Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 24.10.2008:
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Lebendige Straßen

Lebendige Straßen

Copyright: Christian Fürthner

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Wien (RK). Am heute stattfindenden "Tag der Lebendigen Straßen" stellten Planungsstadtrat DI Rudi Schicker, die Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, Komm.-Rat Brigitte Jank, Mag. Christoph Chorherr von den Grünen Wien und Dr. Michael Ludwig, Stadtrat für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung das gleichnamige ...

Wien (RK). Am heute stattfindenden "Tag der Lebendigen Straßen" stellten Planungsstadtrat DI Rudi Schicker, die Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, Komm.-Rat Brigitte Jank, Mag. Christoph Chorherr von den Grünen Wien und Dr. Michael Ludwig, Stadtrat für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung das gleichnamige Pilotprojekt vor.

Das Pilotprojekt "Lebendige Straßen" ist eines von 33 rot- grünen Projekten in dieser Legislaturperiode und wird mit Unterstützung der Wirtschaftskammer Wien umgesetzt. Ziel ist es, die Lebensqualität nicht nur zu sichern, sondern noch weiter auszubauen. Darüber hinaus sollen die lokale Wirtschaftskraft gestärkt und damit die Geschäftsstraßen gefördert werden. Das Projekt entwickelt für drei Einkaufsstraßen - die Lerchenfelder Straße, die Hernalser Hauptstraße und die Wallensteinstraße - innovative Konzepte und Methoden, die zu einer nachhaltigen Belebung und Attraktivierung beitragen sollen. Ein wesentlicher Aspekt ist der Umgang mit leerstehenden bzw. wenig genutzten Erdgeschoßzonen. Hier gilt es, auch alternative Nutzungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Durch den Aufbau eines Netzwerkes unter breiter Einbindung möglichst aller betroffenen Personen und Institutionen sollen die Einkaufsstraßen gestärkt werden.****

Planungsstadtrat Rudi Schicker hob anlässlich des Mediengespräches hervor: "Wien wächst, gleichzeitig nimmt in den Innenstadtbezirken die Besiedlungsdichte ab. Gründe dafür sind: Wohnungszusammenlegungen, Hofentkernungen aber auch ein höherer Anteil an Ein- und Zwei-Personen-Haushalten. Dies bedingt einen Kaufkraftverlust für die Einkaufsstraßen. Innovative Methoden und Netzwerke sind gefragt, die die Wirtschaft, Bevölkerung, künftige NutzerInnen von Erdgeschoßzonen und andere Betroffene zusammenbringen. Hierbei wird auf Erfahrungen der Gebietsbetreuungen und der Wiener Kaufleute zurückgegriffen."

Manager als Garant für gute Nahversorgung

Komm.-Rat Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, erläuterte die Rolle der Wirtschaftskammer: "Mit 8500 Unternehmen in 115 Einkaufsstraßenvereinen bietet die Wirtschaftskammer Wien ein eindrucksvolles City-Marketing. Einer der Schwerpunkte der "Wiener Einkaufsstraßen" der WK Wien liegt auf der raschen Wiedervermietung freier Lokale. Über unsere Plattform "ServiceCenter Geschäftslokale", die UnternehmerInnen bei der Suche nach einem geeigneten Standort für ihre Geschäftsidee unterstützt, konnten wir in den vergangenen Jahren für über 85 Prozent der leerstehenden Lokale rasch neue Mieter finden. Mit dem neuen Manager für Betriebsansiedelungen der WK Wien für die Lerchenfelderstraße, die Hernalser Hauptstraße und die Wallensteinstraße wollen wir nun auch die übrigen leeren Lokale schnellstmöglich vermieten."

Konkret wird der Manager der WK Wien ab Dezember im direkten Kontakt die Bedürfnisse der Bewohner- und UnternehmerInnen erheben und mit dem Angebot an freien Geschäftslokalen vergleichen. Damit ist die Grundlage für erfolgreiche Vermittlungsgespräche zwischen interessierten Geschäftstreibenden und Hauseigentümern, Hausverwaltern sowie Immobilienmaklern gelegt - zielsicher, den speziellen Bedürfnissen aller Seiten entsprechend und unbürokratisch.

WK Wien-Präsidentin Jank dazu: "Der Erfolg einer Einkaufsstraße hängt von 3 Komponenten ab: der Branchenvielfalt an Geschäften, einem attraktiven öffentlichen Raum, der zum Verweilen einlädt, und einem kaufkräftigen Kundenstock. Mit unserem neuen Manager für Ansiedelungen und der Unterstützung durch die Stadt Wien sorgen wir dafür, dass die Wiener Einkaufsstraßen auch in Zukunft Garant für eine gute Nahversorgung sind."

Stadterneuerungspolitik wichtig für Belebung der Einkaufsstraßen

Die Wiener Wohnbauförderung ist von großer Bedeutung für die Revitalisierung bestehender Altbauten, die den notwendigen Rahmen für die Neugestaltung der Erdgeschoßzonen bildet. Der aktuelle Sanierungsschwerpunkt liegt auf dem Bereich des Westgürtels. Rund 311 Millionen Euro werden in dieses Gebiet investiert. Dabei wird ganz bewusst auf die sanfte Stadterneuerung gesetzt, mit der zum einen sichergestellt wird, dass sich die MieterInnen ihre Wohnungen auch nach der Revitalisierung noch leisten können und zum zweiten für eine ausgewogene soziale Verteilung gesorgt.

Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig: "Natürlich spielt die Sanierung von Wohngebäuden auch für die Revitalisierung der Geschäftsstraßen eine wichtige Rolle. Denn wo viel Leben ist, geht es auch den lokalen Betrieben und Geschäften gut. Die Wiener Gebietsbetreuungen leisten hier durch die enge Zusammenarbeit mit den Bezirken, der ansässigen Wirtschaft und den Bewohnerinnen und Bewohnern der Grätzel einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Attraktivierung der Geschäftsstraßen.

Alleine in den genannten drei Geschäftsstraßen konnten erst kürzlich neun geförderte Sanierungsprojekte fertig gestellt werden, weitere 22 Projekte befinden sich in Umsetzung oder in Vorbereitung. Insgesamt werden in den nächsten Jahren in und rund um diese Geschäftsstraßen über 980 Wohneinheiten und elf Geschäftslokale gefördert und saniert. Dafür stellen wir über 21 Millionen Euro aus den Mitteln der Wiener Wohnbauförderung bereit".

Auch Mag. Christoph Chorherr hob die Wichtigkeit von Erdgeschosszonen hervor: "Das, was 'zwischen' den Häusern ist, macht urbane Qualität aus. Leerstehende Erdgeschosszonen sind wie die toten Augen der Stadt. Anreize für Hausbesitzer sind das eine, wir werden aber auch über weitere Instrumente sprechen müssen."

Chorherr betonte auch die Bundespolitik: "Um eine Neugestaltung des Mietrechtsgesetzes, die exorbitante Mietsteigerungen bei Neuübernahmen verhindert, werden wir nicht herumkommen".

Infolokale als zentrale Drehscheiben

Zentrale Drehscheibe für die betroffenen "Lebendigen Straßen" sind die Informationslokale vor Ort:

  • der "Treffpunkt Lerchenfeld" in der Lerchenfelder Straße Nr. 141
    wurde am 1. Juli 2008 eröffnet
  • das Projektlokal in der Hernalser Hauptstraße Nr. 49 wird heute
    Nachmittag in Betrieb genommen
  • Auch in der Wallensteinstraße Nr. 27 befindet sich eine
    Anlaufstelle zur Kommunikation und Umsetzung neuer Ideen

Professionelles Management vor Ort soll beitragen, die Interessen, Bedürfnisse und Beiträge von Geschäftsleuten, Gewerbetreibenden, Politik, Verwaltung, Hauseigentümern-, Immobilienentwicklern- und BewohnerInnen im Sinne einer positiven Entwicklung der Straßen zu bündeln.

Die Lokale dienen nicht nur als Anlauf-, Informations- und Koordinationsstelle mit regelmäßigem Bürobetrieb, sondern bieten auch die Möglichkeit zur Durchführung kleiner Veranstaltungen, von Vernissagen bis zu Diskussionsabenden.

Lerchenfelder Straße: Erste Ansätze und Erfolge Das Projekt "Lebendige Lerchenfelder Straße" verfolgt mehrere Zielsetzungen. Einerseits geht es um die Steigerung der Aufenthaltsqualität und die Attraktivierung des öffentlichen Raums. Die Ergebnisse des vorangegangenen Beteiligungsprojektes unter dem Motto "Wir sind die Lerche" bieten dazu eine fundierte Basis.

Zentral sind andererseits die Perspektiven der ökonomischen Standortentwicklung, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Qualität des öffentlichen Raums stehen. Die Lerchenfelder Straße hat in den letzten Jahren in einigen Bereichen einen deutlichen Aufschwung erlebt. Dennoch bleibt die zentrale Herausforderung der Umgang mit leer stehenden bzw. untergenutzten Erdgeschosszonen. Im Sinne einer "lebendigen Straße" sollen alternative Nutzungsmöglichkeiten für diese Zone einer Einkaufsstraße entwickelt werden.

"Die Menschen in der Lerchenfelder Straße haben mit 'Wir sind die Lerche' Ideen für die Straße gesammelt. Nun geht es an die Weiterentwicklung und Umsetzung vieler dieser Maßnahmen. Nur eine attraktive Straße lädt Menschen zum Verweilen und Flanieren ein" so der Josefstädter Bezirksvorsteher Heribert Rahdjian.

Mag. Thomas Blimlinger, Bezirksvorsteher von Neubau, ergänzt: "Ein Pilotprojekt heißt vor allem, innovativen Ansätzen Raum zu geben. Aus der Vernetzung und der Zusammenarbeit von Stadt Wien und zwei Bezirken ergeben sich Synergien, die in den nächsten Jahren die Zukunft der Lerchenfelder Straße maßgeblich mitbestimmen werden."

In allen Aspekten der Arbeit an der "lebendigen Lerchenfelder Straße steht die breite Einbindung möglichst aller im Kontext der Straße stehenden Personen und Institutionen im Mittelpunkt. Auch die Kooperation mit unterschiedlichen Institutionen und Interessensgruppen ist schon ins Laufen gekommen. So soll gemeinsam mit dem Einkaufsstraßenmanagement der Wirtschaftskammer Wien ein Leerstandsmanagement in der Lerchenfelder Straße und den umliegenden Randlagen etabliert werden, um die zahlreichen Anfragen bezüglich verfügbarer Flächen - auch seitens junger, kreativer Unternehmensformen - zu befriedigen.

Ein weiteres Projekt entsteht derzeit in Kooperation mit dem Fachverband der Immobilientreuhänder. Ziel ist die frühzeitige Einbindung von Hausverwaltungen und HauseigentümerInnen in Planungs- und Entscheidungsprozesse, die besonders die Erdgeschosszonen betreffen. Dabei ist es sehr wichtig, die HauseigentümerInnen dafür zu gewinnen, dass eine Verbesserung der Straße auch ihre Immobilie aufwertet und so ein nachhaltiger Effekt für die gesamte Straße erzielt wird.

Ein vielfältiges Kulturprogramm wird in den nächsten Monaten auf das Projekt aufmerksam machen: Begonnen wird im November im Rahmen des "Monats der Fotografie" mit einer Ausstellung von Manfred Schaller unter dem Titel "TRIP - Kaleidoskop Lerchenfelder Straße", im Dezember findet ein "Designmarkt" statt, beides im Lokal "Treffpunkt Lerchenfeld."

Hernalser Hauptstraße: auch zwischen Elterleinplatz und Gürtel wird es lebendig

Im Rahmen des dreijährigen Pilotprojektes "Lebendige Straßen" soll auch die Innere Hernalser Hauptstraße eine deutliche Qualitätsanhebung erfahren. Im ersten Jahr wurden das Projektlokal und ein temporärer Freiraum angemietet und saniert, Grundlagendaten zum Projektabschnitt zusammengetragen, EigentümerInnen, Geschäftsleute, Initiativen und Institutionen kontaktiert und gemeinsam erste Projekte konzipiert.

Bezirksvorsteherin Dr. Ilse Pfeffer zu den vielfältigen Aufgaben im Prozess: "Es geht nicht nur um leerstehende Geschäfte, die das Stadtbild verschandeln, um die Gestaltung des öffentlichen Raums und die Ansiedlung von Institutionen, sondern auch darum, wie die Wohnungen in den Häusern genutzt werden".

Ab 24.10.2008, dem "Tag der Lebendigen Straßen", ist das Projektlokal in der Hernalser Hauptstraße 49 geöffnet. Das Lokal wird neben seiner Nutzung als Drehscheibe für "Lebendige Straßen" auch für Start-up Sitzungen, Mutter-Kind Treffen, Tanzunterricht oder Malklassen etc. zur Verfügung stehen. Institutionen aber auch private Initiatoren bekommen die Möglichkeit, erste Ideen zur Belebung der Straße und des Wohnumfeldes vor Ort umzusetzen. Interessenten können sich beim Team "Lebendige Innere Hernalser Hauptstraße" melden. Bis Dezember 2008 läuft die erste Einreichfrist für KünstlerInnen, die vierteljährlich im Lokal ausstellen können (Jury Ende Jänner 2009).

Salon Blümchen - eine Baulücke macht sich für die HernalserInnen fein

Über das Projekt "Lebendige Straßen" gelang es, die Baulücke Hernalser Hauptstraße 63 den BewohnerInnen und Institutionen vor Ort zur Verfügung zu stellen. Seit August 2008 unterstützt das "Team Lebendige Straßen" alle, die mit Ideen zur Nutzung an den Salon Blümchen herantreten: vom Kindergeburtstag bis zur Kinovorführung ist vieles möglich. So wurde ein Stück Stadtdschungel zu Terrasse und Wohnzimmer einer ganzen Straße.

Lebendige Wallensteinstraße - ein Platz für dich und mich

Die Wallensteinstraße ist von der Friedensbrücke bis zur Nordwestbahnstraße gut einen Kilometer lang. Entlang der Straße sind 160 Geschäfte, Gastronomiebetriebe und Dienstleistungsbetriebe in der Erdgeschoßzone angesiedelt. Dazu kommen Arztpraxen und Büros. Die Straße bildet zusammen mit der Klosterneuburger Straße, der Jägerstraße, der Rauscherstraße und dem Hannovermarkt ein sehr vielfältiges Nahversorgungsnetz im 20. Bezirk. Viele UnternehmerInnen decken mit einem Geschäft mehrere Branchen ab und bringen so eine Fülle an Angeboten in die Straße. Die Mehrheit der Geschäftslokale weist eine Größe zwischen 50 und 100 m² auf und ist so für den spezialisierten Einzelhandel bestens geeignet.

Darüber hinaus sind die Wallensteinstraße und ihre benachbarten Einkaufsstraßen mit U-Bahn, Straßenbahn und Bus leicht erreichbar. Die Nähe zur Innenstadt und zu dicht besiedelten Stadtteilen verleiht ihr Urbanität und bringt gute BesucherInnenfrequenzen. Durch das abwechslungsreiche Angebot können KundenInnen aus unterschiedlichsten Bereichen bedient werden.

Bezirksvorsteher Hannes Derfler: "Eine der wichtigsten Zielsetzungen für uns lautet, die vorhandenen Qualitäten der Wallensteinstraße sichtbar und über den fußläufigen Einzugsbereich der Geschäftsstraße hinaus bekannt zu machen. Unter dem Slogan "Ein Platz für dich und mich" soll ein neues Image, eine neue Trademark geschaffen werden."

Weitere Informationen unter www.lebendigestrassen.at

(Schluss) lay/lok

Rückfragehinweis für Medien:

  • DI Vera Layr
    Mediensprecherin StR DI Rudolf Schicker
    Telefon: 01 4000-81420
    E-Mail: vera.layr@wien.gv.at

(RK vom 24.10.2008)