Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.04.2014:
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Österreichischer Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst 2014 an Bruce Nauman

Bruce Nauman ist der diesjährige Preisträger des Friedrich Kiesler-Preises für Architektur und Kunst, der u.a. bereits Frank O. Gehry, Toyo Ito, Olafur Eliasson oder Heimo Zobernig verliehen wurde. Die international hoch besetzte Fachjury einigte sich auf den 1941 geborenen und in New Mexico lebenden Konzeptkünstler Bruce Nauman. Die mit 55.000,- Euro dotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre, alternierend von der Republik Österreich und der Stadt Wien vergeben. Ausgezeichnet werden "herausragende Leistungen in der Grenzüberschreitung der etablierten Disziplinen der Architektur und der Künste ganz im Sinne Friedrich Kieslers Theorie der "correlated arts"(Statuten des Kiesler Preises).

Die Entscheidung der Jury

"Die internationale Jury würdigt Bruce Nauman für seine starke, aber nicht mimetische Verbindung zu Kieslers Konzepten, im Speziellen hinsichtlich der sensorischen und dynamischen Wahrnehmung des Raumes. Im Sinne der Statuten des Österreichischen Friedrich Kiesler-Preises für Architektur und Kunst wird die Auszeichnung für "hervorragende Leistungen im Bereich der Architektur und der Künste [verliehen], die den innovativen Auffassungen Friedrich Kieslers und seiner Theorie der ,correlated arts' entsprechen, in jenem grenzüberschreitenden Sinn, der die etablierten Disziplinen der Architektur und der Künste verbindet.

Ungeachtet des unterschiedlichen historischen Zeitpunkts und Kontexts, in denen sie tätig sind und waren, gibt es eine sehr klare Beziehung zwischen Kieslers und Naumans Haltung und Interesse an der Wechselbeziehung zwischen Betrachter, Raum, Objekten und Konzepten. Die Annäherung an das Potenzial von Kunst und Sprache stellt ebenso eine Parallele zu Kieslers Künstlerfreund Duchamp dar. Die Auseinandersetzung mit Sprache und das kontinuierliche Spiel von Bedeutungen und den Handlungen, die aus der Kommunikation und ihren Regeln resultieren, verbindet Nauman mit einem anderen Wiener Theoretiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Ludwig Wittgenstein.

Die Parallelen zwischen Kieslers und Naumans Werken sind mannigfaltig: Sie erfinden Theater der Erfahrungen, in denen sie die Trennung von Betrachter und Objekt aufheben; sie untersuchen die Endlosigkeit des Raumes und formen neue räumliche Topologien; beide scheuen sich nicht vor schwarzem Humor und der Theatralik des Unheimlichen; beide konstruieren neue Betrachtungsapparate, für Film und Video; beide entwerfen ,Funhouses', von Bühnen zu Karussellen. Beide halten an einer konstruktivistischen visuellen Pädagogik fest, wobei körperliche Erfahrungen die Unterscheidung zwischen Objekt und Subjekt aufheben. Ihre Kunst ist eine Kunst von mentalen und körperlichen Übungen, eingebettet in einen neuen architektonischen und technologischen Raum, mit einer Vorliebe für das Konzept gegenüber der perfekten Umsetzung", so das Statement der Jury.

Bruce Naumans Kommentar auf die Frage, ob er den Preis annehmen wolle: "It makes sense."

"Mit Bruce Nauman wird einer der bedeutendsten Künstler seiner Generation ausgezeichnet. Mit der Verleihung des Friedrich Kiesler-Preis an Bruce Naumann wird ein Weg fortgesetzt, den bereits Friedrich Kiesler mit seinem ganzheitlichen Konzept eines grundsätzlichen Zusammenwirkens von Architektur, Theater, Design, Wissenschaft und bildender Kunst beschritten hat. Hier wird eine Tradition sichtbar, die das österreichische Kulturleben ganz maßgeblich prägt." Dr. Josef Ostermayer, Bundesminister für Kunst und Kultur

"Als einer der kreativsten und innovativsten Architekten und Künstler hat Friedrich Kiesler die Entwicklungsgeschichte der Kunst und Architektur im 20. Jahrhundert entscheidend mitgeprägt. Mit der Friedrich Kiesler Stiftung ist die Bedeutung dieses Universalisten fest in der Kulturlandschaft der Stadt Wien verankert. Bruce Nauman, einer der radikalsten und erfolgreichsten seiner Generation, fügt sich mit seinem Werk hervorragend in die Reihe der herausragenden Künstler, die den Preis bisher erhalten haben. Ich freue mich sehr, dass sein Werk mit dem Friedrich Kiesler-Preis 2014 gewürdigt wird." Dr. Andreas Mailath-Pokorny, Stadtrat für Kultur und Wissenschaft der Stadt Wien

"Für Nauman, wie auch für Kiesler, formuliert die Zirkulation durch unbestimmten Raum und Ortlosigkeit eine Architektur des deliriösen Kontinuums. Das Anerkennen von Nauman in diesem Stadium des Kiesler-Preis-Zyklus betont die Bedeutsamkeit und Tiefgründigkeit einer solchen Reise gleicherweise für Künstler und Architekten." Hani Rashid, Präsident der Friedrich Kiesler Stiftung, Wien-New York

"Bruce Nauman steht in einer Reihe mit den Weltneuerfindern; die den endlosen Raum der Kunst ausloten und neu definieren. Friedrich Kiesler und der Preisträger 2014 verbinden hier das 20. mit dem 21. Jahrhundert und in ihrem offenen Werk- und Arbeitsprozeß, die Avantgarde mit dem aktuellen interdisziplinären Diskurs der Kunst und Architektur in einer globalen Welt. Peter Bogner, Direktor Friedrich Kiesler Stiftung

Österreichischer Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst

Auf Wunsch von Friedrich Kieslers zweiter Frau Lillian wurde der Österreichische Friedrich Kiesler Preis für Architektur und Kunst 1997 ins Leben gerufen. Bereits seit 16 Jahren organisiert die Kiesler-Privatstiftung diesen Preis, der mit 55.000 Euro Preisgeld zu den höchst dotierten Auszeichnungen der Welt zählt. Ausgewählt wird der/die Preisträger/in durch eine hochkarätig besetzte internationale Experten-Jury aus Theoretikern, Künstlern und Architekten.

Jury des Kiesler-Preises 2014:

  • Mario Codognato, Chefkurator 21er Haus, Wien
  • Chris Dercon, Direktor Tate Modern, London
  • Juan Herreros, Architekt JuanHerrerosArquitectosSL
  • Nicolaus Schafhausen, Direktor Kunsthalle Wien
  • Jasper Sharp, Kurator Kunsthistorisches Museum, Wien

Der Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst 2014 wird durch den österreichischen Kunst- und Kulturminister Dr. Josef Ostermayer verliehen. Der Termin der Verleihung wird noch bekanntgegeben.

Eine Langversion des Pressetextes sowie Fotos des Preisträgers finden Sie unter: www.kiesler.org

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    Kabinett des Bundesministers Josef Ostermayer
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