Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 12.06.2014:
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Städtische Hitzebelastung: Verbesserung des urbanen Mikroklimas durch strategische und gestalterische Maßnahmen

Städtische Hitzebelastung: Verbesserung des urbanen Mikroklimas durch strategische und gestalterische Maßnahmen

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Abschlusskonferenz des EU-Projektes zur Entwicklung von Strategien zur Minimierung des globalen Phänomens urbaner Hitzeinseln (UHI)


Die erste Hitzewelle des heurigen Jahres hat Wien bereits hinter sich und wieder wird offensichtlich, dass der Klimawandel auf Großstädte auch spürbare negative Auswirkungen haben kann - sie werden heißer. Das globale Phänomen urbaner Hitzeinseln ist Hintergrund des EU-Projektes "Urban Heat Islands" (UHI), an dem sich im Rahmen des EU-Programms "Central Europe" acht europäische Metropolen - Budapest, Ljubljana, Modena, Padua, Prag, Stuttgart, Wien und Warschau - beteiligten. In Wien waren als ProjektpartnerInnen die Wiener Umweltschutzabteilung - MA 22 und das Institut für Bauphysik an der Technischen Universität Wien federführend. Im Rahmen der Abschlusskonferenz am Donnerstag wurden die Projektergebnisse vorgestellt und ein Einblick in die entwickelten Strategien zur Verminderung von urbanen Hitzeinseln gegeben. "Das von Central Europe geförderte UHI-Projekt hat eine hervorragende Gelegenheit geboten, den bisherigen Wissensstand mit den neuesten Erkenntnissen in Einklang zu bringen und so eine optimale Strategie für Wien zu entwickeln", resümiert Gemeinderat Erich Valentin, Vorsitzender des Umweltausschusses.

Europäisches Forschungsprojekt evaluiert UHI-Effekt und definiert nachhaltige Maßnahmen

Im Rahmen des europäischen Projekts wurde das Klima in den beteiligten acht Städten im Hinblick auf das Phänomen der urbanen Hitzeinseln untersucht. Konkret fokussierte das Forscherteam auf die Frequenz, das Ausmaß und die zeitsensitive (Tag oder Nacht) Verteilung der UHI-Intensität in einer Referenzwoche. Das Ausmaß des UHI-Effekts kann dabei durch die sogenannte UHI- Intensität ausgedrückt werden, die den Unterschied zwischen zwei simultan gemessenen Temperaturen in der Stadt und auf dem Land angibt, wie Univ. Prof. Ardeshir Mahdavi (TU Wien) bei der Tagung erläuterte. Zu den Faktoren, die das Mikroklima und dessen Schwankungen im städtischen Raum beeinflussen, gehören insbesondere Bebauungsdichte, anthropogene Wärme, Verkehrsaufkommen sowie Existenz und Ausmaß von Grünflächen und Wasserbecken.

Prof. Stefano Tibaldi, Generaldirektor der ARPA (Regional Agency for Environmental Protection in Emilia-Romagna), bilanziert: "Schlechte Stadtplanung kann die Auswirkungen des Klimawandels verschärfen. Die in den Städten vorhandene Nähe von Menschen, Unternehmen und Dienstleistungen bietet jedoch auch Möglichkeiten zur effizienteren Ressourcennutzung." EntscheidungsträgerInnen auf allen Ebenen sollten sich daher mit den urbanen Hitzeinseln auseinandersetzen und Strategien, Anreize und Regeln ausarbeiten, die wirtschaftlichen, sozialen und umweltbezogenen Erfordernissen gerecht werden, so Tibaldi. Als Ergebnis des bisherigen Prozesses konnten sowohl geometrische als auch physikalische Eigenschaften der städtischen Umwelt beschrieben und in einer systematischen Struktur erfasst werden. Diese Struktur kann den Entwurfsprozess und die Evaluierung von Maßnahmen zur Entschärfung sogenannter Hotspots unterstützen.

Eigener Leitfaden für Wien (UHI-STRAT) soll im Herbst publiziert werden

Aus einer unglaublich breiten Palette von über 300 Optionen wurden für Wien 70 relevante Maßnahmen selektiert (räumlich wirksame Grünstrukturen, Bäume, Bauwerks-begrünung, Entsiegelung, Wasserflächen), um dadurch auch einen systematischen Ansatz für die effektive Umsetzung zu schaffen. Durch umfassende Analyse und Berücksichtigung mehrerer Kriterien (mikro-/mesoklimatische Auswirkung, Stadtökologie, Stadt- und Freiraumgestaltung, Lebens-qualität) wurde eine strukturierte Entscheidungshilfe aufgebaut, aus der für Wien in den nächsten Monaten ein anwendungsorientierter Leitfaden entstehen soll.

"Dieser Leitfaden wird nicht nur die Wirkungsweise einzelner Maßnahmen beschreiben, sondern wird querschnittsorientiert aufgebaut sein und auch ökologische Faktoren, stadtgestalterische Funktionen, wirtschaftliche Faktoren und die Akzeptanz der Betroffenen berücksichtigen", freute sich Dr. Karin Büchl-Krammerstätter, Leiterin der Wiener Umwelt-schutzabteilung - MA 22 über das erfolgreiche Ergebnis des EU-Projekts. Zudem soll der neue Leitfaden aufzeigen, über welche Steuerungsebenen der Stadt (wie z. B. Richtlinien, Programme, Leitlinien, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit) die Maßnahmen optimal eingesetzt werden können.

Weiter Informationen auf www.eu-uhi.eu und www.umweltschutz.wien.at.

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