Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 30.08.2005:
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Bildung ohne Hindernisse

Wien (RK). Für 200.000 Wiener SchülerInnen beginnt am 5. September 2005 ein neues Schuljahr. Rund 16.000 von ihnen sind "Taferlklassler" - für sie bedeutet dieser Tag den Beginn eines neuen und spannenden Lebensabschnitts. "Im Namen der Stadt Wien wünsche ich allen Wiener SchülerInnen, aber auch den LehrerInnen und ...

Wien (RK). Für 200.000 Wiener SchülerInnen beginnt am 5. September 2005 ein neues Schuljahr. Rund 16.000 von ihnen sind "Taferlklassler" - für sie bedeutet dieser Tag den Beginn eines neuen und spannenden Lebensabschnitts. "Im Namen der Stadt Wien wünsche ich allen Wiener SchülerInnen, aber auch den LehrerInnen und Eltern einen guten Start in die neue 'Schulsaison'", so Vizebürgermeisterin und Bildungsstadträtin Grete Laska im Rahmen der heute stattfindenden Bürgermeister-Mediengespräch. "Die Stadt Wien hat auch heuer dafür gesorgt hat, die hohe Qualität an unseren rund 400 Schulen zu sichern und auszubauen. Unser oberstes Ziel ist dabei, möglichst allen die gleichen Chancen auf Bildung zu bieten", skizziert die Bildungsstadträtin. "Dazu gehört der Ausbau des Bildungsnetzes, um eine breite Zugänglichkeit zu modernen Technologien zu ermöglichen ebenso wie eine qualitativ hochwertige Nachmittagsbetreuung.

Auch Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl betont die hohe Bildungsqualität: "Während manche Millionen dafür ausgeben, eine 'Neue Schule' zu plakatieren, hat Wien lange schon damit begonnen, genau diese 'Neue Schule' zu realisieren." Die Defizite des österreichischen Schulwesen habe die jüngste PISA-Studie schonungslos aufgezeigt, was es nun daher auch österreichweit bräuchte - so Brandsteidl -, seien strukturelle Reformen und einen 'neuen Geist in der Bildungspolitik'. Brandsteidl: "Uns in Wien geht es darum, Akzente zu setzen. Und wir haben schon lange damit begonnen: Ob Ganztagsbetreuung, Bilingualität, Integration oder Begabungsförderung - Wiens Schulen sind der Innovationsmotor des österreichischen Schulwesens. Überdies: Mit der Kooperativen Mittelschule und auch dem Kursmodell in der AHS-Oberstufe (an insgesamt 4 AHS-Standorten) hat Wien längst die richtigen Antworten auf PISA gefunden und vor allem umgesetzt."

Laska und Brandsteidl forderten in diesem Zusammenhang unisono einen "Paradigmenwechsel in der österreichischen Bildungspolitik": "Bildung ist nicht gleich Wissensvermittlung. Bildung bedeutet auch Förderung und Persönlichkeitsbildung, das Erkennen von Defiziten, Förderung von Begabungen und nicht Selektion", so das Credo einer "Bildung ohne Hindernisse".****

Weiters appellieren Laska und Brandsteidl an die Verantwortlichen der Bildungspolitik: "Bildung ist das wichtigste Kapital der Zukunft - hier zu sparen, heißt die Zukunft unserer Kinder, aber in letzter Konsequenz somit auch die des Wirtschaftstandorts Österreichs zu gefährden. Es müssen die gleichen Prinzipien für alle Bundesländer gelten." Um dies zu verhindern, müssen Ressourcen zur Verfügung gestellt und die Länder in ihren Bemühungen unterstützt werden. Konkret bestehe Wien beispielsweise unverändert auf rund 600 zusätzliche Dienstposten, die der Bund den Wiener Schulen dringend zur Verfügung stellen müsse: "Angesichts eines tatsächlichen sonderpädagogischen Förderbedarfs für deutlich über vier Prozent aller Kinder in Wien nur Ressourcen für 2,7 Prozent aller Kinder vom Bund genehmigt zu bekommen, ist zynisch. Die Bedürfnisse von Kindern lassen sich nicht 'deckeln'. Gehrer's 'Die Schule kann nicht alles machen' wird derzeit als Legitimation zum Bildungssparen und Ressourcenkürzen verwendet."

Bilingualität und Europa

Trotzdem gäbe es noch Gründe "positiver Dinge nach vorne blicken" - Dank der Kooperation aller Schulpartner - der LehrerInnen, der SchülerInnen, der Eltern - nicht zuletzt aber auch aufgrund des Einsatzes der Stadt Wien, sei es gelungen, wichtige Initiativen zu starten:

Brandsteidl hierzu: "Die Schwerpunkte des neuen Schuljahres liegen für uns ganz klar im Bereich Bilingualität und beim Thema Europa. So hat Wien nicht allein heute bereits die meisten 'echten bilingualen Schulen' (7 im Bereich der Volksschulen, 8 in der Sekundarstufe 1 und 6 in der Sekundarstufe 2) ganz Österreichs, sondern darüber hinaus auch eine Reihe weiterer bilingualer Projekte. Diese - beispielsweise die 'Global Education Primary School' (derzeit an 4 Schulstandorten) oder das Dual Language Programme (an 29 Schulstandorten) - haben sich in den vergangenen Jahren derart positiv bewährt, dass wir nun den nächsten Schritt setzen und diese Projekte auf weitere Schulen ausdehnen werden."

Doch nicht nur die "Bilingualität Deutsch-Englisch" werde in Wien gefördert, darüber hinaus gebe es weitere Schulstandorte, die etwa bilingualen Unterricht in Französisch oder Italienisch anbieten. Auch bilingualer Unterricht in Türkisch und Kroatisch werde angeboten. Brandsteidl: "Wir in Wien haben Konzepte, die funktionieren: So verbinden sich gerade in den bilingualen Projekten mit Türkisch und Kroatisch die Anliegen des Sprachenerwerbs (sowohl der deutschen Sprache als auch der türkischen oder kroatischen Muttersprache) mit einer Integrationspolitik, die auf Respekt und Achtung basiert."

Ähnliches gelte für die drei "European Schools" in Wien, für die "European Primary School", die "European Middle School" und die "European High School": "Mit diesen Schulen ist Wien europaweit einzigartig. Denn hier geht es nicht nur um den Erwerb der Sprachen unserer Nachbarländer Tschechien, Slowakei und Ungarn, sondern auch um die Positionierung Wiens als internationale wettbewerbsfähige Stadt.." Brandsteidl kündigte an, dass diese Schwerpunkte vertiefet würden: "Wir werden diese erfolgreiche Cross-Border-Kooperation auch in diesem Schuljahr intensivieren. Möglich wird dies durch das von der EU im Rahmen des INTERREG IIIC Programms geförderte EdGATE, das auf Initiative des Stadt Wien und des Stadtschulrates für Wien entstanden ist und an dem sich insgesamt 14 Partner aus 12 europäischen Regionen beteiligen. EdGATE schafft eine neue Qualität der regionalen Kooperation und somit letztlich auch der konsequenten Europäisierung unseres Schulwesens."

Wien österreichweit top in Sachen Nachmittagsbetreuung

"Die Ergebnisse von PISA zeigen, dass eine umfassende ganztägige Betreuung der SchülerInnen eines der wichtigsten Qualitätskriterien von Schule ist. Wien kann bereits heute den gesamten Bedarf an Nachmittagsbetreuung abdecken", erklärt Bildungsstadträtin Grete Laska. "So ist es Tatsache, dass in Wien jedes Kind, das Betreuung benötigt, diese auch bekommt - sei es durch Horte und Lernklubs oder eben in Schulen mit ganztägiger Betreuung." Das flächendeckende Netz an Betreuungseinrichtungen setzt sich aus 46 Volksschulen, 33 Hauptschulen und 11 Sonderschulen mit ganztägiger Betreuung und 451 städtischen und privaten Hort-Standorten. Ergänzend dazu bietet der Verein Wiener Kinder- und Jugendbetreuung im Auftrag der Stadt Wien an 18 Standorten Lern- und Freizeitklubs für insgesamt 1.200 Schüler an. Dabei erhalten die Kinder pädagogische Betreuung beim Lernen und Hausaufgabemachen als auch im Freizeitbereich. Der Verein Wiener Kinder- und Jugendbetreuung beschäftigt 458 MitarbeiterInnen, die auch an Ganztagesschulen und Offenen Schulen aktiv sind. Die Kosten belaufen sich auf rund 11,3 Millionen Euro jährlich. "Mit dieser Angebotspalette wollen wir natürlich auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vereinfachen und berufstätige und alleinerziehende Frauen unterstützen", betont Grete Laska, der es seit ihrem Amtsantritt vor 11 Jahren gelungen ist, Wien im Bereich Kinderbetreuung österreichweit zu toppen. Eine Besonderheit der Bundeshauptstadt neben der höchsten Dichte an Betreuungseinrichtungen ist auch Betreuung an schulfreien Tagen.

21 Millionen Euro für das Bildungsnetz

1997 hat Bildungsstadträtin Laska das Wiener Bildungsnetz ins Leben gerufen. Damals wurden in einem österreichweit einmaligen und auf europäischer Ebene vorbildhaften Projekt sämtliche ca. 400 öffentliche Pflichtschulen mit einer zukunftsorientierten Endgeräteausstattung, Objektnetzinfrastruktur, einem Intranet und Internetanschlüssen versorgt. Um die Geräte für die Wiener Kinder und Jugendlichen auf den neuesten Stand der Technik zu bringen, hat die Stadt Wien kürzlich beschlossen, um 21 Millionen Euro diese Geräteversorgung zu erneuern. Bildungsstadträtin Grete Laska: "Wir stellen als einziges Bundesland eine Menge von Ressourcen zur Verfügung, um die Wiener Schulkinder und ihre Eltern bestmöglich zu unterstützen. Unabhängig vom Einkommen der Eltern soll das Bildungsangebot allen Wiener Kindern gleichermaßen zugänglich sein. Es ist uns wichtig, neueste Kommunikationstechnologien in den Wiener Bildungsbereich zu integrieren. Kinder und Jugendliche sollen lernen, diese Technologien optimal für sich zu nutzen."

Einkaufen für die Schule

Österreichweit einzigartig ist auch das System Warenkorb: Die Stadt Wien stellt den Wiener SchülerInnen Schreib- und Zeichenrequisiten wie Hefte, Bleistifte, Dreiecke, Zirkel u.ä., Textilien für den Handarbeitsunterricht, Materialien für das Technische Werken, EDV- u. sonstige Büromittel in der Höhe von rund 4, 3 Millionen Euro zur Verfügung. Das bedeutet immerhin eine Ersparnis von 29 Euro pro Volksschüler, von 42 Euro pro Hauptschüler, von 39 Euro pro Sonderschüler und 70 Euro für Schüler des Polytechnischen Lehrganges. Die Wiener Besonderheit: Nicht die Gemeinde bestimmt, was in den Schulen angekauft wird, sondern Eltern und LehrerInnen entscheiden gemeinsam darüber, welche Einkäufe für die Schüle getätigt werden. Das System Warenkorb wird von allen öffentlichen und privaten allgemein bildenden Wiener Pflichtschulen in Anspruch genommen.

Bioessen ab Herbst in Wiens Ganztagesschulen

Ab Beginn des Schuljahres 2005/06 wird es für die rd. 18.800 SchülerInnen an ganztägig geführten Schulen Mittagessen mit einem 30prozentigen Bioanteil geben - dieser soll sich nach und nach sogar bis zu 50 Prozent steigern. Um eine besonders hohe Qualität der Mittagsverpflegung sicherzustellen wurde gemeinsam mit dem Landesverband Wien der Elternvereine an den öffentlichen Pflichtschulen ein strenger Kriterienkatalog ausgearbeitet, der von allen Unternehmen, die in den "Unternehmenspool" - aus dem die Eltern auswählen können - aufgenommen werden wollen, ausnahmslos erfüllt werden muss.

Generalsanierungen in den Wiener Pflichtschulen

Der Gemeinderat hat am 17.12.1998 ein Generalsanierungsprogramm, mit einem Kostenaufwand von rund EUR 102 Mio. beschlossen und am 25.2.2005 eine Erhöhung auf rund EUR 121 Mio. genehmigt, um allgemein bildende Pflichtschulen baulich general zu sanieren und neu einzurichten. Im Herbst sollen drei dieser Vorhaben abgeschlossen werden. Für die Generalsanierungsarbeiten werden heuer insgesamt rund EUR 11 Mio. aufgewendet.

Schulneu- und -zubauten

Die Stadt Wien stellt sicher, dass für Schulneu- und - zubauten insgesamt 66,6 Mio. Euro zur Verfügung stehen werden.

  • Fertigstellung bzw. Inbetriebnahme (Sept./05)
    10, Hertha-Firnberg-Straße 12, 9-klassiger Volksschulneubau und
    Hort (11,6 Mio. Euro).
    22, Schukowitzgasse 89, 6-klassiger Volksschulzubau (2,2 Mio.
    Euro).
  • in Bau:
    22, Langobardenstraße, Ersatzbau für Volksschule inklusive
    Nachmittagsbetreuung 22, Langobardenstr. 56 (14,7 Mio. Euro)
    12, Johann-Hoffmann-Platz 19-20, Zubau zur Volks- und
    Hauptschule (6,1 Mio. Euro)
  • in Planung:
    10, Monte Laa, 13-klassiger Volksschulneubau inklusive Hort, 8-
    klassiger Hauptschulneubau, Dreifachturnhalle und ein
    Kindergarten in der Höhe von rund 32 Mio. Euro.

Bildungstalk mit Grete Laska

Am 9. September von 11 bis 12 Uhr steht Bildungsstadträtin Grete Laska unter der Telefonnummer 4000/8055 für alle Fragen, Anregungen, Ideen rund um das Themengebiet Bildung zur Verfügung.

(Schluss) spe

(RK vom 30.08.2005)