Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 08.06.2005:
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Positive Sicht der WienerInnen zu Zuwanderung und Integration

Wien (RK). Eine positive Sicht in vielen Fragen ergab eine Befragung der WienerInnen zu Zuwanderung und Integration der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Mag. Thomas Reindl und Prof. Ernst Gehmacher, die die Studie vorstellten, orteten ein "ermutigendes Bild", vor allem ...

Wien (RK). Eine positive Sicht in vielen Fragen ergab eine Befragung der WienerInnen zu Zuwanderung und Integration der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Mag. Thomas Reindl und Prof. Ernst Gehmacher, die die Studie vorstellten, orteten ein "ermutigendes Bild", vor allem die nachrückende jüngere und gebildetere Generation nehme eine positive Haltung zu diesen Fragen ein, generell könne man aber keiner sozialen Gruppe eine Negativhaltung nachsagen. Univ.Prof. Dr.Hubert Christian Ehalt, der die Kulturabteilung der Stadt Wien als Förderer der Studie vertrat, verwies auf die lange Tradition Wiens als multikulturelle Stadt und die Rolle der jüdischen Bevölkerung Wiens in der ausgehende Monarchie als "Ferment von Gesellschaft und Kultur" der Stadt. Auch heute werden von den Wienern Zuwanderer vor allem aus den benachbarten Ländern wie Tschechien oder Ungarn als wesentliche Bereicherung von Kultur und Wirtschaft betrachtet. Die Präsenz von Kindern mit nicht- deutscher Muttersprache in Wiener Schulen wird teils kritisch, teils positiv betrachtet, die Notwendigkeit der Zuwanderung vor allem für Pflegeberufe wird bejaht. Für ein Ausländerwahlrecht in Wien sprachen sich insgesamt 40 Prozent aller Befragten aus.****

Als Bereicherung für Kultur und Wirtschaft sehen die WienerInnen vor allem Bürger aus den benachbarten Ländern: Ungarn liegen hier bei der Kultur mit insgesamt 80 Prozent in den Bewertungen "sehr" und "etwas" an der Spitze, gefolgt von Tschechien mit 72 Prozent und Kroatien mit 59Prozent. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Wirtschaft mit insgesamt geringeren Werten. Die "Anpassungsfähigkeit an unsere Lebenswiese" sehen die WienerInnen ebenfalls bei den europäischen Nachbarn als gegeben an, am besten schneidet hier Slowenien mit 60 Prozent "sehr hoch bis hoch" und 25 Prozent "gering bis sehr gering" ab. Geringere Werte diesbezüglich werden den Türken mit 11 beziehungsweise 57 Prozent zugebilligt, , bei den weiter entfernten Ländern liegen die Philippinos mit 53 Prozent "sehr hoch bis hoch" und 22 Prozent "gering bis sehr gering" weit voran.

In Bezug auf die die relativ geringen Probleme Wiens mit Zuwanderern stimmten 61 Prozent als Ursache der Tatsache zu, dass viele Zuwanderer in Pflegeberufen arbeiten, 50 Prozent der Aussage, dass es in Österreich kein Kopftuchverbot gibt, 49 Prozent der Meinung , Wien sei eben schon immer eine Stadt für Zuwanderer gewesen. 50 Prozent meinten, die Probleme seien ebenso wie in anderen europäischen Großstädten gegeben. Das positive Bild der chinesischen Zuwanderer in Wien wird von 65 Prozent der Wiener mit ihrer "Unauffälligkeit", parallel dazu von 53 Prozent mit ihrer Tätigkeit in der Gastronomie begründet.

Für und wider in der Schule

Zwar stimmen 52 Prozent der Wienerinnen der Meinung zu , nicht-deutschsprachige Kinder seien eine Belastung für die Schulerfolge der eigenen Kinder, zugleich sehen aber 63 Prozent Vorteile für die Kinder in sprachlich gemischten Klassen. Insgesamt 90 Prozent wünschen sich ein Kindergartenjahr für alle Kinder, teils als Verpflichtung, teils durch Gratis-Anreiz, teils in der Kombination beider Faktoren. Mit klaren 59 Prozent bejahen die WienerInnen die Zuwanderung aus unseren Nachbarländern für Pflegeberufe, immerhin 47 Prozent sehen diese Notwendigkeit für eine Zuwanderung aus außereuropäischen Ländern. Kontakte mit Zuwanderern haben 51 Prozent durch Nachbarschaft, 41 Prozent auf freundschaftlicher Basis, 37 Prozent beruflich und 21 Prozent familiär.

40 Prozent für Ausländerwahlrecht

40 Prozent aller Befragten sprachen sich dafür aus, dass Wien darauf besteht, das vom Verfassungsgerichtshof abgelehnte Ausländerwahlrecht einzuführen. Bei WienerInnen unter 35 Jahren liegt der entsprechende Wert bei 60 Prozent ,bei den Befragten über 65 Jahren bei 24 Prozent. Ein Gefälle ergibt sich auch bezüglich der Parteipräferenz, wobei sich die Grünen mit 72 Prozent und die SPÖ-Wähler mit 47 Prozent für das Ausländerwahlrecht aussprachen. Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Haltung ist der Bildungsstand, Maturanten und Hochschulabsolventen stehen der Frage positiver gegenüber als andere Befragte.

Insgesamt zeigte sich bei fast allen Fragen die Tendenz, dass höher Gebildete und Anhänger des linken Parteienspektrums zu den Fragen der Zuwanderung und Integration eine positivere Haltung einnehmen. Ebenfalls relevant sind generell Sozialkontakte und Sozialmilieu der Befragten, sowie das Alter.

  • Weitere Informationen:
    Sozialwissenschaftliche Studiengesellschaft,
    9., Maria Theresienstraße 9/8b
    Tel.: 317 31 27
    e-mail: swsrs@aon.at

(Schluss) gab

(RK vom 08.06.2005)