Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 21.08.2008:
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Frauenberger kritisiert Fekter-Aussagen zu Zwangsheirat

Wien (RK). Verwundert und kritisch äußerte sich heute, Donnerstag, Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger zu den Aussagen von Innenministerin Maria Fekter in einer Tageszeitung zum Thema Zwangsheirat. Frauenberger bezeichnete es als Chuzpe, wenn Fekter sich einerseits auf die Seite der Opfer stelle und eine ...

Wien (RK). Verwundert und kritisch äußerte sich heute, Donnerstag, Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger zu den Aussagen von Innenministerin Maria Fekter in einer Tageszeitung zum Thema Zwangsheirat. Frauenberger bezeichnete es als Chuzpe, wenn Fekter sich einerseits auf die Seite der Opfer stelle und eine genaue Überprüfung fordere, andererseits sich als zuständige Ministerin aber gegen alle Maßnahmen zur rechtlichen Absicherung der betroffenen Frauen und Mädchen stelle.

Die Integrationsstadträtin: "Wenn ein 13 jähriges Mädchen aus der Schule genommen wird und nicht zurück kommt, weil sie geheiratet hat, müsste Fekter eigentlich wissen, dass es nur eine Handhabe gibt, hier einzugreifen. Das betreffende Mädchen muss österreichische Staatbürgerin sein. Bisher hat sich das Innenministerium aber mit Händen und Füßen gegen die von Wien kontinuierlich geforderte sowie längst fällige Reform des Staatsbürgerschaftsgesetzes und die Einführung der Doppelstaatsbürgerschaft für hier geboren Jugendliche gewehrt." Als weitere notwendige Maßnahme nannte Frauenberger die Schaffung eines eigenen Aufenthaltstitels für Frauen mit sofortigem Zugang zum Arbeitsmarkt. Denn das sei die wichtigste Voraussetzung, dass Migrantinnen hier unabhängig, selbstbestimmt und sicher leben können, so Frauenberger.

Frauenberger: "Zwangsheirat ist ein Gewaltthema. Wien aktiv für optimalen Schutz und Sicherheit"

"Im Gegensatz dazu ist Wien zum Schutz der betroffenen Frauen und Mädchen sehr aktiv und hat auf Basis einer Studie und den Ergebnissen einer Arbeitsgruppe aus allen relevanten Dienstellen der Stadt sowie NGos auch ein eigenes Maßnahmenpaket geschnürt", unterstrich die Wiener Integrationsstadträtin. Insbesondere minderjährige Mädchen können damit nun besser geschützt werden. So wurden eigene Handlungsleitfäden/Checklisten für alle mit der Thematik konfrontierten Dienststellen der Stadt Wien sowie Beratungseinrichtungen erstellt, um den betroffenen jungen Frauen und jungen Mädchen rasch und effizient helfen zu können. Weiters stehen Wohngemeinschaften für von Zwangsheirat bedrohte minderjährige Mädchen im Rahmen der Magistratsabteilung 11 (Amt für Jugend und Familie) zur Verfügung. Ein mehrsprachiger Informations- und Servicefolder "Heiraten ohne Zwang", der unter anderem in Jugendzentren, an Schulen, in Spitälern, in NGOs sowie in den Magistratischen Bezirksämtern aufliegt, sorgt für offensive Aufklärung und Bewusstseinsarbeit.

Frauenberger abschließend: "Zwangsheirat ist ein Gewaltthema und in Wien sind wir jedenfalls gut gerüstet. Wien verfügt unter anderem mit den Wiener Frauenhäusern über eines der dichtesten Opferschutznetze in ganz Österreich. Um optimalen Schutz zu gewährleisten braucht es aber dringend die entsprechende rechtliche Absicherung für die betroffenen Frauen und Mädchen. Hier ist der Bund und allen voran das Innenministerium gefordert. Nur anzuprangern, Zwangsheirat in die Schublade Integrationsproblem zu schieben und nichts zu unternehmen, ist ignorant und hilft vor allem den betroffenen Frauen und Mädchen keinen Deut weiter." (Schluss) gph

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    Gabriele Philipp
    Mediensprecherin StR. Sandra Frauenberger
    Tel.: 4000/81 295
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    E-Mail: gabriele.philipp@wien.gv.at

(RK vom 21.08.2008)