Erhaltung, Ergänzung und Erneuerung von artenreichen Grünflächen. Dazu zählen unter anderen: Das Interreg-Projekt SK-AT „City Nature“ von Wien und Bratislava für die Erhaltung und Pflege von Wiesen, Hilfe für Gebäudebrüter und Naturschutz-Kommunikation. Das Artenvielfalt-Projekt „Netzwerk Natur II“, die Initiative zur Pestizidreduktion in Wien, die Auszeichnung naturnaher Gärten mit der Plakette „Naturnahe Grünoase“, Vertragsnaturschutz-Projekte für ein Artenreichtum in der Landwirtschaft. Dazu kommt noch eine ganze Reihe von speziellen Maßnahmen: Von der Beweidung der Hügel am Kellerberg über die Pflege von geschützten Lebensräumen mit Freiwilligen und Schulklassen bis hin zu gezielten Maßnahmen für seltene Tierarten wie Smaragdeidechsen oder Alpenbock. 

  2. Der Aktionsplan Wald
    Der Aktionsplan Wald geht von einer ganzheitlichen Betrachtung dieses Ökosystems aus – wobei dessen nachhaltige Erhaltung und Erweiterung im Einklang mit den verschiedensten Nutzungs-Interessen gebracht wird. Hier geht es beispielsweise um kahlschlagfreie Baumentnahmen und einen möglichst schonender Abtransport – etwa durch Pferde. Gleichzeitig werden auch Baumkronen bzw. Altholz als Lebensraum und Nahrungsstätte für seltene Arten im Wald belassen. Insgesamt werden 10 % der gesamten Waldfläche und auch im bewirtschafteten Wald pro Hektar mindestens 5 geeignete Biotopbäume außer Nutzung gestellt. Weitere Maßnahmen sind: eine natürliche Verjüngung des Waldes mit Samen von vor Ort befindlichen Bäumen und die Aufforstung mit heimischen, standortgerechten Baumarten, ein Verbot von Pestiziden und Mineraldüngern sowie ein modernes, zeitgemäßes Wildtiermanagement. 

  3. Der Aktionsplan Gewässe
    Der Aktionsplan naturnahe Gewässer hat den Erhalt, die Verbesserung und die Schaffung neuer naturnaher Lebensräume für Pflanzen und Tiere im Fokus. Dafür gibt es bereits gelungene Vorzeigeprojekte wie beispielsweise am Wienfluss, am Liesingbach oder an der Alten Donau. Maßnahmen zum Schutz und zur Erhöhung der Artenvielfalt an Wiener Gewässern sind zum Beispiel: die Naturnahe Ausgestaltung von Uferbereichen, das Entfernen von harten Sohl- und Uferverbauungen sowie die Pflanzung und Pflege standorttypischer, heimischer Gehölzarten in den Uferbereichen. Dazu kommen beispielweise die Errichtung von Kleingewässern als Lebensraum für Amphibien, Reptilien und andere Kleinlebewesen, die Herstellung der Durchgängigkeit für Fische in Fließgewässern oder auch das Einbringen oder Belassen von Totholz im Gewässer, soweit dies im Einklang mit dem Hochwasserschutz und der Nutzung möglich ist.

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