Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 02.07.2008:
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Neues Straßenbahnkonzept am Ring

Wien (RK). Die Schaffung von Durchgangslinien (Linien, die von einem Stadtteil über das Zentrum in einen anderen führen) ist ein Erfolgskonzept, das dem öffentlichen Verkehr in vielen Städten zu zusätzlicher Attraktivität verhilft. Einige derartige Linien stehen den Wiener Fahrgästen bereits jetzt zur Verfügung, ein ...

Wien (RK). Die Schaffung von Durchgangslinien (Linien, die von einem Stadtteil über das Zentrum in einen anderen führen) ist ein Erfolgskonzept, das dem öffentlichen Verkehr in vielen Städten zu zusätzlicher Attraktivität verhilft. Einige derartige Linien stehen den Wiener Fahrgästen bereits jetzt zur Verfügung, ein Beispiel hierfür ist die Linie D. Der zentrale Vorteil der Durchmesserlinien ist, dass einer großen Anzahl von Fahrgästen die Möglichkeit geboten wird, durch das Zentrum hindurch umsteigefrei von einem Stadtteil in einen anderen zu gelangen.

Der Fahrgastbeirat der Wiener Linien unter der Leitung von Univ. Prof. DI Dr. Hermann Knoflacher trat daher mit dem Wunsch an die Wiener Linien heran, auch im Wiener Straßenbahnnetz mehr Durchgangslinien zu schaffen. Die gemeinsamen Untersuchungen des Fahrgastbeirates und der Wiener Linen brachten das Ergebnis, dass die Schaffung weiterer Durchgangslinien nach Durchführung von baulichen und verkehrsorganisatorischen Veränderungen möglich ist.

Neben den zu schaffenden, technischen Voraussetzungen untersuchten die Wiener Linien gemeinsam mit dem Institut für Raumplanung (ÖIR) verschiedene Varianten von Durchgangslinien. Die neuen Durchgangslinien sollen maximalen Nutzen für die Fahrgäste bringen. Das ÖIR kam zu dem Ergebnis, dass den neuen Durchgangslinien ein hoher Fahrgastzuwachs (plus 700.000 Fahrgäste jährlich) prognostiziert wird und damit mehr Wienerinnen und Wiener zum Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr animiert werden. Nicht zuletzt bringen mehr umsteigefreie Verbindungen den Kunden mehr Komfort und schnellere Reisezeiten. Maximaler Kundennutzen ist ein Grundbestreben des Fahrgastbeirates der Wiener Linien, wie auch der Wiener Linien selbst.

Auch U-Bahnen sind Durchgangslinien

Die Durchbindung durch das Zentrum ist ein zentraler Punkt für den großen Erfolg von U-Bahn-Linien. Man findet es selbstverständlich, dass etwa die U1 vom Reumannplatz über den Stephansplatz hinaus nach Kagran und weiter bis zur Endhaltestelle Leopoldau fährt und diese Strecke ohne Umsteigen am Stephansplatz zurückgelegt werden kann. Eine Linie U1-Süd, die am Stephansplatz endet und von der man in eine Linie U1-Nord Richtung Leopoldau umsteigen müsste, würde niemand verstehen.

Dieses erfolgreiche Konzept der Durchbindung von Linien durch das Zentrum (in Wien rund um den Ring) wird nun auch im Bereich der Straßenbahn verstärkt umgesetzt. Das neue Ringkonzept ist ein starkes Bekenntnis der Wiener Linien zur Straßenbahn als wichtigen Verkehrsträger in Wien.

Die neuen Streckenführungen ab 26. Oktober im Detail

Die neue Linie 1 verkehrt vom Stefan-Fadinger-Platz im 10. Wiener Gemeindebezirk über Margareten, Wieden zum Karlsplatz (bisherige Linie 65), fährt über Opernring, Burgring, Dr. Karl- Renner-Ring, Schottenring, Franz-Josefs-Kai, Schwedenplatz (bisherige Linie 1) und weiter über den südlichen Ast der bisherigen Linie N zur Prater Hauptallee und zurück. Damit erhält die Linie 1 im Gegensatz zur bisherigen Linie 65 einen direkten Anschluss auch an die U-Bahn-Linien U3 (das bedeutet für alle Fahrgäste, die zur U3 wollen, konkret einmal weniger umsteigen!). Für Fahrgäste aus den Bezirken Favoriten, Margareten und Wieden mit Fahrzielen am Ring oder darüber hinaus entfallen Umsteigevorgänge am Kärtner Ring. Die starke Nachfrage der Fahrgäste der bisherigen Linie 65 zu Zielen am westlichen bzw. nördlichen Teil des Rings ist ausschlaggebend dafür, dass die neue Linie 1 über die westlichen Ringroute geführt wird.

Die neue Linie 2 fährt von Ottakring / Erdbrustgasse wie die bisherige Linie J zum Rathaus und weiter über den Ring zum Karlsplatz. Am Karlsplatz wendet die neue Linie 2 im Gegensatz zum J aber nicht mehr, sondern fährt weiter Richtung Kai bis zum Schwedenplatz, um dort den nördlichen Ast der bisherigen Linie N bis zum Friedrich-Engels-Platz zu übernehmen. Damit erhalten nun auch die Fahrgäste der bisherigen Linie N, welche vom Friedrich- Engels-Platz kommen, eine direkte Anbindung zur U3, und zwar bereits bei der Haltestelle Stubentor.

Die Linie D bleibt gänzlich unverändert. Die Linie D ist bereits heute eine Durchmesserlinie im Sinne der neuen Linien 1 und 2 und bei den Fahrgästen äußerst beliebt. Gemeinsam mit den Linien 1 und 2 stellt die Linie D zudem sicher, dass die Intervalle am Ring gleich dicht wie heute bleiben.

Weitere Vorteile des neuen Ringkonzeptes

Durch bereits erfolgte Beschleunigungsmaßnahmen (Neuprogrammierung der Ampelschaltungen am Ring) ergibt sich für die neuen Durchgangslinien 1, 2 und D eine Fahrzeitverkürzung von 2-3 Minuten. Dieser Vorteil kann erst durch die Schaffung der neuen Durchgangslinien umgesetzt werden, da die "alten" Ringlinien 1 und 2 zwingende Stehzeiten an den Stationen Schottenring und Stubentor einhalten mussten. Diese Stehzeiten waren notwendig, um im Verspätungsfall die Intervalltreue wieder herzustellen. Diese bei den Fahrgästen unbeliebten Stehzeiten fallen bei den neuen Durchgangslinien 1 und 2 gänzlich weg, da die ausgleichenden Stehzeiten nun an den Endhaltestellen der neuen Durchgangslinien eingehalten werden können.

Für Touristen besonders interessant ist die neue Durchgangslinie 1, welche alle bedeutenden Sehenswürdigkeiten am Ring mit dem architektonisch hochinteressanten Wasserturm in Favoriten und auch dem Hundertwasserhaus im 3. Bezirk ohne Umsteigen verbindet. Die neue Linie 1 stellt damit einen mehr als adäquaten Ersatz für die heute mit den Linien 1 und 2 möglichen Ring-Rundfahrten dar. Im Rahmen von Sonderfahrten ("Buch am Zug" u.ä.) werden aber auch in Zukunft Ring-Rundfahrten zu bestimmten Anlässen möglich sein. In Summe nutzen bislang nur wenige Personen die Möglichkeit, mit den bisherigen Ringlinien 1 und 2 um den gesamten Ring zu fahren, meist wurden nur Teilabschnitte zurückgelegt. Diese Fahrten können aber auch im neuen Konzept mit den gleichen Intervallen wie bisher zurückgelegt werden, nun aber ohne lästige Stehzeiten.

Erforderliche Gleisbauarbeiten

Für die neuen Verbindungen ist der Einbau einer Weichenverbindung notwendig, welche es der neuen Linie 1 ermöglicht, vom Karlsplatz kommend die Fahrt auf dem Ring in Richtung Parlament fortzusetzen.

Weiterführende Planungen

Im Laufe des Jahres 2009 sollen alle Durchgangslinien am Ring eine Bezeichnung erhalten, welche einer einheitlichen, leicht verständlichen Bezeichungsmethode folgt. Die Durchgangslinien und Linien um das Zentrum von Wien haben dabei die jeweils niedrigsten Ziffern im Netz. Diese einheitliche Bezeichnung ist heute bereits bei den Autobuslinien 1A, 2A, 3A und 4A umgesetzt. Bei den Straßenbahnen wird daher der D-Wagen 2009 in das einheitliche Nummernschema integriert, die neue Bezeichnung des D-Wagens wird dann "Linie 3" lauten. Weiters ist im Laufe des Jahres 2009 geplant, die Linie 71 über den Schwarzenbergplatz hinaus über den Ring bis zur Börsegasse zu verlängern und somit im Zentrum direkte Anschlüsse auch an die U1, U2 und U3 und U4 zu schaffen. Mit Verlängerung der Linie 71 im Jahr 2009 wird diese ebenfalls den Namen ändern und zur "Linie 4" werden.

Ausweichmöglichkeit bei Ringsperren

Die Optimierung des Störungsmanagements am Ring, wie es beispielsweise bei Kundgebungen notwendig ist, wurde im neuen Ringkonzept selbstverständlich bedacht. Die einzelnen Linien können so wie bereits heute beim D-Wagen praktiziert, jeweils wechselweise über den Ring oder den Franz-Josef-Kai verkehren. Längerfristige Störungen, beispielsweise durch Demonstrationen sind auf diese Art einfach handhabbar. Beim bisherigen Ringkonzept mussten die Linien 1 und 2 bei Ringsperren teilweise zur Gänze eingestellt werden. Die Wiener Linien planen die zusätzliche Errichtung einer Gleisverbindung hinter dem Parlament, um zusätzliche Umleitungsmaßnahmen bei Ringsperren treffen zu können.

Service für Kunden

Interessierte Kunden können den Informationsfolder "Besser durch die Stadt - Das neue Ringkonzept ab 26. Oktober" auf der Webseite www.wienerlinien.at gratis downloaden. Die Informationsbroschüre kann auch in den Informationsstellen der Wiener Linien abgeholt werden. (Schluss) wl

  • Rückfragehinweis für Medien:
    Mag. Michael Zentner
    Wiener Linien GmbH & Co KG
    Pressestelle
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    E-Mail: michael.zentner@wienerlinien.at

(RK vom 02.07.2008)