Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 03.05.2005:
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UNESCO-Konferenz

Wien (RK). Anlässlich der Verleihung des UNESCO-Prädikats Weltkulturerbe für die Innere Stadt hatte Bürgermeister Michael Häupl der UNESCO die gemeinsamem Ausrichtung einer Konferenz zugesagt. Vom 12. bis 14. Mai 2005 findet in Wien eine UNESCO- Konferenz zum Thema "Weltkulturerbe und zeitgenössische Architektur" ...

Wien (RK). Anlässlich der Verleihung des UNESCO-Prädikats Weltkulturerbe für die Innere Stadt hatte Bürgermeister Michael Häupl der UNESCO die gemeinsamem Ausrichtung einer Konferenz zugesagt. Vom 12. bis 14. Mai 2005 findet in Wien eine UNESCO- Konferenz zum Thema "Weltkulturerbe und zeitgenössische Architektur" statt. Bis jetzt haben sich ca. 450 Experten aus 49 Ländern der Welt angemeldet.

Im Rahmen dieser Konferenz ist ein "Wiener Memorandum" zum selben Thema geplant, das inhaltlich von einer Expertenkommission der UNESCO unter Teilnahme der Wiener Fachleute vorbereitet wurde. Das "Wiener Memorandum" soll als offizielles Ergebnis der Konferenz im Sinne einer Richtlinie an die UNESCO weitergeleitet werden.

Diese Vorgangsweise schließt unmittelbar an die großen Konferenzen zur internationalen Denkmalpflege an, von denen etwa die Charta von Venedig, 1964 (zur Erhaltung und Restaurierung von Kunstdenkmälern), die Charta von Florenz, 1981 (zu historischen Gärten) oder die Charta von Washington, 1987 (zur Denkmalpflege in historischen Städten) weltweite Bedeutung erlangt haben.

Die Notwendigkeit eines Memorandums bzw. einer Richtlinie ergibt sich aus den Diskussionen, welche in letzter Zeit geführt wurden (zB Hochhäuser in Nähe zum Kölner Dom).

Ziel des Memorandums ist es, die Grundlagen für einen neuen Zugang oder besser gesagt, der Koexistenz zwischen der historischen und zeitgenössischen Architektur, zu schaffen. Tradition und Moderne schließen einander nicht aus. Hinzu kommt, dass es seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer ständigen Weitung der Begriffe Altstadterhaltung und Denkmalpflege gekommen ist.

Eine der Kernaussagen des Memorandums bezieht sich daher auf das Wesen der "historischen Stadtlandschaft", in der es vordergründig nicht um das einzelne Denkmal, sondern um den Gesamtcharakter einer Stadt geht. Hierzu zählen nicht nur die baulichen Objekte, wie Ensembles, Gärten und Parkanlagen, Straßen und Plätze, sondern auch "immaterielle Strukturen", wie z. B. Funktionen, Umweltaspekte, ökonomische Faktoren u.a.m. Unterstrichen wird in diesem Zusammenhang auch der sozio- kulturelle Aspekt eines Stadtgefüges, in einfachen Worten ausgedrückt, auch Begriffe, wie Lebensqualität.

Das Wiener Memorandum fasst in diesem Sinn jene Richtlinien und Hinweise zusammen, die einer allgemeinen Qualitätssicherung dienen. Die gesamtheitliche Betrachtung eines lebendigen historischen Stadtgefüges verlangt daher auch nicht nur eine verantwortliche Stadtplanung, welche die Erhaltung des historischen Erbes als einen ihrer Ausgangspunkte respektiert, sondern im Besonderen die interdisziplinäre Diskussion und das gegenseitige Verständnis zwischen Stadtplanern, Architekten, Denkmalpflegern, Soziologen, Ökonomen, Investoren, Politikern u.a.m..

Das Wiener Memorandum fordert die wissenschaftliche Aufarbeitung des Bestandes und die Langzeit-Analyse der geplanten Interventionen als wesentliche Bestandteile einer zielführenden Stadtplanung. Ein Managementplan für historische Städte, wie er für Wien bereits implementiert wurde, wird als geeignetes Planungsinstrument empfohlen.

Wesentlich in Bezug auf das Verhältnis von historischer und zeitgemäßer Architektur ist Artikel 17 des Wiener Memorandums, in dem ausdrücklich festgehalten wird, dass Städtebau, Architektur und Denkmalpflege übereinstimmend jede Form pseudo-historischen Gestaltens ablehnen, weil es gleichermaßen Geschichte, wie Moderne verleugnet. Eine historische Schicht sollte nicht die andere überlagern. Geschichte muss ablesbar bleiben. "Gute" Architektur in der historischen Stadtlandschaft nimmt den gegebenen baulichen Maßstab als eine ihrer Qualitätskriterien auf.

Historische Bauten, Straßen und Plätze, Parks und Gartenanlagen prägen den Charakter einer Stadt. Aber auch zeitgemäße Architektur ist als zukunftsweisender Bestandteil einer historischen Stadtlandschaft anzuerkennen und notwendig. (Schluss) lf

(RK vom 03.05.2005)