Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 29.03.2011:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Wien verstärkt die Angebote für Kinder in Krisen

Wien verstärkt die Angebote für Kinder in Krisen

Copyright: Schaub-Walzer / PID

Download (0.16 MB)


Die Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen werden auch 2011 von der Stadt Wien weiter verstärkt ausgebaut. Speziell Jugendliche in schwierigen Situationen bekommen 2011 neue Angebote, ein weiteres Krisenzentrum und neue Wohngemeinschaften werden eröffnet. Parallel dazu verstärkt die Stadt Wien die Präventivangebote. Aber auch Pflegeeltern werden gesucht, die Kinder in schwierigen Situationen aufnehmen. "Um mit gutem Beispiel voran zu gehen, stellt die Arbeitgeberin Stadt Wien Pflegeeltern künftig mit leiblichen oder Adoptiveltern gleich. Sie erhalten die gleichen Rechte, wie Elternkarenz oder Pflegeurlaub. Diese Maßnahme soll es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Wien erleichtern, diese herausfordernde Aufgabe zu übernehmen", erklärt Kinder- und Jugendstadtrat Christian Oxonitsch im Rahmen der Pressekonferenz von Bürgermeister Dr. Michael Häupl.

Höchster Standard für Wiener Kinder

Im Jahr 2010 gab es 9.964 Gefährdungsabklärungen. Bei einem Drittel der Kinder wurde vom Jugendamt eine auch Gefährdung festgestellt und Maßnahmen eingeleitet. Die Zahlen sind gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken. Trotzdem achtet die Stadt Wien verstärkt darauf, dass Kinder und Jugendliche im Krisenfall bestmöglich versorgt werden können. Wien hat österreichweit den höchsten Standard bei den Abklärungsverfahren und auch das breiteste Angebot, Eltern wieder fit für die Erziehung ihrer Kinder zu machen.

Neues Krisenzentrum und weitere Wohngemeinschaften

Seit Spätherbst 2010 haben sechs neue Wohngemeinschaften den Betrieb aufgenommen. Die Errichtung weiterer vier Wohngemeinschaften ist noch für dieses Jahr geplant. Allein 2010 wurden insgesamt 140 zusätzliche Plätze in Wohngemeinschaften geschaffen. Zudem wird im Mai das 14. Wiener Krisenzentrum im 22. Bezirk eröffnet. Bereits im vergangen Jahr konnten temporäre Überbeläge in den Krisenzentren minimiert werden.

Neues Betreuungsmodell zwischen Jugendwohlfahrt und Psychiatrie

Vor einigen Tagen wurden zwei Wohngemeinschaften mit einem völlig neuartigen Betreuungskonzept für Jugendliche zwischen Jugendwohlfahrt und Psychiatrie in Betrieb genommen. Das Konzept wurde von der MAG ELF und dem Psychosozialen Dienst (PSD) gemeinsam erarbeitet. In diesen beiden Wohngemeinschaften sollen höchst problematische Jugendliche, die großteils durch exzessive dissoziale Verhaltensweisen auffällig sind, professionell begleitet und unterstützt werden, sich sukzessive wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Umgesetzt wird dieses Modell vom Verein OASE - Verein zur Unterbringung und Betreuung entwicklungsgefährdeter Kinder und Jugendlicher.

Regelmäßiger Tagesablauf und Perspektiven für Burschen

Starke persönliche Problembelastungen machen es manchen Jugendlichen schwer, in geregelten Strukturen Fuß zu fassen. Die notwendigen Regeln im Zusammenleben einer Wohngemeinschaft oder eines Krisenzentrums sind von ihnen nicht einhaltbar. Deshalb wurde 2005 die Krisenintensivgruppe LEA für jugendliche Mädchen eröffnet. Die Mädchen kommen nachmittags in die Einrichtung, finden dort alles was sie für ihre Grundversorgung brauchen vor und werden von SozialpädagogInnen begleitet und unterstützt. Um auch Burschen eine weiterführende Perspektive geben zu können, nimmt im Mai "In_go" im 16. Bezirk den Betrieb auf. 12 Burschen finden dort in zwei Wohngemeinschaften eine Wohnmöglichkeit mit sozialpädagogischer Unterstützung. Ziel ist es, die Jugendlichen Schritt für Schritt an einen regelmäßigen Tagesablauf heranzuführen und mit ihnen Perspektiven für ihre Zukunft zu erarbeiten, damit sie weiterführende Angebote wie z.B. Wohngemeinschaften, Betreutes Wohnen, aber auch das Ausbildungszentrum Lindenhof, wo in hauseigenen Lehrwerkstätten Berufsqualifikationen erworben werden können, annehmen können. "In_go" wird von der Caritas betreut.

Pflegeltern: Die beste Unterbringung für Kinder in schwierigen Situationen

Rund 3000 Wiener Kinder leben derzeit nicht in ihren Familien, die Hälfte davon in einer Pflegefamilie. Für Kinder ist eine Pflegfamilie als Ersatzfamilie die beste Alternative. Jährlich werden rund 100 neue Pflegefamilien gesucht. Besonders gefragt sind Familien, die bereit sind, auch ältere Kinder und Krisenpflegekinder aufzunehmen. Krisenpflegeeltern übernehmen eine verantwortungsvolle und manchmal nicht sehr leichte Aufgabe. Diese Familien nehmen schwer vernachlässigte und misshandelte Kinder während der Abklärung der Familiensituation kurzfristig auf. Im Jahr 2010 ist die Zahl der Unterbringungen von Säuglingen und Kleinkindern in Krisenpflegefamilien um 15 Prozent gestiegen. Deshalb sucht die MAG ELF suchen laufend Menschen, die Kinder in sehr schwierigen und belasteten Situationen kurzfristig ein liebevolles Zuhause geben. Das können Familien genauso sein wie Alleinerzieher oder Alleinerzieherinnen und gleichgeschlechtliche Paare.

Gut vorbereitet für die neue Aufgabe

Wien legt besonders viel Wert auf die gute Ausbildung und Vorbereitung von Pflegeeltern. Derzeit besteht die Ausbildung aus einem Gespräch, in dem die Eignung festgestellt wird und einer in Modulen aufgebauten Schulung mit insgesamt 50 Ausbildungsstunden. Als Unterstützung neuer Pflegeltern sind seit kurzem erfahrene Pflegeeltern als ausgebildete Co-Trainer im Einsatz. Wiener Pflegeeltern erhalten für den finanziellen Aufwand der Pflegekinder 16 mal im Jahr abhängig vom Alter des Kindes Pflegeelterngeld in der Höhe von 450 bis 940 Euro monatlich. Um Pflegeeltern sozial abzusichern, besteht für sie die Möglichkeit, sich beim Verein "Eltern für Kinder" anstellen zu lassen.

Arbeitgeber Stadt Wien: gleiche Rechte für Pflegeeltern

MitarbeiterInnen der Stadt Wien, die ein Kind in voller Erziehung versorgen wollen, erhalten künftig die gleichen Rechte wie leibliche Eltern. Sie kommen damit in den Genuss der Elternkarenz oder können Pflegeurlaub und Pflegegeld in Anspruch nehmen. Die Stadt Wien will mit dieser Maßnahme als gutes Beispiel für andere Arbeitgeber voran gehen.

Vorbeugen ist der beste Schutz

Ziel der Arbeit der MAG ELF ist es, Familien zu einem Zeitpunkt zu erreichen, wo ein kleines Problem mit ein wenig Unterstützung noch gelöst werden kann, bevor es zu einem großen Problem wird. Vorbeugen ist auch das Ziel des im Winter gestarteten Familiencoachings. Teams aus SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen unterstützt von einem/einer PsychologIn betreuen jene Familien besonders intensiv, deren Kinder aus einer Wohngemeinschaft oder aus einem Krisenzentrum nach Hause zurückkommen sollen. Das Ziel der engen, maximal 6-monatigen Betreuung ist, dass für die Kinder wieder ein konstruktives Familienleben geschaffen wird, in dem Vertrauen, Sicherheit und Förderung möglich sind. Erste Erfahrungen zeigen, dass etwa die Hälfte der Kinder wieder in ihre Familien zurückkehren können. Zu den neuen Präventionsangeboten gehören auch die Elterntrainingsgruppen, die Hilfe und Unterstützung bei Anliegen wie Gewalt, Erziehungsfragen oder bei der Haushaltsführung bieten.

Rückfragehinweis für Medien