Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 16.04.2008:
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Wiener Patientenanwalt warnt vor Medikamenten aus dem Internet

Wien (RK). Meldungen über die zunehmende Produktpiraterie bei Medikamenten geben dem Wiener PatientInnenanwalt Brustbauer Anlass, auch seinerseits davor zu warnen, Medikamente bei dubiosen Internethändlern zu kaufen, statt in die Apotheke zu gehen. Auch wenn es diesbezüglich kaum Anfragen an die ...

Wien (RK). Meldungen über die zunehmende Produktpiraterie bei Medikamenten geben dem Wiener PatientInnenanwalt Brustbauer Anlass, auch seinerseits davor zu warnen, Medikamente bei dubiosen Internethändlern zu kaufen, statt in die Apotheke zu gehen. Auch wenn es diesbezüglich kaum Anfragen an die PatientInnenanwaltschaft gebe, sei das Problem vorhanden. Oft ahnt der Betroffene gar nicht, dass er ein wirkungslose oder gar schädliches gefälschtes Medikament schluckt.

Das Problem hat mehrere Facetten: Nicht nur Verunreinigungen oder unausgewogene unter- bzw. überdosierte Wirkstoffe können fatale Aus- und Nebenwirkungen oder überhaupt nur einen Placeboeffekt haben und damit eine Erkrankung letztlich unbehandelt lassen. Oft wird auch die Rezeptpflicht unterlaufen, der Wettbewerb verzerrt und im ersten Moment scheinbar billige Käufe werden durch nicht immer gleich ersichtliche Nebengebühren wie Versandkosten oft teurer als in der Apotheke. Die Beratung und Aufklärung über Wirkungen und Nebenwirkungen bleibt auch auf der Strecke und der Beipacktext hält oft nicht, was er verspricht.

Sogar die Volksgesundheit kann mittelfristig durch Medikamentfälschungen gefährdet werden

Aber auch die Volksgesundheit insgesamt kann gefährdet sein. Brustbauer besorgt: "Nehmen wir als Beispiel Antibiotika. Einmal ganz abgesehen von der Rezeptpflicht: Sind diese unterdosiert, tritt zwar vorerst vielleicht die erwünschte Besserung ein, aber nicht nur der Krankheitsrückfall ist damit so gut wie vorprogrammiert. Die überlebenden Krankheitserreger 'gewöhnen' sich an den Wirkstoff und es entstehen resistente Keime, die durch Ansteckung weitergegeben werden und die auf den Wirkstoff auch in höherer Konzentration nicht mehr ansprechen."

Medikamente nur aus der Hand des Apothekers kaufen.

Brustbauer empfiehlt den PatientInnen daher dringend, Medikamente beim Apotheker zu kaufen und nicht bei irgend welchen dubiosen InternetanbieterInnen und rät zumindest zu großer Vorsicht. Wenn schon im Internet, dann sollte man wenigstens darauf achten, nicht bei einem offenkundig unseriösen Anbieter zu kaufen. Den erkennt man etwa daran, dass er auch bereit ist rezeptpflichtige Medikamente verschreibungsfrei zuschickt. Solche einfachen Dinge enttarnen oft schon unseriöse Anbieter. Gerade im Internet ist es aber schwierig Spreu vom Weizen zu trennen und es besteht daher trotzdem die Gefahr, über den Tisch gezogen zu werden. Am sichersten ist und bleibt man deshalb als Patient beim Apotheker aufgehoben, der nicht umsonst eine mehrjährige pharmazeutische Ausbildung absolviert hat und daher nicht nur irgend ein Händler ist. Auch für rezeptfreie Medikamente gilt laut Brustbauer: "Fragen Sie ihren Apotheker und spätestens bei weiter anhaltenden Beschwerden auch Ihren Arzt!" Natürlich sind aber auch die zuständigen Behörden, die Apotheken und im eigenen Interesse auch die Pharmaindustrie aufgerufen, wachsam zu sein und Sicherheits- und Qualitätskontrollmaßnahmen, besonders an den Schnittstellen zwischen Erzeugung und Auslieferung der Medikamente und auf dem Transport laufend den Gegebenheiten anzupassen, um auszuschließen, dass an der Verpackung, Farbe oder Form oft schwierig erkennbare Medikamentplagiate über kriminelle oder unseriöse Kanäle auch in den Handel eingeschleust werden können. (Schluss) neu

  • Rückfragehinweis:
    Gerhard Neustifter
    Leiter der Stabsstelle Administration, Presse
    Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft
    Tel.: 5871204/82991
    Handy: 0676/8118 82991
    E-Mail: gerhard.neustifter@wien.gv.at
    www.patientenanwalt.wien.at/

(RK vom 16.04.2008)