Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.10.2013:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

StR Ludwig: Erste Passivhaussanierung eines Wiener Gemeindebaus

StR Ludwig: Erste Passivhaussanierung eines Wiener Gemeindebaus

Copyright: Kromus / PID

Download (0.32 MB)

StR Ludwig: Erste Passivhaussanierung eines Wiener Gemeindebaus

Copyright: BOKU / Treberspurg

Download (0.44 MB)

Innovatives Projekt im Rahmen der europaweiten Forschungsinitiative "EUGUGLE"; Einsatz von modernstem Fassadensystem, das Energie generiert


In der Hütteldorfer Straße 252 im 14. Bezirk wird mit Fördermitteln aus dem EU-Projekt EUGUGLE erstmals ein Gemeindebau auf Passivhausstandard saniert. Dabei wird eine beträchtliche Reduktion des Heizwärmebedarfs von rund 90 Prozent erzielt werden. Heute, Mittwoch, stellten Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Architekt Martin Treberspurg, Institut für Konstruktiven Ingenieurbau - Ressourcenorientiertes Bauen an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), sowie Josef Neumayer, Direktor von Wiener Wohnen, das innovative Projekt vor.

70 Prozent des europäischen Energieverbrauchs werden in Städten konsumiert. Davon gehen etwa 40 Prozent auf den Gebäudebestand zurück. Ziel von EUGUGLE ist es, zu erforschen, welche Sanierungslösungen für Wohnhäuser und ganze Grätzel unter unterschiedlichen klimatischen, ökonomischen und soziokulturellen Bedingungen am kosteneffizientesten und nachhaltigsten sind.

Wien ist insgesamt mit drei Gemeindebauten sowie fünf weiteren Wohnhausanlagen im Gebiet rund um die Linzer Straße in Penzing an EUGUGLE beteiligt. Einen besonderen Stellenwert besitzt die Passivhaussanierung des Gemeindebaus Hütteldorfer Straße 252, die das Vorzeige-Projekt von EUGUGLE in Wien darstellt. Die städtische Wohnhausanlage, die zu den vorrangigen Sanierungsvorhaben von Wiener Wohnen zählt, wurde aufgrund ihrer idealen geografischen Ausrichtung ausgewählt. Die Unterzeichnung und damit die Genehmigung des Forschungsprojekts durch die Europäische Kommission fand im Oktober statt. Nun startet Wiener Wohnen mit der konkreten Planung und Umsetzung der Projekte.

,,EUGUGLE ist ein wichtiges zukunftsweisendes Forschungsprojekt. Umso mehr freut es mich, dass dadurch auch die erste Sanierung eines Gemeindebaus auf Passivhausstandard ermöglicht wird. Ein Win-Win-Projekt, das vor allem den Bewohnerinnen und Bewohnern zugutekommt, das aber auch dem Klimaschutz und der Erforschung und Lösung zentraler Zukunftsfragen dient. Wien ist bereits 2012 im internationalen Smart City-Ranking als weltweit führend ausgezeichnet worden. Mit dem Vorzeigeprojekt im Rahmen dieser EU-Initiative gehen wir einen weiteren Schritt vorwärts", hob Wohnbaustadtrat Michael Ludwig bei der Präsentation des Projekts hervor.

,,Die internationalen und nationalen Zielsetzungen im Bereich der Energiepolitik machen ein Umdenken auch bei der Gebäudesanierung notwendig. Um die EU-Ziele - 20 Prozent weniger Treibhausgasemissionen, 20 Prozent mehr erneuerbare Energien sowie Verbesserung der Energieeffizienz um 20 Prozent bis 2020 - zu erreichen, kann gerade im Bereich des Wohnbaus und der Gebäudesanierung viel bewirkt werden. Das Projekt in der Hütteldorfer Straße ist auch dahingehend ein Pionierprojekt, da die Ergebnisse daraus auch Erfahrungswerte für weitere Sanierungen sichern", betonte Architekt Martin Treberspurg von der BOKU Wien, die EUGUGLE in Wien federführend wissenschaftlich betreut.

,,Wiener Wohnen hat bereits in den letzten Jahren verstärkt auf umfassende thermische Sanierungen gesetzt. Dabei ist es immer unser Ziel, für die Mieterinnen und Mieter - unter Ausschöpfung aller Fördermöglichkeiten - die beste Sanierungsvariante zu wählen. Die Unterstützung durch EU-Fördermittel bietet nun erstmals die Möglichkeit, eine Sanierung auf Passivhausstandard durchzuführen. Trotz des tiefgreifenden Effekts der Maßnahmen wird dabei - durch ein vorgefertigtes multifunktionales Fassadensystem - eine verkürzte Sanierungsdauer erreicht werden", erklärte der Direktor von Wiener Wohnen, Josef Neumayer.

Smarte Eigenversorgung durch multifunktionales Fassadensystem

Als Besonderheit kommt bei der Sanierung auf Passivhausstandard ein vorgefertigtes Fassadensystem zum Einsatz, das mehrere Vorteile vereint: eine integrierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Passivhausfenster sowie Photovoltaik für die smarte Eigenversorgung. Die Photovoltaikmodule, die an der Außenverglasung eingesetzt werden, sind so ausgelegt, dass damit der Jahresbedarf der allgemeinen Bereiche der Wohnhausanlage sowie der Komfortlüftungsanlage möglichst gedeckt werden können. Damit sind die wesentlichen Haustechnikfunktionen bereits in die Fassade integriert und der bauliche Eingriff in die Wohnungen bleibt minimal. Gleichzeitig wird auf Grund des hohen Vorfertigungsgrades eine Bauzeitverkürzung vor Ort erreicht. Durch die moderne Be- und Entlüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung gibt es an der stark frequentierten Hütteldorfer Straße frische Luft ohne Straßenlärm.

Reduktion des Heizwärmebedarfs auf 9 kWh/m2a

Der Städtische Wohnhausanlage Hütteldorfer Straße 252 umfasst insgesamt 56 Wohneinheiten und wurde in den Jahren 1969 bis 1971 erbaut.

Sie hat derzeit einen Heizwärmebedarf von 108 kWh/m2a. Nach der Sanierung wird der Bedarf nur noch etwa 9 kWh/m2a betragen. Das entspricht einer Reduktion von rund 90 Prozent und damit dem für Passivhäuser vorgeschriebenen Heizwärmebedarf unter 10 kWh/m2a (nach OIB-Richtlinie 6).

Über EUGUGLE

Die EU-Initiative EUGUGLE wird im Rahmen des 7. Rahmenprogramms für Forschung und Innovation mit insgesamt 16,8 Mio. Euro von Seiten der EU Kommission gefördert. In Wien werden in Penzing insgesamt drei Gemeindebauten sowie voraussichtlich fünf Wohnbauten, die nicht im Eigentum der Stadt Wien stehen mit einer Förderung von etwa 2,8 Mio. Euro unterstützt.

Neben der Hütteldorfer Strasse 252, werden auch die Städtischen Wohnhausanlagen Hackinger Straße 36 sowie Anzbachgasse 31 - diese beiden auf Niedrigenergiestandard - saniert. Insgesamt werden somit mehr als 40.000 m2 Fläche in den drei Gemeindebauten erneuert.

Neben Wien, in dem die BOKU als Hauptverantwortliche des Projekts gemeinsam mit der Stadt Wien und iC clean energy solutions (iC ces) zusammenarbeitet, sind auch Projekte in Finnland, Deutschland, Italien, Slowakei und Spanien geplant. Das Projekt EUGUGLE hat eine fünfjährige Laufzeit und wird bis 2018 abgeschlossen sein. Evaluiert wird das Projekt in der Hütteldorfer Straße unter anderem über Messungen in den Wohnungen und an der Fassade, sowie eine MieterInnenbefragung.

Rückfragehinweis für Medien