Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 11.10.2017:
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Wiener KAV weltweit absolut top bei Rheuma-Behandlung und Forschung

Erst heuer war die erfolgreiche Wiener Abteilung des Krankenhaus Hietzing an der Entwicklung neuer Medikamente beteiligt

Das KAV-Krankenhaus Hietzing ist seit mehr als 20 Jahren international federführend bei der Rheuma-Forschung. Und auch an den immensen medizinischen Behandlungs-Fortschritten der vergangenen zwei Jahre hat die zuständige 2. Medizinische Abteilung im KH Hietzing mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erheblichen Anteil. „Anlässlich des Welt-Rheumatags morgen am 12. Oktober möchte ich die hervorragende Leistung dieser Abteilung auch einmal hervorheben. Denn während die Wiener Oppositionspolitiker nicht müde werden den Wiener Krankenanstaltenverbund schlecht zu reden, zeigen die KAV-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass sie Spitzenleistung auf internationalem Niveau liefern. Und das zum Wohle aller Wienerinnen und Wiener egal welcher sozialen Herkunft“, betont Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger.

Rund 500.000 Wienerinnen und Wiener leiden unter rheumatischen Erkrankungen – angefangen von Rückenschmerzen bis hin zu den gefährlichen entzündlichen rheumatische Erkrankungen. Und die Zahl der Betroffenen wird vorerst nicht abnehmen, weil die Wiener Bevölkerung immer älter wird. Denn somit steigt auch die Zahl der sogenannten „Aufbrauchsleiden“: Abnützung der Gelenke, Sehnen und Wirbelsäule durch dauernde körperliche Anstrengung oder Alterungsprozesse.

Wie wichtig die richtige und beste Rheuma-Behandlung ist, zeigt auch, dass in Österreich die zweithäufigste gestellte Diagnose bei Krankenstandstagen in den Bereich der rheumatischen Erkrankungen – also Muskel-Skelett-System und Bindegewebe - fällt. Unter diesen Fehltagen haben auch die Firmen zu leiden, denn die Krankenstände von Rheuma-Betroffenen dauern in der Regel nicht nur ein bis zwei Tage. „Durch den Einsatz neuer Medikamente beziehungsweise Behandlungsmethoden, die im Wiener Krankenanstaltenverbund mitentwickelt beziehungsweise initiiert wurden, verringert sich auch die Krankenstandsdauer“, so Frauenberger. Und weil auch die neuen Medikamente günstiger werden, könnten so insgesamt die durch rheumatische Erkrankungen verursachten Gesamtkosten gesenkt werden.

„Das Rheuma-Zentrum im Krankenhaus Hietzing ist das größte seiner Art in Österreich. Und dort, wo die Expertise gebündelt wird, zeigen sich eben diese großen Erfolge. Deswegen ist die Zentrumsbildung, wie sie das Wiener Spitalskonzept 2030 auch für andere medizinische Bereiche vorsieht, so wichtig“, betont einmal mehr Gesundheitsstadträtin Frauenberger.

Operationen sind immer seltener notwendig

Bereits zu Beginn der 1990er Jahre hat das KAV-Krankenhaus Hietzing als eines von vier Zentren in der Welt an der ersten großen und erfolgreichen internationalen Studien zur Erprobung damals komplett neuer pharmazeutischer Therapien durchgeführt: einem gentechnisch hergestellten Biologikum. Die Ergebnisse sorgten international für Aufsehen. Prof. Josef Smolen, Abteilungsvorstand der 2. Medizinischen Abt. im KH Hietzing und der Universitätsklinik für Innere Medizin III (AKH Wien), gehört seitdem zu einer der Rheuma-Koryphäen weltweit. In den nachfolgenden Jahren konnten weitere Biologika, teilweise wiederum in Federführung seitens des KH Hietzing und der Medizinischen Universität Wien/AKH, entwickelt werden, die noch mehr PatientInnengruppen Besserungen bis heilungsähnliche Zustände verschafften. „Damit können wir tatsächlich die Zerstörung der Gelenke verhindern. Wurde die Erkrankung rechtzeitig erkannt und therapiert, können viele Patientinnen und Patienten sogar wieder schmerzfrei werden“, sagt Smolen. Die spürbaren Erfolge der Biologika treten in vielen Fällen bereits nach wenigen Behandlungstagen ein. „Endete früher für viele Patientinnen und Patienten mit entzündlichen rheumatischen Gelenkserkrankungen der Weg im Rollstuhl oder beim chirurgischen Orthopäden mit dem Einsatz künstlicher Gelenke, so können wir heute in den meisten Fällen die sehr aggressiven Krankheitsverläufe stoppen und auch umkehren“, erklärt Smolen. Im Zuge dessen konnte bei vielen Patientinnen und Patienten die Aufnahme auf Bettenstationen vermieden und Tagesambulanzen entwickelt werden.
„Mit allen Medikamenten und Therapien, die uns jetzt zur Verfügung stehen, haben wir mittlerweile die drei schlimmsten rheumatischen Erkrankungsformen im Griff: die rheumatoide Arthritis, die Psoriasisarthritis und den Morbus Bechterew“, betont der KAV-Rheuma-Experte.

Auch neueste Medikamenten-Generation in Hietzing mitentwickelt

Gerade in den vergangenen zwei Jahren seien mit der Entwicklung sogenannter Biosimilars weitere Erfolge gelungen. Denn die originalen Biologika sind teuer. Mit den Biosimilars ist aber eine Reduktion des Preises um bis zu 50 Prozent gelungen, bei gleichem Wirkprofil.
Und auch bei der Entwicklung und Erprobung der absolut neuesten Arzneimittel-Generation haben Smolen und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maßgeblich teilgenommen. „Die Biologika müssen bis dato gespritzt werden. 2016 und 2017 haben wir in Hietzing und im AKH Studien zu neuen Medikamenten, die oral eingenommen werden können, publiziert. Diese Pharmazeutika sind in ihrer Wirkung ähnlich den Biologika, möglicherweise sogar etwas wirksamer“, kündigt der KAV-Experte an. Nicht zuletzt haben diese neuen Medikamente den Vorteil, dass sie für die Patientinnen und Patienten leichter und schmerzfrei zu verabreichen sind.
Zusätzlich haben Smolen und seine Teams im Rahmen der Europäischen Rheumaliga erst vor Kurzem neue Richtlinien zur Rheuma-Therapie entwickelt. „Diese neuen Behandlungsabläufe gehen jetzt in die ganze Welt hinaus“, zeigt sich Smolen stolz.

Weitere Forschungen notwendig

Auch wenn in den vergangenen Jahren mit Hilfe der KAV-Expertenteams großartige Erfolge erzielt wurden, weiß die Wissenschaft nach wie vor nicht, was Rheuma auslöst. „Hier ist noch viel zu tun. Vor allem auch im Bereich der eingangs erwähnten Aufbrauchsleiden. 25 Prozent der über 60-Jährigen leiden darunter und es gibt derzeit keine Medikamente, die diese Leiden stoppen oder wesentlich verlangsamen – das ist der große Unterschied zu den entzündlichen Rheuma-Formen“, erläutert der Rheuma-Experte.

Abschließend betont Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger: „Ohne das persönliche Engagement von Josef Smolen für das Fach Rheuma und dem Bestreben nach bestmöglicher Therapie für seine Patientinnen und Patienten wären diese auch weltweiten Erfolge nicht möglich gewesen.“

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