Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 15.09.1999:
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Wiener Frauengesundheitszentrum erhält hohe WHO-Auszeichnung

Wien, (OTS) Hohe internationale Auszeichnung für das Wiener Frauengesundheitszentrum F.E.M. in der Semmelweis-Frauenklinik: Stellvertretend für die WHO überreichte Gesundheitsministerin Lore Hostasch dem Team des Frauengesundheitszentrums unter Leitung von Wiens Frauengesundheitsbeauftragten Univ.Prof. Dr. Beate ...

Wien, (OTS) Hohe internationale Auszeichnung für das Wiener Frauengesundheitszentrum F.E.M. in der Semmelweis-Frauenklinik: Stellvertretend für die WHO überreichte Gesundheitsministerin Lore Hostasch dem Team des Frauengesundheitszentrums unter Leitung von Wiens Frauengesundheitsbeauftragten Univ.Prof. Dr. Beate Wimmer- Puchinger den "Health for All Award". An der Überreichung am Mittwoch im Kaiser Franz Josef-Spital nahm auch der "politische Vater" der Projektes, Gesundheitsstadtrat Dr. Sepp Rieder teil.

Das WHO-Regionalbüro für Europa hat seine Mitgliedstaaten aufgefordert, jeweils ein nationales gemeindebezogenes Gesundheitsprojekt für Frauen und Kinder vorzuschlagen, das die Werte der "Gesundheit für alle" Strategie der WHO Chancengleichheit, Solidarität, Partizipation, sektorübergreifende Konzepte und partnerschaftliches Arbeiten fördert. Entsprechend dem Vorschlag des Bundesministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales wurde als internationale Anerkennung für seine diesbezüglichen Verdienste das Projekt "Frauengesundheitszentrum F.E.M." dafür ausgewählt.

Durch die Einzigartigkeit des Ansatzes, die Errichtung eines Frauengesundheitszentrums in einem Spital und auf Grund der damit erzielten Ergebnisse, die laufend auf nationalen und internationalen Konferenzen präsentiert werden, gilt das Frauengesundheitszentrum F.E.M. in der Semmelweis Frauenklinik als internationales Vorzeigemodell.****

Wien: Internationale "Oberliga" in Sachen Frauengesundheit

Seit der Errichtung des F.E.M. in der Semmelweisklinik im Jahr 1992 ist die Frauengesundheit eines der großen gesundheitspolitischen Themen der Bundeshauptstadt. Mit der Verabschiedung des Wiener Frauengesundheitsprogrammes im November des Vorjahres und der Bestellung der Frauengesundheitsbeauftragten am 3. Mai 1999 hat sich Wien endgültig in die internationale `Oberliga` in Sachen Frauengesundheit katapultiert.

Bereits in den ersten drei Monaten ihrer Tätigkeit konnten Prof. Wimmer-Puchinger und ihr Team gleich mehrere Projekte des Frauengesundheitsprogrammes, wie z.B. eine Info-Kampagne zum Thema Essstörungen, umsetzen oder die Grundlagen für eine künftige Realisierung schaffen. Herausragendstes Ereignis der vergangenen drei Monate war die Eröffnung des zweiten Wiener Frauengesundheitszentrums, des F.E.M.-Süd im Kaiser Franz Josef- Spital.

Wie im Gemeinderatsbeschluss vom 9. November vorgesehen, wurde unmittelbar nach der Ernennung von Prof. Wimmer-Puchinger mit der Umsetzung von vier Pilotprojekten sowie zahlreicher weiteren Maßnahmen des Frauengesundheitsprogrammes 99 begonnen.

Pilotprojekte:

1. Frauengesundheitszentrum F.E.M. im Kaiser Franz Josef-Spital:

Am 5. Mai wurde das Frauengesundheitszentrum F.E.M. im Kaiser Franz Josef-Spital eröffnet. Es wurden bisher bereits 1000 Klientinnen betreut.

2. Informations- und Präventionskampagne Essstörungen:

  • Start der Kampagne war der 20. November 1998.
  • Die Hotline 0800-201120 wurde bis dato von 2.800 BürgerInnen
    kontaktiert.
  • In 60 Schulen wurden Informations- und Aufklärungsstunden
    abgehalten (3860 Schülerinnen/Schüler).
  • Am 20 Mai 1999 hat eine Essstörungsenquete (Magersucht und
    Bulimie) im Rathaus (500 TeilnehmerInnen) stattgefunden.
  • Vier Fortbildungsveranstaltungen (SchulärztInnen,
    BeratungslehrerInnen, LehrerInnen) wurden organisiert.
  • Ein Info-Folder wurde erstellt (Auflage 50.000).
  • International ausgezeichnet wurde die begleitende Radio-
    Kampagne. Im Rahmen des 19. Radiospot-Wettbewerbes der deutschen
    ARD wurde der Radiospot "Magersucht (Agentur Lebisch) "lobend
    erwähnt".
  • Aufgrund der hohen Nachfrage kam es zur Initiierung der Wiener
    Plattform gegen Essstörungen zur Verbesserung der intra- und
    extramuralen Vernetzung, sowie der Selbsthilfegruppen.

3. Prävention von nachgeburtlichen Depressionen

Das Projekt soll in den Pilotspitälern SMZ-Ost, Kaiser Franz Josef-Spital und in der Semmelweis Frauenklinik durchgeführt werden.

Ein detaillierter Projektplan wurde gemeinsam mit allen für die Umsetzung relevanten Personen ausgearbeitet.

Mit der im Zuge des Projektes notwendigen Fortbildung der am Projekt beteiligten Hebammen der einzelnen Spitäler zu Postpartalen Depressionen (PPD) wurde bereits begonnen. Geplanter Start des Präventionsmodelles ist der Herbst dieses Jahres.

4. Präventionskampagne "Brustkrebsscreening"

  • Ein ExpertInnenbeirat wurde gegründet.
  • Um eine kosten- und ergebniseffiziente Vorgangsweise eines
    Mammakarzinom-Screening Programmes zu ermitteln, wurde eine
    wissenschaftliche Expertise zu internationalen Modellen und
    Outcomes eingeholt.
  • Ein detaillierter Projektplan wurde ausgearbeitet.
  • Geplanter Start des Projektes ist mit Oktober 1999. Start der
    Kampagne ist mit März 2000 geplant.

Zwtl: Weitere Maßnahmen für bestimmte Zielgruppen

  • Frauen in Gesundheitsberufen: Ärztinnen:
    Am 16. September 99 findet eine Tagung "Women Only Barriere
    oder Karriere? Ärztinnen im Krankenhaus" statt mit dem Ziel
    Rahmenbedingungen zur Karriereförderung von Ärztinnen zu
    erarbeiten.
  • Der "Internationale Frauengesundheitstag" am 28. Mai wurde von
    den beiden Frauengesundheitszentren F.E.M. und F.E.M.süd den
    KOSOVO-Flüchtlingen (Triesterstraße 199, Charlotte Bühler-Heim
    gewidmet. Gynäkologinnen, Kinderärztinnen, Kinderschwestern,
    Psychologinnnen, Dolmetscherinnen haben vorort Hilfe angeboten.
  • Die Produktion von vier Informationsspots über Hepatitis B (sehr
    hohe Inzidenz bei Migrantinnen) in der ORF-Reihe "Heimat
    fremde Heimat" wurde beauftragt. Die Ausstrahlung wird Winter
    1999/2000 erfolgen.
  • Im September wird eine Fortbildung über Gewalt gegen Frauen und
    Kinder mit spezieller Zielgruppe Migrantinnen für
    muttersprachliche BetreuerInnen stattfinden.

Schwerpunkte und Grundsätze des Wiener Frauengesundheitsprogrammes

Frau Prof. Wimmer-Puchinger zum Thema Frauengesundheit: "Mit dem Wiener Frauengesundheitsprogramm reagiert die Stadt Wien auf die Tatsache, dass Gesundheit und Krankheit zwei wesentliche Dimensionen aufweisen. Zum einen wird die Gesundheit von sozialen Verhältnissen sowie vom individuellen Lebensstil beeinflusst, zum anderen sind Gesundheit und Krankheit nicht "geschlechtsneutral", weisen also für alle Menschen, Frauen wie Männer, erhebliche geschlechtsspezifische Unterschiede auf."

Folgenden Grundsätzen leiten die Arbeit des Büros der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten:

  • Chancengleichheit für Frauen und Männer in Gesundheit und
    Sozialem
  • Geschlechtsspezifische Konkretisierung von Gesundheit
  • Anerkennung von Gesundheit als biopsycho-soziale Dimension
  • Sicherung von Lebensqualität während des gesamten Lebens
  • Differenzierung von Gesundheit in verschiedenen Lebensphasen
  • Unterstützung von benachteiligten Zielgruppen in
    Gesundheitsbelangen
  • Stärkung von Autonomie und Mitgestaltung im Gesundheitsbereich
    von Seiten der Frauen
  • Respektierung der körperlichen und psychischen Integrität von
    Frauen
  • Förderung eines gesunden Lebensstils
  • Gesunde Lebensumwelten für Frauen und Kinder
  • Kooperation und Vernetzung als Arbeitsprinzip
  • Methodenvielfalt im Zugang zur Behandlung auf Grund einer
    ganzheitsmedizinischen Sichtweise

Entstehung des Frauengesundheitsprogrammes

Die Stadt Wien nimmt seit der internationalen WHO-Konferenz "Women, Health & Urban Policies" (1991) und weiterer wichtiger Folgekonferenzen auf nationaler wie auf internationaler Ebene eine Vorreiterrolle in Bezug auf Anliegen der Frauengesundheit ein.

Mit dem im Auftrag der Stadt Wien erstellten ersten Wiener Frauengesundheitsbericht wurde, entsprechend den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation von 1992, erstmals die gesundheitliche Situation sowie die Versorgung von Frauen in Wien im Detail erfasst. Damit wurden Zusammenhänge zur Lebenssituation von Frauen sichtbar, die bisher kaum Beachtung fanden. Um die darin aufgezeigten Probleme aktiv aufzugreifen, wurde im Arbeitsübereinkommen der neuen Wiener Stadtregierung (10/1996) das Thema Frauengesundheit als ein Schwerpunkt festgelegt und die Erstellung des Wiener Frauengesundheitsprogramms beschlossen. Für die Erarbeitung desselben wurde in einer konstituierenden Sitzung am 9. Juli 1997 mit je 2 VertreterInnen aller Fraktionen des Wiener Gemeinderates und unter dem Vorsitz des Amtsführenden Stadtrates für Gesundheits- und Spitalswesen, Herrn Dr. Sepp Rieder, und der Amtsführenden Stadträtin für Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal, Frau Mag. Renate Brauner, die Einsetzung einer überparteilichen ExpertInnenkommission beschlossen.

Mit der Organisation, Koordination und Schriftführung wurde das Ludwig Boltzmann Institut für Frauengesundheitsforschung unter der Leitung von ao. Univ. Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger beauftragt. Das Programm wurde im Juli 1998 fertig gestellt und zur Beschlussfassung durch den Gemeinderat eingereicht. (Schluss) nk/

(RK vom 15.09.1999)