Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 12.05.2010:
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Social Business: Nobelpreisträger Yunus zu Gast im Wiener Rathaus

Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus und Bürgermeister Häupl im Gespräch mit 90 SchülerInnen


Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus und Bürgermeister Michael Häupl diskutierten Mittwoch Nachmittag mit rund 90 Schülerinnen und Schülern das Konzept des "Social Business" und damit verbunden die Themen Gerechtigkeit und Armut. Unter den Zuhörern befand sich neben Gesundheits- und Sozialstadträtin Sonja Wehsely auch Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch. Wiens Bürgermeister bezeichnet den Zugang "Armut über die Ökonomie zu bekämpfen als besonders wichtigen Gedanken", der nicht nur in Ländern der sogenannten Dritten Welt umgesetzt werden könne. Wirtschaftswissenschafter Yunus erklärte, dass "Social Business" im Jahr 1976 durch ähnliche Gespräche und Diskussionen mit Jugendlichen entstanden sei. Junge Menschen würden ihre Energie und Kreativität auch dazu einsetzen, die Welt positiv zu verändern.

Armutsbekämpfung, Globalisierung und Finanzkrise

Auf die Frage, ob man Armut bekämpfen könne, antwortete Yunus, dass dieses Ziel mit einer "richtigen Globalisierung" und weiteren Maßnahmen erreichbar sei. Bürgermeister Häupl unterstrich in diesem Zusammenhang, dass Globalisierung statt finde. Wien sei eine internationale Stadt in der man sehr gut und "bestmöglich zusammenlebe". Vor allem auch die soziale Mindestsicherung sei ein wesentlicher Schritt zur Armutsbekämpfung. Die Frage nach Personen und Organisationen, die eine Auszeichnung auf diesem Gebiet verdienten, beantwortete Häupl: Neben der Volkshilfe und der Caritas wolle er vor allem ehrenamtlichen Helfern danken. Für diese Freiwilligen habe er nicht genug Auszeichnungen.

Angesprochen auf die Finanzkrise betonte Nobelpreisträger Yunus, dass jetzt der perfekte Zeitpunkt wäre, das gesamte Bankensystem zu reorganisieren. Dies sei eine "der Herausforderungen" für die nächsten Jahre.

Yunus entwickelte Wirtschaftskonzept "Social Business"

Muhammad Yunus wurde am 28. Juni 1940 in Bangladesch geboren. Der Wirtschaftswissenschafter ist Mitbegründer des Mikrofinanz-Gedankens und wurde 2006 zusammen mit der von ihm gegründeten Grameen-Bank für Mikrokredite mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Das von Muhammad Yunus entwickelte Wirtschaftskonzept "Social Business" bezeichnet innovative Geschäftsmodelle, die auf die Lösung sozialer Probleme mit unternehmerischen Mitteln ausgerichtet sind - entstandene Gewinne werden im Sinn dieses Geschäftszweckes grundsätzlich reinvestiert. Die Grameen-Bank in Bangladesch vergibt Kleinstkredite an Arme und gilt als Vorbild dieses "Social Business" Konzeptes.

Bürgermeister Häupl überreichte Muhammad Yunus heute den Goldenen Rathausmann.

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