Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 22.06.2010:
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Jüdisches Museum setzt mit "Ernst Toch"-Schau Musiker-Serie fort

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Franz Schreker (2004), Eric Zeisl (2006), die Korngolds (2008), letztes Jahr Hanns Elsner, ab morgen Ernst Toch: Mit dem aus Wien stammenden musikalischen "shooting star" der Neuen Sachlichkeit setzt das Jüdische Museum seine vor einigen Jahren gestartete Serie an vergessenen Musiker-Porträts "Musik des Aufbruchs" fort. Bis Ende Oktober lädt die Schau "Ernst Toch - das Leben als geographische Fuge" in ungewöhnlicher Umsetzung - die Dramaturgie von Tochs Leben wird als Musikerwohnung gespiegelt - zur Auseinandersetzung ein.

In der Leopoldstadt 1887 geboren und aufgewachsen, machte sich Toch vor allem in Deutschland einen internationalen Namen als Komponist der Neuen Sachlichkeit. Er zählte in den 1920er Jahren zu den wichtigsten und meistgespielten Komponisten. 1933, nahezu zeitgleich zur Machtergreifung Hitlers in Deutschland, flüchtete Toch über Paris und London nach New York. In Kalifornien, wo sich Toch mit seiner Familie in Santa Monica eine neue Existenz aufbauen konnte, arbeitete er jahrelang intensiv für die Filmstadt Hollywood. Für rund 80 Spielfilme lieferte er die entsprechende Musik ab, für drei davon wurde er sogar für den Oscar nominiert. Neben Hollywood unterrichtete er auch an der University of Southern California. 1948 erlitt er, nicht zuletzt wegen Überarbeitung, einen Herzinfarkt, der auch das Ende mit Hollywood bedeutete. In seiner dritten Schaffensphase kehrte Toch zum künstlerischen Komponieren zurück: Er schuf insgesamt sieben Sinfonien, die teilweise auch in Wien uraufgeführt wurden. Nichtsdestotrotz versagte man Toch in Österreich die Anerkennung und bot ihm nach 1945 ebenso wenig eine Rückkehrmöglichkeit an wie Eric Zeisl oder Hanns Eisler, denen im Jüdischen Museum bereits Ausstellungen gewidmet waren. Als "the world`s most forgotten composer of the 20th century" bezeichnete sich Ernst Toch in späteren Jahren.

Die im zweiten Stock angesiedelte Schau - kuratiert wurde sie von Werner Hanak-Lettner und Michael Haas, das Design stammt von Thomas Geisler und Viola Stifter - orientiert sich nach den Grundrissen von Tochs Haus in Kalifornien. Im ersten, eher grau-dunkel gehaltenen Raum breitet sich Tochs Aufwachsen in Wien aus. Unbeeinflusst von Mahler oder Schönberg orientierte sich der junge Toch eher an Mozart und Brahms, die er nächtens studierte. Musikalisch erzogen musste er aber zur Beruhigung der Eltern in Wien Medizin zu studieren beginnen, bis er 1909 den Mozartpreis der Stadt Frankfurt erhielt. Vor allem in Mannheim, damals Zentrum der Neuen Sachlichkeit, konnte sich Toch als anerkannter Komponist ("Cellokonzert op. 35, Klavierkonzert op. 38, "der Jongleur") etablieren. Dieser erfolgreichen Phase widmet sich der zweite Raum, der in weißer Farbe und Büro-Atmosphäre spielerisch an die Neue Sachlichkeit erinnert. Im dritten Raum - dieser stellt ein Vorzimmer dar - geht es um Tochs Flucht und sein ab 1936 beginnendes Exil in den USA. In dieser Phase setzt sich Toch auch mit dem Judentum auseinander, seiner 1937 in Wien gestorbenen Mutter komponiert er die "Cantata of the Bitter Herbs".

Sein Arbeiten für Hollywood - dies ist Thema des vierten Raums - sicherte nicht nur die Existenz seiner Familie, Toch bemühte sich auch darum, seine Verwandten in Österreich finanziell zu unterstützen bzw. ihnen bei ihrer Flucht vor dem Nationalsozialismus zu helfen. 1941 erwerben die Tochs ein Grundstück nahe von Santa Monica, worauf die ebenfalls im Exil lebende Wiener Architektin Liane Zimbler eine kleine Villa errichtet. Im letzten Raum - er ist einem Hotelzimmer nachgestellt - erinnert die Schau an Tochs letzte Schaffensphase, die von vielen mehrmonatigen Reisen in Europa, darunter auch Wien, geprägt war. Zwischen 1949 und 1964 gelingen ihm noch sieben Sinfonien, die Tochs unglaubliche Leistungsfähigkeit deutlich unterstreichen.

Neben vielen persönlichen Erinnerungsgegenständen aus dem Leben Tochs, bieten auch diverse Hörstationen einen guten Einblick in das Kompositionswerk des Musikers Ernst Toch. Darüber hinaus ist zu Toch auch ein Ausstellungskatalog in deutscher und englischer Sprache erschienen.

Jüdisches Museum Wien (1., Dorotheergasse 11), "Ernst Toch - Das Leben als geographische Fuge" (Laufzeit: 23.6. bis 31.10.2010), Öffnungszeiten: Sonntag-Freitag 10.00 bis 18.00 Uhr, www.jmw.at, Telefon: 535 04 24.

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