Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 11.06.2013:
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Jüdisches Museum Wien: Chawerim Chasak

100 Jahre jüdische Jugendbewegung Haschomer Hatzair

Die Ausstellung "Chawerim Chasak! 100 Jahre jüdische Jugendbewegung Haschomer Hatzair" zeigt von 12. Juni bis 29. September 2013 im Extrazimmer des Jüdischen Museum Wien, einem Museum der Wien Holding die wichtigsten Stationen und Entwicklungen im hundertjährigen Bestehen des Verbandes. Vor allem die zentralen Aktivitäten des Jugendverbandes und deren Bedeutung für die jüdische Identität werden betont und bedeutsame Mitglieder vorgestellt. Die Geschichte des Verbandes wird bis heute nachgezeichnet und zeigt, dass sich der Haschomer Hatzair immer dem Zeitgeist angepasst hat.

Zionismus, Sozialismus und Chaluzinismus

"Chawerim Chasak! Chasak we'Ematz!" (Freunde seid stark! Seid stark und mutig!) - dieser Leitspruch begleitet das 100-jährige Bestehen der jüdischen Jugendbewegung Haschomer Hatzair. 1913 in Galizien begründet, liegen die Wurzeln der Bewegung in den zionistischen Strömungen Osteuropas. Der Haschomer Hatzair entstand aus der Fusion zweier Organisationen: Dem Haschomer (Der Wächter) und der Zei'erei Zion (Die Jungen Zions), die 1916 in Wien fusionierten. Der Name "Haschomer Hatzair" wurde schließlich 1919 bei einer Konferenz in Lodz angenommen und bedeutet "Der junge Wächter". Zentrale Ziele der Bewegung sind von Beginn an Zionismus, Sozialismus und Chaluzinismus (Pionierwesen). 1929 zählte der Haschomer Hatzair bereits 35.000 jugendliche Mitglieder - einen Höhepunkt erreichte die Mitgliederzahl 1939 mit rund 70.000 Jugendlichen. Allein in Wien wurden zu diesem Zeitpunkt zwei Standorte betrieben - in der Kleinen Pfarrgasse 35 und in der Oberen Augartenstrasse 70 im 2. Wiener Gemeindebezirk.

Der so genannte "Anschluss" 1938 führte zu einer kurzzeitigen Einstellung der Tätigkeiten des Verbandes in Wien. Die meisten jüdischen Jugendverbände, darunter auch der Haschomer Hatzair, wurden unter dem "Zionistischen Jugendverband" zusammengefasst und man fand auch in der JUAL (Jugendalija) eine Vertretung. Der charismatische Erzieher Aron Menczer übernahm ab 1939 die Leitung der JUAL und hunderten Jugendlichen wurde nach einer einjährigen landwirtschaftlichen Ausbildung, die Ausreise nach Palästina ermöglicht, wodurch ihr Leben gerettet wurde. Nach Ermordung Menczers, der 1943 gemeinsam mit einer Gruppe von 1260 Kleinkindern aus Bialystok, die er freiwillig auf dem letzten Weg begleiten wollte, in Auschwitz vergast wurde, übernahm Martin Vogel die Leitung der JUAL. 1942 nahmen die Aktivitäten der JUAL und des Haschomer Hatzair in Wien ein abruptes Ende und der Haschomer Hatzair löste sich auf einem Akt der Selbstbestimmung und Freiheit selbst auf. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Haschomer Hatzair 1949 in Wien wiederbegründet. Mehr denn je, stellten das zionistische Ideal und der Aufbau des jungen Staates Israel die zentralen Motive der Bewegung dar.

Pioniere im Land Israel

Von der Gründung 1913 überdauerte der Haschomer Hatzair auch die Katastrophe der Shoah. Die heroische Rolle der Anhänger dieser Bewegung in Aufständen gegen das nationalsozialistische Regime, gipfelnd im Warschauer Ghettoaufstand, prägte dutzende Generationen von Schomrim, wie die MitgliederInnen des Haschomer Hatzair genannt werden, in der Suche nach ihrer jüdischen Identität. In ihrem Streben nach dem sozialistischen und zionistischen Ideal wurden sie zu Pionieren im Land Israel. Der Haschomer beteiligte sich nach 1945 auch aktiv an der Gestaltung jüdischen Lebens in Wien. Während in den 50er und 60er Jahren das Ziel nach Israel auszuwandern ganz zentral und für Mitglieder sogar verpflichtend war, werden in Wien heute vor allem gemeinsame Aktivitäten gesetzt, wie das folkloristische Feiern der jüdischen Feste, Zusammenkünfte an Samstagnachmittagen, Lesungen, Musikabende, Diskussionen, sportliche Aktivitäten, Sommerlager oder gemeinsame Israelreisen. Alle 10 Jahre findet die so genannte "Schomria" statt, bei der tausende Mitglieder des Verbandes zusammentreffen. Seit 1988 ist der Verband in Wien am Desider-Friedemann Platz im 1. Bezirk angesiedelt und prägt das jüdische Leben in der Stadt.

Kurator: Dan Fischman

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Haschomer Hatzair. Von 12. Juni bis 29. September 2013 im Jüdischen Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien. Das zu den Kulturbetrieben der Wien Holding zählende Museum ist von Sonntag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Für beide Museen (Dorotheergasse & Judenplatz) gibt es ein gemeinsames Ticket zum Preis von Euro 10, ermäßigt Euro 8, Gruppen Euro 7, Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr frei, SchülerInnen (ab 15 Jahren), Lehrlinge, StudentInnen (bis 27 Jahre), Zivil- und Präsenzdiener Euro 5. Freier Eintritt für Schulklassen, für die Schülerführung ist ein Kostenbeitrag von Euro 20 zu leisten. Weitere Informationen unter www.jmw.at.

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