Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 15.09.1999:
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Rieder legt Grundstein für neues Geriatriezentrum in Favoriten

Wien, (OTS) Wiens Gesundheitsstadtrat Dr. Sepp Rieder legte am Mittwoch den Grundstein für ein neues Geriatriezentrum in Wien Favoriten mit 240 Plätzen. "Mit diesem Zentrum gehen wir in der stationären Betreuung pflegebedürftiger Menschen neue Wege. Eine klare Trennung zwischen einem Tagesablauf in der Gemeinschaft ...

Wien, (OTS) Wiens Gesundheitsstadtrat Dr. Sepp Rieder legte am Mittwoch den Grundstein für ein neues Geriatriezentrum in Wien Favoriten mit 240 Plätzen. "Mit diesem Zentrum gehen wir in der stationären Betreuung pflegebedürftiger Menschen neue Wege. Eine klare Trennung zwischen einem Tagesablauf in der Gemeinschaft mit den anderen Bewohnern und den Ruhephasen in der eigenen Wohneinheit bietet den Menschen soviel gemeinsames Leben wie notwendig und soviel Intimsphäre wie gewünscht", so Rieder. Mit einem Projektbudget von über 500 Millionen Schilling wird bis Ende 2001 in räumlichem Anschluss an das Kaiser Franz-Josef-Spital dieses Geriatriezentrum der neuen Art und ein angeschlossenes Geriatrisches Tageszentrum entstehen. Weiters in dem Baukörper enthalten: die neue zentrale Küche für das Kaiser Franz Josef- Spital und das Geriatriezentrum Süd (Errichtungskosten rund 80 Millionen Schilling) sowie eine Garage. Die medizinische Akutversorgung des Geriatriezentrums erfolgt hauptsächlich durch Konsiliarärzte aus dem benachbarten Kaiser Franz-Josef-Spital. Der Entwurf für das neue Zentrum stammt vom Architekten Prof. Anton Schweighofer.****

Neue Qualitätsstufe in der stationären Betreuung von pflegebedürftigen Menschen

Für Stadtrat Rieder stellt dieses Zentrum eine neue Qualitätsstufe in der pflegerischen Versorgung alter Menschen dar: "Das Geriatriezentrum ist schon lange nicht mehr als Endstation zu sehen. Aktivierende und reaktivierend Pflege haben den Sinn, den Menschen so viel Eigenständigkeit wie möglich zurückzugeben, mit dem Ziel, eine Rückkehr in die eigenen vier Wände zu ermöglichen. Für die Menschen bei denen das nicht möglich ist, bietet das Haus die Möglichkeit der Langzeitpflege."

Elisabeth Tuma, die zukünftige Pflegedirektorin des Haus sieht die bewohnerorientierte Pflege im Vordergrund: "Wir bieten den Bewohnern eine an ihren Bedürfnissen und Gewohnheiten orientierte Unterstützung." Ein Konzept der offenen Betreuung soll den Menschen im Geriatriezentrum weiter ein Leben, wie es auch außerhalb eines solchen Hauses stattfindet, bieten."

Angeboten werden dabei pflegerische Betreuung in Form der Bezugspflege, Physio- und Ergotherapie und medizinische Versorgung. "Die Menschen sollen aber auch dazu motiviert werden, möglichst viele Aufgaben selbst zu erledigen", erklärte Tuma. Bezugspflege bedeutet, dass jede Pflegeperson auch Bezugsperson für eine bestimmte Anzahl der ihr zugeteilten Bewohner ist.

Aktivierende und reaktivierende Pflege soll die Bewohner mobil und zukunftsorientiert erhalten. So wird die Selbstständigkeit trainiert, durch psychologische Unterstützung das Selbstbewusstsein gestärkt.

Neue Architektur ermöglicht Tages- und Nachtstruktur

Insgesamt stehen in dem neuen Zentrum 240 Plätze zur Verfügung. Das sind zehn Stationen, die jeweils 24 Personen in acht Einbettzimmern, vier Zweibettzimmern und zwei Vierbettzimmern beherbergen. Die neue Architektur ermöglicht es, die Tage in Gemeinschaft mit anderen Bewohnern zu verbringen. Der Wunsch während der Nacht oder auch während Ruhephasen tagsüber alleine zu sein ist durch die kleinen Wohneinheiten garantiert. Wird dieses Konzept der Trennung in Tages- und Nachtbereiche schon bisher in den anderen Pflegeheimen der Stadt Wien verfolgt, so macht jedoch die für diese Aufgaben erdachte Architektur eine optimale Umsetzung dieser Idee möglich.

Ein "offenes Haus"

Ziel des Konzeptes ist es auch, den Bewohnern aber auch Angehörigen und Besuchern gemeinsame Aktivitäten zu ermöglichen. Für Bewohner die mobil sind, gibt es im Erdgeschoß eine Ebene mit Geschäften und Cafes. Geplant ist ebenso, eine Post- und Bankfiliale sowie einen Friseur dort anzusiedeln. Für immobile Bewohner stehen die großzügig gestalteten Bereiche in den einzelnen Stationen für Treffen mit Angehörigen oder andere Tagesbeschäftigungen zur Verfügung. Große Grünräume rund um das Zentrum steigern die Lebensqualität.

Struktur des Hauses

Die Struktur des Hauses lässt sich in vier Bereiche gliedern: Zu Beginn steht eine Assessmenteinheit, in der die geistigen und körperlichen Ressourcen festgestellt werden und ein individuelles Betreuungskonzept erstellt wird, um eine rasche Zuweisung an die entsprechende Station zu erreichen. Ziel ist es, Personen, die wieder in ihre eigene Wohnung zurückgeführt werden können, darauf vorzubereiten. Dafür gibt es eigene Kurzzeitstationen. Sollte eine Rückkehr nach Hause nicht möglich sein, so werden die Bewohner in einer Langzeitstation untergebracht. Urlaubsstationen ermöglichen die kurzfristige Aufnahme von für gewöhnlich zu Hause von Angehörigen betreuten Personen. So werden den pflegenden Angehörigen kurze Urlaubsphasen ermöglicht, in denen ihre Pfleglinge trotzdem gut versorgt sind.

Dem Haus angeschlossen ist auch ein Geriatrisches Tageszentrum, das die Betreuung und Therapie von pflegebedürftigen Menschen tagsüber ermöglicht.

Inbetriebnahme Anfang 2002

Nach einer Bauzeit von rund zwei Jahren ist die Inbetriebnahme des Hauses für Ende 2001 geplant. Es werden dann fünf bis sieben Ärzte, rund 140 Krankenpflegepersonen, etwa 50 Abteilungshelfer und rund 70 Personen des sonstigen Personals beschäftigt sein. (Schluss) mmr/

(RK vom 15.09.1999)