Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 09.04.2015:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Morgen vor 70 Jahren: 10. April 1945

Im Gedenken an die Geschehnisse der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs - vom erstmaligen Betreten Wiener Bodens durch die sowjetische Truppen bis zur Gründung der Zweiten Republik Österreich im Roten Salon des Wiener Rathauses - erinnert die Rathauskorrespondenz bis 29. April täglich an wichtige Vorkommnisse dieser Tage vor 70 Jahren.

Dienstag, der 10. April 1945

  • Die Brücken über den Donaukanal werden von der deutschen Wehrmacht gesprengt, als letzte um 4 Uhr früh die Aspernbrücke, wobei die Urania und die Rettungszentrale beschädigt werden. Die sowjetischen Truppen erreichen den Donaukanal, sie besetzen die Freudenau und das Lusthaus sowie Vösendorf, Neulengbach, Gänserndorf und Deutsch-Wagram.
  • Hitler verkündet deklamierend: "Berlin bleibt deutsch und Wien wird wieder deutsch!" Er befiehlt einen Gegenangriff zur Rückeroberung Wiens aus den Räumen St. Pölten und Semmering. Der Befehl ist irreal, und es gibt nicht einmal einen ernsthaften Versuch, ihn auszuführen.
  • Im Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht wird vermerkt: "Ein Teil der Wiener Bevölkerung hat seine Haltung verloren." Reichspropagandaminister Goebbels formuliert es in seinem Tagebuch schärfer: "Es haben in der Stadt Aufruhraktionen in den ehemals roten Vororten stattgefunden... Jetzt müssen die härtesten Maßnahmen ergriffen werden, um die Dinge in Wien wieder zu bereinigen. Der Führer ist weiterhin entschlossen, die Stadt unter allen Umständen zu halten. Man darf natürlich die Vorgänge, die sich in Wien selbst abspielen, nicht allzusehr dramatisieren. Es handelt sich natürlich um Gesindel, das diese Aufstände veranstaltet, und dieses Gesindel muss zusammengeschossen werden."
  • In der Osterleitengasse in Döbling erschießt ein Nationalsozialist aus dem Hinterhalt mehrere Zivilisten, die mit weißen oder rotweißroten Armbinden auf die Straße gegangen sind.
  • Wien liegt von beiden Seiten unter schwerem Artilleriefeuer. Es kommt zu zahlreichen Bränden, die von der Bevölkerung mit primitivsten Mitteln bekämpft werden.
  • In vielen Häusern richten die Bewohner Alarmwachen ein. Wenn sich sowjetische Soldaten nähern, wird aus Angst vor Plünderungen und Vergewaltigungen Lärm gemacht, um Offiziere der Militärpolizei herbeizuholen, die gegen die meist betrunkenen Soldaten vorgehen.
  • Auf dem Flughafen Wiener Neustadt landet ein sowjetisches Militärflugzeug, das die Spitzen der KPÖ aus ihrem Moskauer Exil bringt. Tags darauf kommt aus Jugoslawien per Flugzeug eine zweite Gruppe von führenden KPÖ-Funktionären, die dort ein österreichisches Bataillon im Rahmen der Tito-Armee aufgestellt haben. Die KPÖ hat damit als erste Partei eine aktive Führung.

(Schluss) red

Rückfragehinweis für Medien

  • Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien (MA 53)
    Stadtredaktion
    Diensthabende/r Redakteur/in
    Telefon: 01 4000 81081