Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 04.12.2013:
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Traditionsreiche Auszeichnung bildet Wiens Kreativität ab (1)

Mailath überreicht Preise der Stadt Wien

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreichte heute, Mittwoch, im Wiener Rathaus die alljährlich vergebenen Preise der Stadt Wien an 12 renommierte KünstlerInnen und WissenschafterInnen im Wiener Rathaus: "Die Preise sind eine traditionsreiche Auszeichnung. Die Liste der Preisträger liest sich wie das Who is Who der Wiener Kultur- und Wissenschaftslandschaft. Hier reihen sich auch die diesjährigen Geehrten nahtlos ein, denen die Stadt nicht nur für ihr Wirken dankt, sondern sie durch den Preis in der Öffentlichkeit stärker sichtbar machen möchte. Sichtbar deshalb, um zu zeigen, wie vielfältig und innovativ unsere Stadt ist", so Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny in seiner Eröffnungsrede.

Die Festrede hielt der Schriftsteller Gustav Ernst, der das zahlreich anwesende Publikum auf einen kritischen Streifzug durch Literaturbetrieb, Verlagswesen und die Literaturkritik der Medien mitnahm. Zu Beginn äußerte er sich zum Urheberrecht: "Ich muss gestehen, ich fühle mich umzingelt, von Idealisierung, Popularisierung, Digitalisierung, Monopolisierung, Profitmaximierung, von Quotenjägern, Marketingstrategen und Piraten, die den Preis für einen Computer gern bezahlen, um dann meine Werke - aber ohne zu bezahlen - herunterladen können. Wohl auch um in kreativer Laune darin herumzutrampeln, sie zu plündern, sich die besten Stücke in die eigenen umzustecken, vielleicht auch um sie gesäubert, von widerborstigen Formen und Inhalten, zusammenzufassen, sie kurzzufassen und in Kurzform nachzuerzählen", so Ernst.

Weiters hob Ernst, ob aller Schwierigkeiten in seiner Kunstsparte, die Literaturförderung hervor: "Das Wiener, das österreichische Literaturfördersystem ist einmalig auf der Welt und unbedingt lobens- und schützenswert. Es erlaubt seit Kreiskys Zeiten eine menschen- und literaturwürdige Nischenexistenz. Klar, allein nur davon kann man nicht leben. Mein Überleben aber wurde durch Förderungen wesentlich mitermöglicht und ich möchte bei dieser Gelegenheit den Verantwortlichen, der Kulturabteilung dafür danken. Gerade weil ich weiß, wie sehr Kultur und Kulturförderung auch in der Stadt Wien angefeindet wird. Nicht wenige würden sie glatt abschaffen", so Ernst.

Bernhard Denscher, Leiter der Kulturabteilung präzisierte in seiner Laudatio das Wirken der PreisträgerInnen und wies auf die Wichtigkeit von Wissenschaft und Kultur für die Gesellschaft hin: "`Man ist in Europa vor nichts mehr bange als vor dem totalen Bankrott, dem, wie es scheint, ganz Europa entgegengeht, und vergisst darüber die weit gefährlichere, wie es scheint unvermeidliche Pleite in geistiger Hinsicht, die vor der Tür steht.` Was hier so bedrückend aktuell klingt, stammt aus dem Jahr 1836 und ist eine treffende Analyse des dänischen Philosophen Sören Kierkegaard, der angesichts einer damals drohenden Wirtschaftskrise die grundlegende Bedeutung der geistigen Werte betonte", so Denscher.

Publizist Erich Klein nahm abschließend in einer Dankesrede Bezug auf das Geburtsdatum der Preise der Stadt Wien und zeichnete einen kulturhistorischen Abriß der Wiener Seele: "Die Wiener, heisst es in einem kleinen Text von Ilse Aichinger 1945, glauben noch immer, dass sie sich aussuchen können, von wem sie befreit werden. Man kann sich diesen Satz auf der Zunge zergehen lassen oder ihn einfach stehen lassen."

Die Preise werden jährlich vergeben und sind mit je 8000 Euro dotiert. Die PreisträgerInnen werden von unabhängigen Fachjurys ausgewählt. Die Feierstunde wurde von Werken einer Preisträgerin musikalisch umrahmt: Ulrike Anton an der Flöte und Armin Egger auf der Gitarre spielten Werke der ausgezeichneten Komponistin Gabriele Proy.

In einer Zweiten Aussendung ist das künstlerische und wissenschaftliche Schaffen der einzelnen PreisträgerInnen in der Laudatio von Bernhard Denscher einsehbar.

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