Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 29.02.2012:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Pimp my Integration - Großer Erfolg für postmigrantische Projektreihe

Mit großem Erfolg geht die erste Runde von Pimp my Integration, der mehrwöchigen Projektreihe postmigrantischer Positionen, zu Ende. Das KuratorInnenteam - bestehend aus den beiden Leiterinnen der freien Theatergruppe daskunst, Asli Kislal und Carolin Vikoler, sowie Ali M. Abdullah und Harald Posch, Intendanten des Theaters Garage X - zieht eine äußerst positive Zwischenbilanz: Das Programm mit seinen 24 Darbietungen erreichte eine Auslastung von mehr als 90 Prozent und lockte über 2.700 BesucherInnen in die Garage X und 4 weitere Spielstätten.

"Ein schöner Erfolg für ein Projekt, dessen Ziel es war, die Öffentlichkeit für jene 'nach'-migrantische Realität, die mittlerweile auch die österreichische Gesellschaft prägt und selbst in den Bereichen Kunst und Kultur nicht immer Berücksichtigung findet, zu sensibilisieren", bilanziert das Kuratorium.

Auch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny freut sich, dass die Projektreihe so begeistert angenommen wurde: "Wir werden diese wichtigen Gespräche weiterführen, noch vor dem Sommer in einem breiten 'Wien denkt weiter'-Open Space erste Vorschläge präsentieren und diskutieren, wie ein Wiener Konzept für interkulturelle Arbeit aussehen könnte", erklärte Mailath. Bereits am 16. April 2012 wird es nach einer Sondervorstellung der Garage X von "Verrücktes Blut" im Palais Kabelwerk ein weiteres hochkarätig besetztes Publikumsgespräch geben.

Für den Kultursprecher der Grünen Wien Klaus Werner-Lobo war das erst der Anfang: "Ziel ist es, Wiens Realität als Zuwanderungsgesellschaft sichtbar zu machen und sprichwörtlich auf die Bühne zu bringen. Wir verstehen kulturelle Vielfalt als den größten Reichtum dieser Stadt, mit dem wir in Hinkunft alle - auch die großen - Kulturinstitutionen durchfluten wollen."

"Nach wie vor werden auch KünstlerInnen der zweiten und dritten Einwanderergeneration vorwiegend in klischeehafte Rollen und Positionen gedrückt", konstatiert Harald Posch. Bei Pimp my Integration sei es gelungen, sowohl durch internationale good practice-Beispiele als auch durch heimische Produktionen unterschiedlicher Genres die Vielfalt und Qualität der von KünstlerInnen mit Migrationshintergrund entwickelten Positionen aufzuzeigen.

"Wir hoffen, dass uns diese Projektreihe ein Stück näher ans Ziel gebracht hat, ein 'Wir und die' zu überbrücken und eine moderne, offene und vielfältige Gesellschaft zukunftsfähig mit zu gestalten. Zudem wäre es schön, die Einbindung von postmigrantischen KünstlerInnen ins zeitgenössische Kulturleben so weit voranzutreiben, dass es zur natürlichsten Sache der Welt wird, wenn eine Özlem S. in einer österreichischen Produktion von Shakespeare als Julia auftritt", so Kuratoriumsmitglied Asli Kislal.

"Verrücktes Blut" geht in die Verlängerung

Die insgesamt elf Theateraufführungen, darunter auch Gastspiele von renommierten Bühnen, wie Ballhaus Naunynstraße, Theaterhaus Stuttgart oder Heimathafen Neuköln, aber auch heimische Wiederaufführungen von "Unfun", "Wiener Blut" oder "Wie Branka sich nach oben putzte", brachten dem Wiener Publikum die Problematik postmigrantischer Themen nahe. Großen Anklang fanden darüber hinaus der Stand-Up-Comedy-Abend mit den drei jungen Kabarettisten Jack Nuri, Aida Loos und Adem Karaduman und die Filmnacht, in der u.a. "Papa" lief, der erste Kinoerfolg des diesjährigen Wiener Berlinale-Teilnehmers Umut Dag.

Insbesondere "Verrücktes Blut" von Nurkan Erpulat und Jens Hillje, entstanden am Ballhaus Naunynstraße und im letzten Jahr in Deutschland als "Stück der Stunde" (FAZ) gefeiert, wurde im Rahmen von Pimp my Integration hierzulande erstaufgeführt und begeisterte Kritiker und Publikum gleichermaßen. "Es trifft einfach den Nerv der Zeit, weil es die gesellschaftliche Brisanz um die postmigrantische Realität als europaweites Faktum verdeutlicht", so Harald Posch, der aufgrund der großen Nachfrage das Stück über "Pimp" hinaus auf dem Garage X-Spielplan belässt. "Vorläufig noch bis Mai - Prolongierung durchaus möglich."

Bei insgesamt sechs Podiumsdiskussionen mit renommierten heimischen und internationalen Experten wurde im Rahmen von Pimp my Integration der Diskurs über die Bereicherung durch Vielfalt und nachhaltige Partizipation von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte an gesellschaftlichen Prozessen deutlich verstärkt. An den Gesprächen haben u.a. die Autorin Azadeh Sharifi, Shermin Langhoff, Leiterin des Berliner Ballhaus Naunynstraße und designierte Co-Chefin der Wiener Festwochen, der Regisseur und Erfolgsautor Nurkan Erpulat, der Migrationsforscher Mark Terkessidis, der Vorstand des Vereins "Wirtschaft für Integration" Dr. Georg Kraft-Kinz, sowie der Aufsichtsratspräsident der Wiener Festwochen, Dr. Rudolf Scholten teilgenommen.

Lesungen der Literaturpreisträgerinnen von edition exil oder "Lost in Migration" der Wiener Wortstätten und ein von der Brunnenpassage organisierter "Spaziergang" sowie DJ Lines, u.a. mit ORF III Kultur-Anchorwoman Ani Gülgün-Mayr an den Turntables, sowie zahlreiche Publikumsgespräche, rundeten das Programm ab.

Rückfragehinweis für Medien

  • Gerlinde Riedl
    Mediensprecherin StR. Andreas Mailath-Pokorny
    Telefon: 01 4000-81854
    E-Mail: gerlinde.riedl@wien.gv.at
  • Petra Reichenberger
    pr kompakt
    Telefon: 01 208 00 92
    Mobil: 0699 10 11 30 82
    E-Mail: office@prkompakt.com