Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 29.04.2013:
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Wiens größter Kühlschrank geht ans Netz

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Die Fernkältezentrale Schottenring geht offiziell in Betrieb. Rechtzeitig zu Beginn der warmen Jahreszeit macht sie umweltschonende Gebäudekühlung für die Wiener Innenstadt verfügbar.


Die neue Fernkältezentrale am Schottenring von Wien Energie geht nach mehr als einjähriger Bauzeit offiziell in Betrieb. Rund fünfzehn Mio. Euro wurden investiert, insgesamt waren etwa ein Dutzend Unternehmen und rund 50 Personen an dem Projekt beteiligt. Die Kältezentrale Schottenring ist auf eine Gesamtleistung von 15 Megawatt ausgelegt. Damit ist die Anlage ähnlich dimensioniert wie die Fernkältezentrale in der Spittelau und hat eine Kühlleistung von umgerechnet 100.000 im Handel erhältlichen Kühlschränken.

Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner erklärte bei der Eröffnung: "Mit der Inbetriebnahme der Fernkältezentrale Schottenring geht Wiens größter Kühlschrank ans Netz. Mit dem weiteren Ausbau von Fernkälte investiert Wien in eine zukunftsweisende Infrastruktur. Darüber hinaus leisten wir mit dem Fernkälteausbau einen wichtigen wirtschaftlichen Beitrag für Arbeitsplätze, Innovation und Klimaschutz."

Fernkälte ist eine Energieeffizienzmaßnahme


Grafik: Fernkältezentrale am Schottenring

Erklärung der Grafik "Fernkältezentrale am Schottenring": Die Fernkältezentrale Schottenring befindet sich in einem unterirdischen. Sie grenzt an die Tiefgarage Gonzagagasse/Ecke Zelinkagasse und hat etwa ein Viertel ihrer Gesamtgröße. Dort wird in drei Verfahren Fernkälte produziert. Das Hauptverfahren ist die Erzeugung von Kälte aus der Abwärme der thermischen Abfallbehandlung Spittelau. Absorptionsmaschinen erzeugen die Fernkälte mit der gelieferten Fernwärme. Zweitens kann Fernkälte mit elektrischer Energie in Kompressoren erzeugt werden. Außerdem gibt es noch das "Free Cooling", dabei wird das Donaukanalwasser zur Kühlung genutzt. Die erzeugte Kälte gelangt in einem separaten Netz zu den Kunden. Teil der Fernkältezentrale Schottenring ist ein Entnahmebauwerk am Donaukanal. Dort strömt Donaukanalwasser ein, wird in die Fernkältezentrale gepumpt und nach der Rückkühlung der Kältemaschinen wieder zurückgegeben. Diese Art der Rückkühlung ist sehr effizient. Es werden dadurch Kühltürme in den teilweise denkmalgeschützten Gebäuden in der Wiener Innenstadt vermieden.

Gewerbekunden wie Hotels, Unigebäude und Unternehmen können Fernkälte nutzen – ähnlich, wie das bei Fernwärme funktioniert. Ein separates Netz, durch welches die Fernkälte in die Ringstraßengebäude gelangt, wird nun auf 2,4 Kilometer Trassenlänge sukzessive ausgebaut. Bei voller Auslastung können rund 25.000 Personen in diesen Betrieben von der umweltfreundlichen Gebäudeklimatisierung profitieren. Insgesamt können mit der Fernkältezentrale 1.447 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden.

Wiener Stadtwerke-Energievorstand Marc Hall: "Fernkälte ist eine Energieeffizienzmaßnahme. Sie spart gegenüber herkömmlichen Klimaanlagen elektrische Energie, CO2 und Geld – einerseits durch einen wesentlich effizienteren Einsatz der Kältemaschinen, andererseits durch die Verwendung von Abwärme als Antriebsenergie. In Summe wird für die Fernkälte rund 50 Prozent weniger Primärenergie eingesetzt als das bei dezentralen Lösungen der Fall ist."

Exzellente Zukunft: 200 Megawatt bis 2020

Wien Energie-Geschäftsführer Robert Grüneis: "Die globale Klimaerwärmung bekommen auch wir in Wien zu spüren. Angesichts der ökologischen und wirtschaftlichen Vorteile hat Fernkälte eine exzellente Zukunft vor sich und wird in den nächsten Jahren stark ausgebaut werden. Derzeit sind 57 Megawatt in Betrieb, bis 2020 ist ein Ausbau um fast das Vierfache auf 200 Megawatt geplant."

2009 ging die erste Fernkältezentrale in der Spittelau ans Netz, die unter anderem das Allgemeine Krankenhaus der Stadt Wien (AKH Wien) sowie das Immobilienprojekt Skyline, die Hochschule für Bodenkultur (BOKU) und den Radiosender Ö3 in der Muthgasse versorgt. Mittlerweile gibt es auch noch weitere Kältezentralen bzw. -anlagen von Wien Energie im Krankenhaus SMZ Ost, am Schwarzenbergplatz, bei der Rudolfsstiftung bzw. am Bürostandort TownTown im dritten Wiener Gemeindebezirk. Für dieses Jahr sind weitere Projekte, zum Beispiel am Hauptbahnhof Wien oder in der Innenstadt im goldenen Quartier geplant.

Fernkältenachfrage im Steigen: preislich attraktiv und platzsparend

Dass der Bedarf an Fernkälte in den inneren Bezirken vorhanden ist, zeigt die Liste der bestehenden und geplanten Betriebe: vorwiegend Büros, Hotels und Gewerbeimmobilien. So setzt das Hotel Kempinski im Palais Hansen bereits seit dem Probebetrieb im Dezember des Vorjahres auf Fernkälte aus der Zentrale am Schottenring. 2013 wird die Wiener Städtische und die Vienna Insurance Group mit dem Ringturm und zwei weiteren Standorten sowie die bei der Roßauer Lände entstehende "Uni Wien Roßau" ans Netz gehen. Auch Raiffeisen, die Gebrüder Wild GmbH und das Unternehmen R.A.I. werden noch dieses Jahr an das Fernkältenetz am Schottenring angeschlossen.

Wiener Städtische Versicherung-Generaldirektor Robert Lasshofer: "Fernkälte ist für uns die ökologische und platzsparende Kühlalternative zu konventionellen Klimaanlagen. Mit der Versorgung von einer zentralen Station aus können wir in unseren Gebäuden wertvollen Platz für andere Büro- und Nutzflächen sparen. Darüber hinaus ist die Fernkälte für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ringturm eine komfortable Lösung."

  • Die Fernkältezentrale Schottenring im Überblick:
    Probebetrieb: Ende 2012
    Eröffnung: 29. April 2013
    Kälteleistung: 15 MW
    Kälteerzeugung: 15.000 MWh / Jahr
    CO2 Einsparung: 1.447 t CO2/Jahr
    Trassenlänge: ~ 2.400 m

Initiative "bewusste Kühlung" unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Michael Häupl

Während der letzten Jahre stieg die Anzahl der Tage, an denen die Bevölkerung Wiens unter hohen bis extrem hohen Temperaturen litt. Um der damit verbundenen Belastung zu entgehen, werden in stetig wachsender Anzahl Lösungen entwickelt und eingesetzt, um in Wohn- und Dienstleistungsgebäuden angenehme Temperaturen zu erzielen. Vielfach sind diese Lösungen mit einem hohen Stromverbrauch verbunden und die Klimaschutzverantwortlichen der Stadt Wien verzeichnen einen kontinuierlich wachsenden Endenergieverbrauch für Kühlanwendungen. ExpertInnen rechnen mit einer Verdopplung der durch Gebäudekühlung generierten CO2-Emissionen in den nächsten 20 Jahren allein im Wohngebäudebereich.

Um diesem Trend entgegen zu wirken und das Klimaschutzziel Wiens bis 2020 zu ermöglichen, startete die Magistratsdirektion-Klimaschutzkoordination unter der Patronanz des Bürgermeisters der Stadt, Michael Häupl, die Kühlkampagne "bewusste Kühlung".

Im Rahmen dieser Kampagne sollen der Wiener Bevölkerung energieeffiziente und damit klimagerechte Möglichkeiten aufgezeigt werden, um während der in Zukunft vermehrt auftretenden Hitzeperioden adäquate Temperaturen in Wohnungen und Dienstleistungsbetrieben zu erreichen. Der Bogen spannt sich dabei von alternativen Kühlkonzepten bei Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben über Tipps, wie in Wohnung auch ohne den Einsatz von strombetriebenen Ventilatoren oder Standklimageräten behagliche Temperaturen erzielt werden können, bis zum Einsatz von Fernkälte bei Spitälern und betrieblich genutzten Gebäudekomplexen.

Wien vermeidet jährlich 3,7 Mio Tonnen CO2-Äquivalente Schon seit 1999 hat die Stadt Wien ein Klimaschutzprogramm (KliP Wien), das bis 2020 gültig ist. Dem Wiener Gemeinderat wird regelmäßig ein Bericht über die Umsetzung vorgelegt. Bisher konnten bereits 3,7 Mio. CO2-Äquivalente an jährlichen Treibhausgasemissionen vermieden werden. Diese beeindruckenden Zahlen belegt der jüngste Evaluierungsbericht zum KliP Wien.

Außerdem löste das Klimaschutzprogramm auch beträchtliche positive volkswirtschaftliche Effekte aus. So konnten mit den gesetzten Investitionen allein im Jahr 2011 mehr als 58.600 Arbeitsplätze gesichert werden, so die Klimaschutzkoordinatorin der Stadt Wien Christine Fohler-Norek.

Infofolder Folder "Fernkälte in Wien"

Der Folder "Fernkälte in Wien" der Magistratsdirektion-Klimaschutzkoordination steht als download unter www.wien.gv.at/umwelt/klimaschutz/publikationen/index.html zur Verfügung bzw. kann unter post@md-kli.wien.gv.at angefordert werden.

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