Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.09.2009:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Schwungvolle Auszeichnung im Wiener Rathaus

Schwungvolle Auszeichnung im Wiener Rathaus

Copyright: media wien

Download (0.38 MB)

Wien (RK). Professor Mozes Heinschink und Dr. Konstantin Kaiser erhielten heute, Mittwoch, im Wiener Rathaus das "Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien". Der ehrwürdige Wappensaal wurde dabei in einen stimmungsvollen Konzertsaal verwandelt: Ruža Nikolic-Lakatos, Harri Stojka, Josef Brachner und Moša Šišic spielten ...

Wien (RK). Professor Mozes Heinschink und Dr. Konstantin Kaiser erhielten heute, Mittwoch, im Wiener Rathaus das "Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien". Der ehrwürdige Wappensaal wurde dabei in einen stimmungsvollen Konzertsaal verwandelt: Ruža Nikolic-Lakatos, Harri Stojka, Josef Brachner und Moša Šišic spielten und geigten auf.

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny hob in seiner Begrüßungsrede die aufklärerische Tätigkeit der Ehrengäste hervor: "Jene Themen, die gesellschaftlich oft verschwiegen und verdrängt werden, aufzugreifen und ins Bewusstsein zu rücken, ist gerade in einer Zeit, in der die öffentliche Diskussion durch Populismus vergiftet wird, wichtiger denn je. Konstantin Kaiser arbeitet seit Jahren konsequent daran, Autorinnen und Autoren des Exils vor dem Vergessen zu bewahren. Mozes Heinschink ist eine zentrale Figur der österreichischen Roma-Forschung; ein Verdienst, der gerade in einem zusammenwachsenden Europa nicht hoch genug eingeschätzt werden kann", schloss Mailath.

Professor Mag. Dr. Dieter Halwachs, Soziolinguist, bezeichnete in seiner Laudatio seinen Freund und wissenschaftlichen Mentor Mozes Heinschink als "große Integrationsfigur, der die Romanes-Studies nachhaltig prägte": Sein Anliegen sei es immer gewesen, nicht über die Roma zu sprechen, sondern sie selbst zu Wort kommen zu lassen.

Mag. Vladimir Vertlib nannte Konstantin Kaiser den "empathischen Kritiker": Er sei ein Unbequemer, der niemanden schone. Ein Dichter und Intellektueller, der seine Aufgabe im Aufrütteln und irritieren seiner Leserschaft sieht. Kaiser widmet sein Leben dem Aufdecken der großen Missstände hinter den kleinen.

Biographie Konstantin Kaiser

Konstantin Kaiser wurde 1947 in Innsbruck geboren. Er studierte Jus, Psychologie und Philosophie und promovierte 1981 mit der Arbeit "Zur Weltanschauung Heinrich Heines. Geschichtlichkeit und künstlerische Subjektivität". Seit 1984 gibt er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Siglinde Bolbecher die Zeitschrift "Mit der Ziehharmonika" (seit 2000: Zwischenwelt) heraus, deren Fokus bis heute Beiträge, Rezensionen und Forschungsberichte zur Exilliteratur sind. 1988 gründete er die Buchreihe "Antifaschistische Literatur und Exilliteratur - Studien und Texte", in der inzwischen 21 Bände erschienen sind. Für die von ihm mitbegründete Theodor-Kramer-Gesellschaft gibt er seit 1990 gemeinsam mit Peter Roessler und Siglinde Bolbecher das Jahrbuch der Gesellschaft unter dem Titel "Zwischenwelt" heraus. 2000 erschien schließlich das in jahrelanger Tätigkeit erarbeitete "Lexikon der österreichischen Exilliteratur", das zu einem Standardwerk geworden ist. Sein eigenes meist verstreut erschienenes literarisches Werk hat er in den Bänden "Durchs Hinterland. Gedichte" (1993), "Auf den Straßen gehen. Prosa" (1996) und "Das unsichtbare Kind. Essays und Kritiken" (2001) zusammengefasst. Kaiser ist Mitbegründer und erster Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung. Er wurde mit dem Theodor-Körner-Preis (1985), dem Förderungspreis der Stadt Wien (1988) und dem Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis (2002) ausgezeichnet.

Mozes Heinschink

Mozes F. Heinschink wurde 1939 in Oberndorf an der Melk (Niederösterreich) geboren. Seit Ende der 1950er Jahre beschäftigt er sich intensiv mit der Sprache und Kultur der Volksgruppe der Roma und Sinti. Während zahlreicher Feldforschungen in Österreich, Ungarn, Tschechien, der Slowakei, am Balkan, in Skandinavien und in der Türkei hat er mit der "Sammlung Heinschink" eine der weltweit umfangreichsten Audiosammlungen (etwa 800 Stunden Aufnahmematerial) zu Kultur, Sprache und Musik der Roma erstellt. Seit 1990 lehrt der international bekannte Experte für Romani- Dialekte an den Universitäten in Innsbruck und Graz, hält Vorträge und arbeitet bei diversen Forschungsprojekten zu Sprache, Musik und Literatur der Roma federführend mit. Ein besonderer Schwerpunkt gilt dabei den Märchen der Roma, die oft als Heldengeschichten konzipiert sind. Prof. Heinschink ist außerdem Vorstandsmitglied des 1991 gegründeten Romano Centro, einem Verein zur Vertretung der Interessen der österreichischen Roma und ihrer Kultur.

rk-Fotoservice:

(Schluss) rar

Rückfragehinweis für Medien:

  • Dr. Renate Rapf
    Mediensprecherin StR. Dr. Andreas Mailath-Pokorny
    Telefon: 01 4000-81175
    E-Mail: renate.rapf@wien.gv.at

(RK vom 30.09.2009)