Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 13.02.2004:
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Kossina: Wien ist Vorreiter im ökologischen Einkauf

Kossina: Wien ist Vorreiter im ökologischen Einkauf

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Wien, (OTS) Die Stadt Wien hat sich vor fünf Jahren ein großes Ziel gesetzt: mit dem Projekt "ÖkoKauf Wien" den gesamten Einkauf von Waren, Produkten und Leistungen beim Magistrat der Stadt Wien, den Wiener Krankenanstalten, von Wiener Wohnen und den Wiener Stadtwerken im Laufe der Jahre konsequent zu ökologisieren. ...

Wien, (OTS) Die Stadt Wien hat sich vor fünf Jahren ein großes Ziel gesetzt: mit dem Projekt "ÖkoKauf Wien" den gesamten Einkauf von Waren, Produkten und Leistungen beim Magistrat der Stadt Wien, den Wiener Krankenanstalten, von Wiener Wohnen und den Wiener Stadtwerken im Laufe der Jahre konsequent zu ökologisieren. An die 180 MitarbeiterInnen der Stadt Wien erarbeiten seit damals Jahr für Jahr gemeinsam mit externen ExpertInnen die notwendigen Kriterien für einen derartigen Einkauf. Dabei hat sich erwiesen, dass zusätzlich zum ökologischen Erfolg - "ÖkoKauf Wien" ist Teil des Klimaschutzprogramms der Stadt Wien - zu einem bedeutenden Teil auch ein ökonomischer Erfolg durch Einsparungen zu verzeichnen ist.

In diesem doppelten Sinne meinte Wiens Umweltstadträtin Dipl.-Ing. Isabella Kossina daher auch bei der Präsentation der "ÖkoKauf Wien"-Aktivitäten am Freitag: "Wir können es uns nicht leisten, auf Umweltschutz zu verzichten." Ein Beispiel von vielen für diesen doppelten Erfolg: durch das Auswechseln der konventionellen Glühbirnen durch Energiesparlampen alleine im Wiener Rathaus wurde nicht nur der Abfall reduziert sondern auch eine jährliche Einsparung an Stromkosten von 110.000 Euro erreicht Ausführliche Informationen gibt es im Internet auf der Homepage des Projektes unter http:/ /www.oekokauf.wien.at zu lesen.*****

Stadt Wien kauft pro Jahr Waren im Wert von rund 5 Milliarden Euro

Jahr für Jahr kauft die Stadt Wien eine Vielzahl von Produkten, Waren und Leistungen aller Art im Wert von rund fünf Milliarden Euro ein. Das ist das Fünffache der Summe, die alle Wiener Haushalte insgesamt für Wohnungsausstattung, Ernährung, Bekleidung, Reinigung und Auto pro Jahr ausgeben. Diese großen Warenmengen machen es auch möglich, dass die Stadt Wien auf Qualität und Beschaffenheit der Produkte wesentlich mehr Einfluss nehmen kann, als der einzelne Konsument es vermag. Denn steigt die Nachfrage an ökologischen Produkten bei einem Großverbraucher wie der Stadt Wien, so wird es insgesamt auch für Industrie und Gewerbe leichter, neue umweltfreundliche Produkte und Leistungen zu einem für den Konsumenten interessanten Preis zu entwickeln und nachhaltig auf dem Markt zu etablieren.

Als Beispiel für den Einkaufsbedarf der Stadt Wien ein paar Zahlen aus dem Bereich "Büromaterial": im Jahr 2003 wurden eingekauft 164.901 Kugelschreiber, 71.763 Briefordner (Pappe, Recycling), 69.029 Schnellheftermappen (Karton) und 69.121 Flügelmappen (Karton). Bei all diesen Artikeln wurden bei der Beschaffung die ökologischen Kriterien berücksichtigt.

Organisation und Inhalte von "ÖkoKauf Wien"

Das Projekt "ÖkoKauf Wien" ist magistratsübergreifend organisiert und wird von der Magistratsdirektion-Stadtbaudirektion geleitet (Projektleiter: SR DI Ekkehard Philipp). Federführend beteiligt sind die Klimaschutzkoordinationsstelle und die Umweltschutzabteilung der Stadt Wien (MA 22), die Wiener Umweltanwaltschaft, der Wiener Krankenanstaltenverbund, Wiener Wohnen und die Wiener Stadtwerke.

Die Ergebnisse des Projektes sind innerhalb der Stadt Wien anzuwenden, bei einer allenfalls erforderlichen Abweichung von diesen sind maßgebende Gründe aktenkundig zu machen. Diese offizielle Festschreibung ist in Österreich einmalig. Im "ÖkoKauf Wien" werden in - derzeit achtzehn - Arbeitsgruppen ökologische Kriterien ausgearbeitet, wobei Faktoren wie Wirtschaftlichkeit, Qualitätsanforderungen, ArbeitnehmerInnen-Schutz und Gebrauchstauglichkeit ebenfalls berücksichtigt werden. Die Festlegung der ökologischen Kriterien tragen in vielfacher Weise auch zum wirtschaftlichen und gesund- heitspolitischen Vorteil der Bevölkerung bei. Dies wurde bei anderen Umwelt- Projekten der Stadt Wien, wie z.B. dem "ÖkoBusiness-Plan" oder bei der Einführung von Umweltmanagement-Systemen, vielfach bewiesen. Für eine Vielzahl von Produkten, Materialien und Leistungen wurden seit 1999 vom "ÖkoKauf Wien" bereits ökologische Kriterien erarbeitet. Die Palette reicht dabei von Beleuchtung, Büromaterial, Baumaterialien, Elektrogeräten, Lebensmittel bis zu Fahrzeugen, Möbel, Wasch-, Reinigungs- und Desinfektionsmittel. Alle diese Projekte beinhalten quantitative und qualitative Abfallvermeidungsaspekte als wesentlichen Erfolg. Bei den qualitativen Aspekten sind im besonderen die ökologischen Baumaterialien und die Vermeidung von PVC auch im Medikalprodukt-Bereich erwähnenswert.

Erfolgsbeispiel Wassermengenregler (Wassersparperlatoren)

In den Amtshäusern, Schulen und Kindertagesheimen der Stadt werden laufend Wassermengenregler - sogenannte Wassersparperlatoren - eingebaut. Bisher geschah dies bei 8.320 Waschbecken und 1.324 Duschen. Dies bringt eine enorme Einsparung an Wasser, Energie und die dafür aufzuwendenden Kosten. Und zwar sind das pro Jahr ca. 1.5 Millionen Euro.

Es gibt keine Wartungskosten, da Sparperlatoren verkalkungsfrei sind und die Kanal- und Kläranlagensysteme werden entlastet. Diese Maßnahme bedeutet eine Einsparung von 1.723 Tonnen CO²-Emissionen beträgt pro Jahr.

Erfolgsbeispiel biologische Lebensmittel in den Einrichtungen der Stadt Wien

Die richtige Ernährung hat erwiesenermaßen für Gesundheit und für Umwelt große Bedeutung. "ÖkoKauf Wien" setzt deshalb mit einer eigenen Arbeitsgruppe für biologische Lebensmittel einen besonderen Schwerpunkt. Ausgehend von obigen Überlegungen begann der Wiener Krankenanstaltenverbund (Wr. KAV) bereits 1996 mit der Einführung biologischer Lebensmittel und steigerte den Anteil der eingesetzten Bioprodukte inzwischen auf 30 Prozent. Wobei alle Backwaren und alle Milchprodukte - ausgenommen Käse - sogar zu 100 Prozent aus biologischer Landwirtschaft sind. Das Rindfleisch stammt zum überwiegenden Teil von Bio- Bauern.

Ein paar grundsätzliche Zahlen zum Lebensmittelbedarf der Spitäler und Pflegezentren der Stadt Wien: im Wiener Krankenanstaltenverbund werden pro Tag 22,5 Tonnen Lebensmittel verarbeitet (davon sind 1,9 Tonnen Fleisch), das sind pro Jahr 8.000 Tonnen. 60 Prozent der eingekauften Ware sind Obst und Gemüse. Pro Jahr kostet dies alles insgesamt 19 Millionen Euro, davon gehen für die biologischen Lebensmittel 5,7 Millionen Euro praktisch direkt an die Bio- Bauern.

Inzwischen beteiligen sich an diesem Projekt auch das Kuratorium der Wiener Pensionistenwohnhäuser, die Kindergärten und die Schulen der Stadt Wien. Der Bioanteil bei den verwendeten Lebensmitteln liegt bei den Pensionistenwohnhäusern um die 20 Prozent.

Das Kuratorium der Wiener Pensionistenwohnhäuser verwaltet 31 Pensionistenwohnhäuser mit insgesamt 8.000 Appartements und 1.800 Pflegebetten. An Essen werden pro Tag ca. 15 Tonnen benötigt, das sind pro Jahr ca. 5.475 Tonnen Essen. Pro Tag belaufen sich die Kosten auf ca. 36.300 Euro, pro Jahr sind das 13,25 Millionen Euro. Davon machen die 20 Prozent Bioanteil ca. 2,65 Millionen Euro pro Jahr aus.

Bei den Kindertagesheimen (Kindergärten, Krippen, Horte) macht der Anteil biologischer Lebensmittel bereits 40 Prozent aus. Ab Jänner 2003 wurde innerhalb nur eines Jahres der Anteil von 30 auf 40 Prozent angehoben, geplant ist ab Jänner 2008 eine Erhöhung auf 50 Prozent. Derzeit werden 30.000 Kinder an 370 Standorten der Kindertagesheime mit Mittagessen versorgt.

"Das Verwenden von Bio-Lebensmitteln ist eines der besten Beispiele für die Umsetzung von Nachhaltigkeit", stellt Stadträtin Kossina dazu fest. "Biologische Lebensmittel sind im Sinne des Klimaschutzes, da bei der Produktion weniger CO²-Belastung entsteht, sie sind gentechnik-, hormon- und antibiotikafrei und tierschutzgerecht." Weiters sei die Erhaltung des europaweit einmaligen Anteils von knapp unter zehn Prozent Bio-Bauern für Österreich von Bedeutung, betonte Wiens Umweltstadträtin. Was Österreich praktisch bereits erreicht hat, strebt die EU für die Mitgliedstaaten erst an: zehn Prozent an Bio-Bauern, der derzeitige Stand beträgt ein bis zwei Prozent.

Erfolgsbeispiel ökologische Wasch- und Reinigungsmittel

Für Wasch- und Reinigungsmittel wurden im Wiener Krankenanstaltenverbund erstmals in Europa nach mehr als zweijährigen wissenschaftlichen Arbeiten 1998 ökologische Kriterien erarbeitet. Diese Kriterien waren Grundlage einer europaweiten Ausschreibung. Die dabei ermittelten umweltfreundlicheren Produkte werden seither in den Spitälern und Pflegezentren der Stadt Wien lückenlos eingesetzt. Dies kommt der Gesundheit von Mensch und Umwelt zugute, erklärte der Leiter des Bereiches Umweltschutz im Wr. KAV, Prof. Ing. Bruno Klausbruckner, bei dem Mediengespräch. In der Folge wurden im Projekt "ÖkoKauf Wien" umfassende Pflegesysteme entwickelt. Diese berücksichtigen bei der Wahl von z.B. Fußböden die Lebensdauer, die Häufigkeit notwendiger Pflegearbeiten, den Arbeitsaufwand bei der Pflege und die Menge an einzusetzenden Reinigungsmitteln. Die Optimierung dieser Elemente ergibt die beste gesamtökologische Lösung.

Weiters werden zum Verringern der eingesetzten Mengen verbesserte Do- siersysteme eingesetzt und zum gänzlichen Vermeiden von chemischen Reinigungsmitteln wird die Verwendung von Mikrofasertüchern und Waschringen forciert. Dieses Projekt zeigt besonders deutlich, dass durch Umweltschutzmass- nahmen nicht nur die Umwelt entlastet, sondern auch die Kosten gesenkt werden können. An Mengen konnten allein im Wr. KAV pro Jahr 89Tonnen an Wasch- und Reinigungsmitteln eingespart werden, das ist eine Verringerung um 23 Prozent. An Kosten werden daduch 63.226 Euro in einem Jahr eingespar, das ist ein Minus von 10 Prozent.

Internationale Anerkennung

Für die Arbeit des Projektes "ÖkoKauf Wien" gibt es inzwischen laufend internationale Anerkennung. So gab voriges Jahr die EU den Auftrag für die Erstellung eines Filmes über "ÖkoKauf Wien" als beispielgebend für ganz Europa auf dem Gebiet der ökologischen Beschaffung. Dieser wurde nicht nur auf der "Green Week 2003" in Brüssel vom 2.-5. Juni gezeigt sondern auch über den TV- Sender "Euro News" vom 1. bis 7. August europaweit mehrmals täglich in sieben Sprachen ausgestrahlt. In dem EU-Film wird festgestellt, dass Wien der Spitzenreiter im EU-Vergleich ist und die zuständige EU-Kommissarin Wallström stellt fest: "..., unser Ziel ist eine kohärentere und einheitlichere EU-weite Politik. Und es gibt wirklich nichts, was die Mitgliedstaaten daran hindert, es den Wienern gleichzutun."

Ein weiteres Beispiel für die internationale Anerkennung ist, dass zwei Teammitglieder von "ÖkoKauf Wien" eingeladen wurden, bei der Konferenz "EcoProcura", organisiert vom Internationalen Rat für Kommunale Umweltinitiativen vom 8. bis 10. September 2003 im schwedischen Göteborg, vorzutragen. Unter dem Titel "Mainstreaming umweltfreundlicher Beschaffung in Europa" brachte die Konferenz EntscheidungsträgerInnen, EinkäuferInnen und LieferantInnen aus ganz Europa zusammen.

Laufend kommen Anfragen von ExpertInnen und MedienvertreterInnen z.B. aus Belgien, Frankreich, der Schweiz, den baltischen Staaten und sogar aus China.

"'ÖkoKauf Wien' trägt durch seine Arbeit wesentlich zum international anerkannten Ruf Wiens als Umweltmusterstadt bei," stellte dazu Umweltstadträtin Dipl.-Ing. Kossina fest.

Weiterführende Informationen und Ergebnisse sind im Internet unter http:/ /www.oekokauf.wien.at zu sehen.

rk-Fotoservice: http:/ /www.wien.at/ma53/rkfoto/

(Schluss) ma

(RK vom 13.02.2004)