Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 06.06.2003:
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Georg Chaimowicz gestorben

Wien (RK). Nur wenige Tage nach seinem 74. Geburtstag ist der jüdische Maler, Zeichner, und Plastiker Georg Chaimowicz in Wien gestorben. Die frühe Erfahrung von Ausgrenzung, Flucht, Exil und Rückkehr nach Österreich, einem Land, in dem viele lange von dieser Vergangenheit nichts mehr wissen wollten, machten Georg ...

Wien (RK). Nur wenige Tage nach seinem 74. Geburtstag ist der jüdische Maler, Zeichner, und Plastiker Georg Chaimowicz in Wien gestorben. Die frühe Erfahrung von Ausgrenzung, Flucht, Exil und Rückkehr nach Österreich, einem Land, in dem viele lange von dieser Vergangenheit nichts mehr wissen wollten, machten Georg Chaimowicz zu einem homo politicus und - für ihn nicht davon zu trennen - zu einem politischen Künstler. Unnachgiebig und unermüdlich legte er faschistische Züge unter der neobiedermeierlichen Fassade der österreichischen Nachkriegsgesellschaft bloß, nannte die Dinge beim Namen, scheute nicht die konkrete, und wenn es sein musste auch gerichtliche Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner. Zugleich kämpfte er mit derselben Hartnäckigkeit um seine malerischen, zeichnerischen und plastischen Ziele. Georg Chaimowicz hatte die österreichische Gesellschaft auf diese Weise mehr als ein halbes Jahrhundert als kritischer, wacher Zeitgenosse beobachtet und kommentiert. Auf seinem Werdegang hat er sich nie auf ein bequemes "Lart pour l'art" zurückgezogen, sondern stets die politische wie künstlerische Auseinandersetzung gesucht mit jenen gesellschaftlichen Realitäten, die seiner zutiefst humanen Weltsicht zuwiderliefen.

Das Jüdische Museum Wien widmete dem Künstler im Jahre 1999 unter dem Titel "Chaimowicz. Wege im Weg zum Bildlosen" eine umfassende Retrospektive anlässlich seines 70. Geburtstags, bei der rund 200 seiner Arbeiten gezeigt wurden.

Georg Chaimowicz - Biografie

Georg Chaimowicz wurde am 3. Juni 1929 in Wien geboren, 1939 von den Nazis aus seiner Heimatstadt vertrieben. Nach seiner Flucht über Brünn, Prag, Amsterdam gelangte er nach Bogotá, Kolumbien, wo er an der Escuela de Bellas Artes de la Universidad Nacional in Bogotá studierte. 1949 kehrte er nach Wien zurück, um sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste bei Sergius Pauser, Herbert Boeckl und Martin Polasek fortzusetzen. Georg Chaimowicz lebte lange Jahre abwechselnd in Vence (Frankreich) und Wien. (Schluss) sta

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    Jüdisches Museum
    Alfred Stalzer
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(RK vom 06.06.2003)