Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 28.11.2012:
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Goldene Auszeichnung für Angelica Schütz und Geirun Tino

Goldene Auszeichnung für Angelica Schütz und Geirun Tino

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Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreichte heute, Mittwoch, im Wiener Rathaus hohe Goldene Auszeichnungen an zwei Persönlichkeiten des Theaterlebens: Angelica Schütz, Schauspielerin und Regisseurin, erhielt das "Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich", Geirun Tino, Theaterintendant, Regisseur und Leiter einer Schauspielschule, das "Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien".

"Angelica Schütz und Geirun Tino verbindet ihr überdurchschnittliches Engagement und ihre Hingabe für Theater und Literatur", betonte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Rahmen der Ordensverleihung. "Angelica Schütz hat sich im Theater vor allem ausgegrenzten Frauenrollen und als Vortragende der Vertriebenenliteratur gewidmet; beides Themen, die noch aufarbeitungswürdig sind. Geirun Tino musste aus Rumänien flüchten und hat in Wien eine zweite Heimat gefunden. Er hat unter wirklich nicht leichten Bedingungen mit dem 'Pygmalion' ein spannendes Theater aufgebaut".

"Wenn man neben Beruf und Familie beginnt, sich für Ausgegrenzte, Vertriebene und Minderheiten zu beschäftigen, dann hat man die Veränderung vom Menschen zum mitfühlenden Mitmenschen vollzogen. Auf Angelica Schütz tritt dies zu, sie hat diesen Weg durchschritten", so Sidonia Gall, Präsidentin des Österreichischen Schriftstellerverbands, die in ihrer Laudatio neben der Schauspielkunst der Geehrten besonderes Gewicht auf die Auseinandersetzung der mit Exilliteratur legte.

"Oftmals spiegeln sich in seinen Inszenierungen seine eigenen Jugenderfahrungen und seine schrecklichen Erlebnisse zur Zeit der Securitate in Rumänien wieder", so Autor Hans Kloser-Homma über den aus Rumänien geflüchteten Regisseur und Theaterleiter Geirun Tino.

Kurz-Biografie Angelica Schütz

Angelica Schütz wurde 1947 in Wien geboren. Von 1967 bis 1969 absolvierte sie eine Schauspielausbildung in der Schauspielschule Kraus.

Als Schauspielerin war sie u. a. im Burgtheater, Volkstheater, Stadttheater Baden, Klagenfurt, Theater der Jugend, Theater in der Drachengasse und in Stella Kadmons legendärem Theater der Courage tätig.

Am Wiener Burgtheater spielte Angelica Schütz, alternierend mit Judith Holzmeister, die "Hoffnung" in Ferdinand Raimunds "Der Diamant des Geisterkönigs". In dieser Rolle sah sie Herbert Wochinz, der sie dann ans das Stadttheater Klagenfurt holte, wo sie in Stücken von Pirandello, Martin Sperr und Jacques Audiberti spielte. Im Theater beim Auersperg speilte sie die Rolle der Josie Hogan in "Ein Mond für die Beladenen" von Eugene O'Neill. Später gastierte sie wiederholt in Stella Kadmons "Theater der Courage", z. B. die Gräfin Almaviva in der Produktion von "Der tollste Tag" von Peter Turrini mit Erwin Steinhauser, die auch vom ORF aufgezeichnet wurde. Im Theater Drachengasse wirkte sie in dem legendären feministischen Cabaret-Programm "Lauter Emmis" unter der Regie von Emmy Werner mit. Ein künstlerisches Standbein baute sich Angelica Schütz als Vortragende und Interpretin literarischer Texte auf. Einer ihrer Schwerpunkte galt der jüdischen Exilliteratur, die sie über Jahre auf zahlreichen Auslandstourneen als "Botschafterin" Österreichs in Europa, den USA und Israel zum Besten gab.

Von 1994 bis 2002 gab sie Erfahrung und Know how als Schauspiellehrerin am Prayner Konservatorium Wien und Sprechausbildnerin im ORF weiter.

Der von Angelica Schütz und ihrem Mann Klaus Rott 1992 gegründete Verein ANGELITERA bringt seit 2006 im Jahresrhythmus eine Theaterproduktion heraus, die gemeinsam vom beiden produziert und von Angelica Schütz inszeniert wird.

Kurz-Biografie Geirun Tino

Geirun Tino wurde 1950 als Sohn eines Italieners und einer Österreicherin in Braila, Rumänien geboren. 1974 machte er das Diplom als Theaterregisseur der Akademie für Theater und Film in Bukarest. Seitdem inszenierte er über dreißig Produktionen in diversen Stadttheatern Rumäniens - vorwiegend in Bukarest - hauptsächlich klassische Autoren wie Shakespeare, Tschechow, Ibsen. Mehrere Aufführungen wurden staatlich ausgezeichnet. Die Aufführungen von sechs Inszenierungen wurden politisch verboten.

Von 1982 bis 1984 war er künstlerischer Leiter des Stadttheaters Bacau. 1985 wurde ein Arbeitsverbot aus politischen Gründen verhängt und Tino flüchtete nach Österreich. Im gleichen Jahr gründete er die Schauspielschule "Pygmalion" in Wien, 1990 wurde sein Pygmalion Theater eröffnet. Seit 1998 ist Tino Dozent für Regie an der Akademie Athanor in Burghausen. Er begründete das Projekt Donauraum, welches die Osmose des Kulturlebens entlang der Donau zum Ziel hat. Als Tinos wichtigste Inszenierungen gelten Kafkas "Die Verwandlung", seine Produktion von Samuel Becketts "Warten auf Godot", Büchners "Woyzeck", Kafkas "Der Prozess", Kafkas "Amerika" sowie Kafkas "Das Schloss", eine Kooperation mit dem Nottara Theater Bukarest.

Heute ist Tino Inhaber und künstlerischer Leiter beider Institutionen Pygmalion. Die Schauspielschule bildet ca. 50 Schüler aus, der Schwerpunkt liegt in der Methode des Unterrichts, nach Bertolt Brecht. Tino unterrichtet auch an der Akademie für Theater und Film in Bayern.

Für Wien etablierte er mit seiner Schauspielschule und dem Theater Pygmalion eine wichtige Theater-Adresse neben den Bühnen der Hochkultur. Tino ist für sein vielseitiges und innovatives Programm bekannt. Viele talentierte und heute erfolgreiche Schauspieler wurden bei Geirun Tino ausgebildet.

Rückfragehinweis für Medien

  • Renate Rapf
    Mediensprecherin StR. Andreas Mailath-Pokorny
    Telefon: 01 4000-81175
    E-Mail: renate.rapf@wien.gv.at