Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 15.11.2007:
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Wienbibliothek präsentiert Buch zur Geschichte der Wiener Küche

Wien (RK). Das im Mandelbaum Verlag erschienene Buch "Heut` muß der Tisch sich völlig bieg'n" Wiener Küche und ihre Kochbücher" stand am Mittwoch im Mittelpunkt eines Mediengespräches der Wienbibliothek. Herausgegeben von Julia Danielczyk und Isabella Wasner-Peter, beide Wissenschaftlerinnen und Mitarbeiterinnen der ...

Wien (RK). Das im Mandelbaum Verlag erschienene Buch "Heut` muß der Tisch sich völlig bieg'n" Wiener Küche und ihre Kochbücher" stand am Mittwoch im Mittelpunkt eines Mediengespräches der Wienbibliothek. Herausgegeben von Julia Danielczyk und Isabella Wasner-Peter, beide Wissenschaftlerinnen und Mitarbeiterinnen der Wienbibliothek, bietet das aufwendig gemachte Buch einen um 1800 startenden Überblick über die Entwicklung der berühmten Wiener Küche. Mithilfe fachkundiger Co-Autoren, zu denen u.a. der bekannte Gastro-Kritiker und Autor Christoph Wagner, die Leiterin der Wienbibliothek Sylvia Mattl-Wurm, der Historiker und Wienbibliothek-Mitarbeiter Christian Mertens oder die Tafelkultur-Expertin Ingrid Haslinger zählen, spannt sich so ein chronologisch aufgebauter Bogen von über 200 Jahren Wiener Kochkunst, Kochbücher, Rezept-Geschichten, aber auch Sozialgeschichte, die in dieser Form noch nicht geschrieben wurde.

Bemerkenswert erscheint auch, dass es den beiden Herausgeberinnen gelungen ist, mit einigen Wiener "kitchen legends" aufzuräumen, so etwa der Fama, dass das Wiener Schnitzel ursprünglich aus Mailand stamme. Laut den Experten der Wienbibliothek stamme diese Erzählung aus den 70er Jahren, als ein italienischer Journalist über Wiens Küche geschrieben hätte. Das Wiener Schnitzel bzw. die Kunst des Panierens sei jedoch in den Wiener Kochbüchern des 18. Jahrhunderts bereits dokumentiert. Ein weiteres Beispiel ist der Zucker im Wiener Erdäpfelsalat, der, so die Recherchen, nur als Substitut des Essigs in der Nachkriegszeit aufgekommen sei.

Als ebenso bemerkenswert wäre die These zu nennen, dass Kochbücher, speziell ab dem 18. Jahrhundert, einen nicht unwesentlichen Faktor in der Nationswerdung Europas darstellen. So soll das bekannte "Wiener Gulasch" in seiner Rezeptur keine Entsprechung mit den ungarischen Gulasch-Varianten haben, sondern vielmehr auf Betreiben ungarischer Adeliger in Wien auf den Speisezettel der Stadt gekommen sein. Weitere Erkenntnis: Im Unterschied zu anderen Literaturen ist speziell die (alt)österreichische Literatur und Dramaturgie voll mit Bezügen zum Essen. Der Titel des Buches "Heut' muß der Tisch sich völlig bieg'n", eigentlich ein Zitat von Johann Nestroy, spricht so gesehen Bände.

Julia Danielczyk, Isabella Wasner-Peter (Hg.), "Heut` muß der Tisch sich völlig bieg`n" Wiener Küche und ihre Kochbücher", erschienen im Mandelbaum-Verlag, in der Reihe Mandelbaums feine Gourmandisen(www.mandelbaum.at), 262 Seiten, EUR 24,90 (Schluss) hch

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(RK vom 15.11.2007)