Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 04.09.2012:
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Mailath: "Historische Gräber unterstreichen umfassende Gedächtniskultur"

Neue Kategorie für bestehende Ehrengräber

Heute, Dienstag, wird im zuständigen Kulturausschuss die neue Kategorie der historischen Gräber beschlossen: "Wien hat eine wechselvolle Geschichte, der es sich differenziert zu erinnern gilt. Ein Teil dieser Geschichte spiegelt sich in den zahlreichen wichtigen Persönlichkeiten wider, die in Ehrengräbern der Stadt Wien bestattet sind. Diese Ehrengräber wurden an Persönlichkeiten vergeben, ungeachtet ihrer Rolle, die sie historisch betrachtet innehatten. Dieses Gedenken soll nun, im Sinne einer umfassenden Gedächtniskultur durch historische Gräber ergänzt werden. Grabstätten von Persönlichkeiten, deren Wirken aus heutiger Sicht umstritten ist, sollen nunmehr ein "Historisches Grab" erhalten, um zwar weiterhin auf ihr gesellschaftliches Gewicht, nicht jedoch auf eine Ehrenbezeugung hinzuweisen", so Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny zur Einführung der neuen Kategorie.

Auf seine Initiative hin, wurde im Juni 2011 eine Kommission zur Überprüfung der "Grabwidmungen der Wiener Stadtverwaltung 1934-1938" eingesetzt. Mit der Leitung der Kommission, die sich aus ExpertInnen aller betroffenen städtischen Einrichtungen zusammensetzte, wurde Dr. Kurt Scholz betraut.

Die neue Kategorie der Historischen Gräber betrifft bestehende Grabstellen, bei denen es der Stadt Wien - wie bei den Ehrengräbern - ein Anliegen ist, diese zu erhalten. Jedoch soll bei umstrittenen Persönlichkeiten künftig nicht mehr der Ehrungscharakter im Vordergrund stehen, sondern lediglich die historische, kunst- oder kulturhistorische Bedeutung bestehen bleiben.

"Wien legt sehr viel Wert auf den bewussten Umgang mit der Vergangenheit. Nur wer seine Geschichte kennt, kann die Zukunft sinnvoll gestalten. Die historischen Gräber unterstreichen diesen differenzierten Umgang mit unserer Geschichte, da sie zur kritischen Auseinandersetzung beitragen und einmal mehr darauf aufmerksam machen, dass es in der Stadt helle, aber auch dunkle Kapitel gab. Umfassendes Erinnern will dazu beitragen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt", so Mailath-Pokorny.

Bereits 2003 prüfte eine Kommission ebenfalls rund um Kurt Scholz die Widmungen von Ehrengräbern durch die nationalsozialistische Stadtverwaltung in Wien von 1938-1945", die zu entsprechenden Konsequenzen führte. Erweiternd dazu fand nun die Überprüfung der gewidmeten Gräber des Austrofaschismus statt.

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