Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 22.05.2012:
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"Fremde überall - Foreigners everywhere" - Zeitgenössische Kunst aus der Pomeranz Collection

Ausstellung von 24. Mai bis 7. Oktober 2012 im jüdischen Museum Wien/Dorotheergasse

"Fremde überall" – der von der Künstlergruppe Claire Fontaine inszenierte Spruch fungiert als Motto für die Ausstellung der Sammlung Pomeranz, die vom 24. Mai bis 7. Oktober 2012 im Jüdischen Museum Wien (1., Dorotheergasse 11), einem Unternehmen der Wien Holding zu sehen ist. Er symbolisiert aber auch "Juden auf Wanderschaft" im Sinne von Joseph Roth. Stimmig für den aus Odessa stammenden Wiener Sammler Eduard Pomeranz: "Wir sind immer auf Reisen. Egal, wo man ist, man fühlt sich nirgends zuhause. Das Judentum ist die einzige Grundlage, die bleibt – im Dasein als Fremde überall".

Seine Sammlung setzt sich mit Geschichte und Erinnern sowie Grenzüberschreitungen über Generationen und Geografien hinweg auseinander. Sie hat sich der heutigen kulturellen Avantgarde verschrieben. Kunst, die sich ohne Einschränkung über Brüche des Lebens definiert – auch durch Tabubrüche. Pomeranz steht ganz in der Tradition jüdischer Sammler, die immer die neuesten Kunstströmungen gefördert haben. Er will damit ein Denkmal setzen – für seine leidgeprüfte Familie, für die Eltern und Großeltern, die durch Pogrome, Kriege und ständig wechselnde Regime gingen, jedoch nie aufhörten jüdisch zu sein.

Eduard Pomeranz, der 1969 in Odessa/Ukraine geboren wurde, kam mit sieben Jahren ohne jegliche Deutschkenntnisse nach Wien. Während die Familie in der Sowjetunion in ständiger Angst gelebt hatte, dass ihr Judentum entdeckt werden könnte, konnte mit der Migration nach Wien das Judentum, ein Leben der Tradition und Religion, gelebt werden. In Wien etwas Dauerhaftes und Bleibendes zu schaffen, wurde Eduard Pomeranz zum großen Anliegen – woraus schließlich seine umfangreiche Sammlung entstand.

Die Sammlung Pomeranz ist im Jüdischen Museum Wien erstmals in großem Umfang zu sehen und reicht – um nur einige Namen zu nennen – von Marina Abramović über Yael Bartana, Mircea Cantor, Paul Chan, Keren Cytter, Hans-Peter Feldmann, Douglas Gordon, Thomas Hirschhorn, Sigalit Landau, David Maljkovic, Boris Mikhailov, Ciprian Muresan, Adrian Paci, Joe Scanlan, Markus Schinwald und Rirkrit Tiravanija bis Lawrence Weiner.

Das Jüdische Museum Wien will mit der Ausstellung zeigen, dass jüdische Persönlichkeiten in Wien zur Entwicklung der Kultur-, Kunst- und Geisteswelt nicht nur beigetragen, sondern sie auch getragen haben. Dies ist auch der Grund, weswegen Eduard Pomeranz seine Sammlung im Jüdischen Museum Wien zeigt – jüdische Sammler haben in der Vergangenheit einen unermesslichen Beitrag zur Entwicklung der Kultur der Moderne in Wien geleistet.

Ganz in der Tradition dieser Sammler, die revolutionären Kunstformen immer wieder zu Anerkennung verhalfen, steht heute Eduard Pomeranz, der sich gemeinsam mit seinem Kurator Ami Barak, der ihm beratend zur Seite steht, auf künstlerische Arbeiten, die sich das "Anderssein" zum Thema gemacht haben, spezialisiert hat. Anders sein, fremd überall und Identität sind die zentralen Themen, die im Rahmen der Ausstellung aufgegriffen werden.

Die Sammlung Pomeranz

Die Pomeranz Collection wurde 2007 gegründet, initiiert von Jana und Eduard Pomeranz. Getragen wird sie von einer privaten Stiftung, deren Anliegen im Aufbau einer Kunstsammlung auf musealem Niveau sowie in der aktiven Förderung internationaler zeitgenössischer Kunst bestehen. Die Sammlung wird in Teilen in den Räumlichkeiten der FTC Capital GmbH in Wien ausgestellt und soll einer breiteren Öffentlichkeit durch kuratierte Ausstellungen an wechselnden Orten sowie einer eigenen Webseite zugänglich gemacht werden. Was diese Sammlung eint, ist nicht der Fokus auf ein bestimmtes Medium, sondern vielmehr ein grundsätzliches Interesse an der Art und Weise, wie Künstler unsere Gegenwart spiegeln. Dabei schauen die Sammler kenntnisreich auch auf die Kunst seit den 1960er Jahren zurück. Natürlich spiegelt sich in einer Sammlung immer etwas von der Persönlichkeit ihrer Hüter, in diesem Fall von Jana und Eduard Pomeranz. Ihnen geht es um Grenzüberschreitungen, über die Demarkationslinien von Generationen und Geografien hinweg. Betrachtet man die Sammlung in Gestalt eines Inventars, so kristallisieren sich dennoch ganz bestimmte Kriterien heraus: ein ausgeprägtes Interesse an den durchdachten Formfindungen von Minimal und Concept Art und zwar sowohl anhand historischer Beispiele als auch aktueller Fortschreibungen, an den performativen Elementen im Werk bedeutender Künstler der Gegenwart, an der künstlerischen Avantgarde aus dem Osten, am Geschichtenerzählen und an der Beschäftigung mit Historie und Erinnerung. Die Website ist ein virtuelles Fenster auf die Sammlung, wie sie heute existiert, und wird laufend aktualisiert, sobald neue Käufe getätigt werden. Kurator: Ami Barak

Zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog mit 120 Seiten zum Preis von 19,90 Euro, ISBN-Nr. 978-3-901398-64-3 und ist ab 24. Mai 2012 im Jüdischen Museum Wien erhältlich.

"Fremde überall – Foreigners everywhere" ist von 24. Mai bis 7. Oktober 2012 im Jüdischen Museum Wien, 1., Dorotheergasse 11, zu sehen. Das zu den Kulturbetrieben der Wien Holding zählende Museum ist von Sonntag bis Freitag von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Für beide Museen (Dorotheergasse & Judenplatz) gibt es ein gemeinsames Ticket zum Preis von 10 Euro, ermäßigt 8 Euro, Gruppen 7 Euro, Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr frei, SchülerInnen (ab 15 Jahren), Lehrlinge, StudentInnen (bis 27 Jahre), Zivil- und Präsenzdiener 5 Euro. Freier Eintritt für Schulklassen, für die Schülerführung ist ein Kostenbeitrag von 20 Euro zu leisten. Weitere Informationen unter www.jmw.at.

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