Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 14.04.2008:
Bitte beachten Sie, dass die Inhalte (Termine, Kontaktmöglichkeiten,...) möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

Sima zu Klimaschutz: Klares Versagen der ÖVP-Umweltminister!

Utl: Ludwig/Sima: Wien hat dank aktiver Klimaschutzpolitik die geringsten CO2-Emissionen pro Kopf österreichweit! Wien (RK). "Die dramatischen Fakten in Sachen Klimaschutz in Österreich haben eine klare Adresse - 20 Jahre ÖVP-Umweltminister!", kommentierte Wiens Umweltstadträtin die heutigen Aussagen von ...

Utl: Ludwig/Sima: Wien hat dank aktiver Klimaschutzpolitik die geringsten CO2-Emissionen pro Kopf österreichweit!

Wien (RK). "Die dramatischen Fakten in Sachen Klimaschutz in Österreich haben eine klare Adresse - 20 Jahre ÖVP-Umweltminister!", kommentierte Wiens Umweltstadträtin die heutigen Aussagen von Umweltminister Pröll zum Klimaschutz. "Es ist schon mehr als kühn, das klare Versagen des Umweltministers nun den Ländern umzuhängen zu wollen und dabei beim so zentralen Thema Klimaschutz selber keinen Millimeter weitergekommen zu sein", so Sima. Wer die Klimastrategie des Bundes kennt, weiß auch, warum sie nur scheitern kann, es ist keine Strategie, sondern ein "Wünsch-dir-was-Papier ohne konkrete Ziele, ohne verbindlichen Maßnahmen, so Sima. "Wien zeigt, wie es anders geht, mit dem Klimaschutzprogramm, das 1999 beschlossen und punktgenau umgesetzt wurde, wurden konkrete Ziele und Maßnahmen vereinbart. Wien spart jährlich - wie im KliP vorgesehen - 2,6 Mio. Tonnen CO2 ein und hat österreichweit die geringsten Pro-Kopf-Emissionen", so Sima. "Österreich hingegen ist Klimaschutzschlusslicht in der EU, vom Kyotoziel Lichtjahre entfernt und dem verantwortlichen Minister fällt nicht mehr dazu ein, als dieses Scheitern den Ländern zuzuschreiben, die seit vielen Jahren aktiv Klimaschutz betreiben", kritisiert Sima scharf. Was der Bund braucht, ist ein Programm mit konkreten Zielen und Vorgaben, die in der Folge punktgenau abgearbeitet werden müssen. "Bisher war Prölls Antwort das Freikaufen durch Zertifikate im Ausland, anstatt in Maßnahmen im Inland zu investieren. Nun hat er einen neuen Sündenbock für sein Versagen gefunden - das ist völlig inakzeptabel", so Sima.

"Wien unternimmt bereits seit vielen Jahren im Rahmen des geförderten Wohnbaus intensive Anstrengungen, um die CO2-Emmissionen zu senken. Über das Instrument der Wohnbauförderung, die in Wien - im Gegensatz zu manchen Bundesländern - zweckgebunden ist, investiert Wien seit Jahren im Schnitt mehr als 170 Millionen Euro allein im Bereich der Gebäudesanierung. Auch im Neubaubereich sind wir durch den seit 10 Jahren geltenden Mindeststandard des Niedrigenergiehauses und den Ausbau der Passivhaustechnologie federführend", so Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. "Damit ist Wien in vielen Bereichen absoluter Vorreiter. Allerdings kann es nicht so sein," betont Ludwig, "dass sämtliche Klimaschutzmaßnahmen im Wohnbaubereich ausschließlich über die seit Jahren eingefrorenen Wohnbauförderungsmittel von den Ländern getragen werden müssen. Denn die Wohnbauförderung ist in erster Linie ein ganz wichtiges und zentrales soziales Instrument für die Schaffung von leistbarem Wohnraum. Klimaschutz im Wohnbau ja, aber nicht um jeden Preis - und auf keinen Fall zulasten der sozial Schwachen."

Zwtl: Wien aktiv im Klimaschutz -

Wien hat 1999 ein ambitioniertes Klimaschutzprogramm verabschiedet. Alle zwei Jahre legt die Klimakoordinatorin dem Wiener Gemeinderat ihren Bericht über die Umsetzung des KliP vor. Der Hauptbestandteil des Berichts 2007 ist eine Evaluierung der Umsetzung des KliP im Zeitraum von 1999 bis 2006 durch die unabhängige Österreichische Energieagentur.

Der aktuelle Bericht stellt folgendes fest:

  • Das absolute Ziel des KliP, nämlich die Vermeidung von 2,6 Mio.
    Tonnen CO2-Äquivalente, wurde bereits 2006 erreicht.
  • Die Umsetzung des KliP hat eine Reihe positiver
    volkswirtschaftlicher Effekte hervorgerufen. Die Experten
    berechneten, dass die Maßnahmen über die Periode 1999 bis 2006
    ein Investitionsvolumen in der Höhe von 8,4 Mrd. Euro ausgelöst
    haben. Der Wertschöpfungseffekt beträgt über diesen Zeitraum 19
    Mrd. Euro. Weiters können laut Energieagentur jährlich 42.488
    Arbeitsplätze gesichert werden.

Wiens Klimaschutzmaßnahmen auf allen Ebenen zeigen Wirkung:

1) Thewosan: Thermische Wohnhaussanierung

Bis Ende 2006 wurde die thermische Sanierung von mehr als 149.000 Wohneinheiten gefördert, davon rund 59.000 Wohneinheiten im Rahmen von Thewosan. Der Beitrag zum Klimaschutz ist eine Reduktion von jährlich mehr als 234.000 Tonnen CO2 insgesamt. Auf Thewosan entfallen rund 96.000 Tonnen pro Jahr.

2) Effizienzsteigerungen in den Kraftwerken:

Durch den Einsatz moderner Kraft-Wärme-Kopplungs-Technologie sowie von Erdgas, dem emissionsärmsten fossilen Brennstoff, konnte gegenüber der getrennten Erzeugung von Strom und Fernwärme der jährliche Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) um ca. 700.000 Tonnen reduziert werden. Ausgeklügelte Filtersysteme reinigen die Abgase zusätzlich.

3) Fernwärme forciert:

Etwa 262.000 Wohnungen und 5.345 Großkunden sind derzeit an das Wiener Fernwärmenetz angeschlossen (Stand: 30. September 2006). Dies entspricht einer jährlichen CO2-Einsparung von ca. 1.300.000 Tonnen gegenüber Ölbetrieb (Heizöl extra leicht).

4) Erneuerbare Energien stark ausgebaut und gefördert

4a) Ökostrom:

Europas größtes Waldbiomasse-Kraftwerk läuft seit September 2006 in Simmering im Vollbetrieb. Mit der Anlage werden rund 48.000 Wiener Haushalte mit Strom und 12.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt. Im Vergleich zu einem konventionellen thermischen Kraftwerk werden 144.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.

Im Jänner 2006 wurde von den Wiener Wasserwerken das neue Trinkwasserkraftwerk am Ende der II. Wiener Hochquellenleitung (HQL) in Wien Mauer in Betrieb genommen. Ein Teil der Wassermenge, welche über die II. HQL nach Wien fließt, wird nun über eine Francis-Turbine geleitet. So werden jährlich 3.000 MWh Strom aus erneuerbarer Energie produziert, ohne die Qualität des Wiener Trinkwassers zu beeinträchtigten.

Neben anderen Photovoltaikprojekten wurde von der WIEN ENERGIE Wienstrom GmbH eine innovative Anlage in der Lärmschutzwand Theodor-Körner- Hof beim Margaretengürtel realisiert. Mit einer Leistung von rund 15 kWp können jährlich über 10.000 kWh Strom umweltfreundlich erzeugt und gleichzeitig die Bewohner der Wohnhausanlage von Verkehrslärm geschützt werden.

4b) Öko-Fernwärme:

Das Waldbiomasse-Kraftwerk Simmering wird als KWK-Anlage betrieben und speist rund 75.000 MWh in das Wiener Fernwärmenetz ein.

Seit Herbst 2007 werden 10.000 Tonnen biogene Abfälle aus der Biotonne und 7.000 Tonnen Speisereste aus Wiener Großküchen und anderen Quellen im Vollbetrieb der ersten Ausbaustufe in der "Biogas Wien" zu wertvoller Energie verarbeitet. Bei der Erzeugung von Biogas mit einem Energieinhalt von ca. 11,2 GWh pro Jahr in der ersten Ausbaustufe ergibt sich im Vergleich zur konventionellen Energieerzeugung eine Einsparung von 3.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Die Anlage kann auf eine Jahreskapazität von 34.000 Tonnen erweitert und ausgebaut werden. 600 Wiener Haushalte können dann mit Fernwärme versorgt werden.

Als erste U-Bahn der Welt wird Wien in der Station Taborstraße sowie bei drei weiteren Stationen in Tieflage (Schottenring, Praterstern und Messe) die natürlich vorhandene Erdwärme zum Heizen bzw. Kühlen der Station einsetzen. Die Tunnelwände dienen dabei als Erdwärme-Kollektoren. Mit Wärmepumpen bzw. Kältemaschinen wird das Temperaturniveau in den Stationen je nach Bedarf gehoben oder gesenkt.

4c) Thermische Solaranlagen:

Die Errichtung von solarthermischen Anlagen wird seit Jahren durch die Stadt Wien gefördert. 2006 gab es in Wien 1.594 solarthermische Anlagen mit einer gesamten Kollektorfläche von 27.740 m2.

2006 wurden 289 Anträge zur Solarförderung behandelt. Das bedeutet einen Anstieg von 89 Prozent gegenüber 2005. 2005 wurde erstmals in der Geschichte der Solarförderung der Rahmen voll ausgeschöpft und rund 440.000 Euro an Förderwerber ausgeschüttet. Im Jahr 2006 wurden daher zusätzlich 360.000 Euro vom Gemeinderat zur Verfügung gestellt. Markant ist die Zunahme von Anlagen mit Heizungseinbindung, wodurch ein größerer Umwelteffekt erzielt werden konnte. Das bewirkt auch eine Anhebung des durchschnittlichen Fördersatzes, da diese Anlagen besser gefördert werden.

2006 war ein Rekordjahr mit einem Zuwachs von mehr als 66 Prozent. Erstmals wurden mehr als 3.500 m2 in einem Jahr durch Inanspruchnahme von Förderungen gebaut.

5) Geförderter Wohnungsneubau - hohe Ökostandards und Passivhäuser forciert

Im geförderten Wohnungsneubau ist seit 10 Jahren zumindest die Erreichung des Niedrigenergiehausstandards verpflichtend. Mittlerweile erfolgte die Weiterentwicklung in Richtung Passivhausstandard. Mit den bisher geförderten 13 großvolumigen Passivhäusern mit rund 830 Wohneinheiten hat Wien die größte Wohnfläche an Passivhausprojekten in ganz Österreich. Zudem werden durch die Neubauverordnung 2007 zusätzliche Förderungen etwa für Passivhäuser von 60 Euro pro Quadratmeter gewährt. Auch die ökologischen Standards im geförderten Wohnungsneubau sind weiter angehoben worden. Die Verwendung von teilhalogenierten Fluorchlorkohlenwasserstoffen (H-FCKW)-, teilhalogenierten Fluorkohlenwasserstoff (H-FKW)-haltigen Baumaterialien und auf Polyvinylchlorid (PVC)-haltige Baumaterialien sowie auf sonstige perfluorierte, organische und anorganische Verbindungen mit hohem Treibhauspotenzial wird im geförderten Wohnbau schon seit ca. 10 Jahren - und nunmehr auch durch eine Rechtnorm abgesichert - verzichtet.

6) ÖkoBusinessPlan Wien - win-win für Umwelt und Betriebe

Seit dem Start des ÖkoBusinessPlan Wien vor neun Jahren wurden über 600 Wiener Unternehmen ausgezeichnet. Sie haben bislang über 10.000 Umweltprojekte freiwillig umgesetzt: Abfall, Energie, CO2, Transportkilometer und Trinkwasserverbrauch wurden in beeindruckenden Mengen reduziert.

7) Öffentlicher Verkehr auf Überholspur

Im Jahr 2006 hat der öffentliche Verkehr mit 35 Prozent an allen Wegen erstmals das Auto als beliebtestes Nahverkehrsmittel abgelöst. So ist der Anteil der Wege, die mit dem ÖV zurückgelegt werden, seit 1993 kontinuierlich gewachsen. Sechs Prozent der BewohnerInnen Wiens entschieden sich seitdem sukzessive für den ÖV anstatt für das Auto. Im Jahr 2006 konnte mit 772,1 Millionen Fahrgästen ein neuer Fahrgastrekord erreicht werden. Zurückzuführen ist diese erfreuliche Entwicklung auf den rasanten Ausbau und die Attraktivierung des ÖV-Netzes in Wien.

8) Bio-Lebensmittel in städtischen Einrichtungen boomen

Der Einsatz von biologischen Lebensmitteln innerhalb der Stadt Wien in Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern wurde laufend gesteigert. So sind Bio-Lebensmittel u. a. seit Jänner 2003 täglicher Bestandteil der Mahlzeiten in den Kindertagesheimen der Stadt Wien - inzwischen mit einem Bio-Anteil von über 50 Prozent (!) - und auch an 92 Wiener Schulen steht Bio auf dem Speiseplan. Der Bio-Anteil bei den verwendeten Lebensmitteln liegt bei den Pensionistenwohnhäusern um die 20 Prozent. Der Wiener Krankenanstaltenverbund begann 1996 mit der Einführung biologischer Lebensmittel und steigerte den Anteil der eingesetzten Bio-Produkte inzwischen auf 30 Prozent. Wobei alle Backwaren und alle Milchprodukte - ausgenommen Käse - sogar zu 100 Prozent aus biologischer Landwirtschaft stammen. Durch den Kauf von biologischen Lebensmitteln stadtintern können jährlich 23.775 Tonnen CO2 eingespart werden.

"Wien ruht sich nicht auf den bisherigen Erfolgen aus, die ExpertInnen der Stadt arbeiten bereits an KliP 2, denn beim Klimaschutz bleibt noch viel zu tun und Wien stellt sich dieser Herausforderung selbstverständlich - während Minister Pröll nur abwälzt ", so Sima abschließend.

(RK vom 14.04.2008)