Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 14.10.1998:
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Wiener Frauengesundheitsprogramm (1)

Wien, (OTS) Frauenstadträtin Mag. Renate Brauner, Gesundheitsstadtrat Dr. Sepp Rieder, Landtagspräsidentin Maria Hampel-Fuchs sowie Univ.-Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger, Frauengesundheitsbeauftragte der Stadt Wien präsentierten am Mittwoch in einem Pressegespräch das Wiener Frauengesundheitsprogramm. "Anhand des ...

Wien, (OTS) Frauenstadträtin Mag. Renate Brauner, Gesundheitsstadtrat Dr. Sepp Rieder, Landtagspräsidentin Maria Hampel-Fuchs sowie Univ.-Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger, Frauengesundheitsbeauftragte der Stadt Wien präsentierten am Mittwoch in einem Pressegespräch das Wiener Frauengesundheitsprogramm.

"Anhand des Wiener Frauengesundheitsprogramms zeigt sich deutlich unser Ansatz, Frauenpolitik als Querschnittsthema in alle Politikfelder zu tragen," betonte Frauenstadträtin Mag. Renate Brauner. "Im Gesundheitswesen muß auf Frauen nicht nur als Patientinnen, sondern auch als Mitarbeiterinnen mit ihnen eigenen Fragestellungen eingegangen werden. Eine besonders wichtige Errungenschaft ist aus meiner Sicht, daß das Thema Gewalt an Frauen nun auch als gesundheitspolitische Herausforderung gesehen wird," so Brauner.

"Mit dem Frauengesundheitsprogramm wollen wir sicherstellen, daß unsere Gesundheitseinrichtungen noch mehr auf die besondere Situation und die besonderen Anliegen von Frauen Rücksicht nehmen. Gesundheit ist nicht geschlechtsneutral und unsere Medizin ist in manchen Belangen noch immer zu männlich. Es gibt daher in unserem Gesundheitssystem Defizite, die wir beseitigen wollen, ohne daß das Frauengesundheitsprogramm Männer diskriminieren will. Vielmehr enthält es auch viele Punkte, die für Frauen und Männer gleichermaßen gültig sind," erklärte Gesundheitsstadtrat Dr. Sepp Rieder im Rahmen des Pressegesprächs.

Landtagspräsidentin Hampel-Fuchs hob drei Aspekte im Zusammenhang mit dem Frauengesundheitsprogramm hervor: "1. War die Zusammenarbeit des ExpertInnenkreises hervorragend, 2. ist das Programm - ganz praktisch - ein Beitrag zum Kampf gegen sinnloses vorzeitiges Sterben und zur Vermeidung menschlichen Leides und 3. ist es erfreulich, daß mit einer budgetären Absicherung zur Umsetzung ab 1999 gerechnet werden kann."****

"Es geht aber auch um den allgemeinen Umgang mit den Frauen als Patientinnen und um den Wert der Gesundheit der Frauen im gesellschaftlichen Verständnis", betonte Rieder. Mit dem Wiener Frauengesundheitsprogramm soll eine Qualitätsverbesserung aller medizinischen, psychologischen und sozialen Dienstleistungen für Frauen erreicht werden. Dieses Programm ist daher als Anstoß für die notwendige Forschung und Entwicklung von Projekten sowie wesentliche präventive Maßnahmen gedacht. Bis dato wurde im allgemeinen - nicht nur in Wien, sondern international - von einem geschlechtsneutralen Konzept von Gesundheit und Krankheit ausgegangen. Dies hatte zur Folge, daß weder die spezifischen Bedürfnisse von Frauen noch die von Männern wahrgenommen wurden. Wesentliche, die Frauen betreffende Themen wurden daher nicht berücksichtigt.

"Mit der Beschlußfassung des Frauengesundheitsprogramms wird Wien als zweite Stadt nach Glasgow ein konkretes Programm zur Frauengesundheit umsetzen," so der Gesundheitsstadtrat. Daraus folgert, daß den gesundheitlichen Bedürfnissen von Frauen gezielter Rechnung getragen werden muß. Frauen müssen die Chance erhalten, ihr Recht auf Information und auf Selbstbestimmung über ihren Körper wahrzunehmen. Mehr denn je bedeutet Frau-Sein, an bestimmten Schönheitsidealen gemessen zu werden. Die steigende Zahl an Eß-Störungen bei jungen Mädchen führt beispielsweise deutlich vor Augen, daß diese weiblichen Schönheitsnormen krank machen können.

4 konkrete Pilotprojekte

Die Notwendigkeit eines Frauengesundheitsprogrammes bestätigt sich schon anhand der vier Projekte, mit denen die Umsetzung konkret begonnen werden soll:

  • Präventionskampagne für Eß-Störungen (Magersucht und Bulimie)
  • Präventionskampagne Brustkrebsscreening
  • Einrichtung eines Frauengesundheitszentrums im Kaiser Franz
    Josef-Spital im 10. Wiener Gemeindebezirk
  • Maßnahmen zur Prävention von Frühgeburten und vor- und
    nachgeburtlichen Depressionen

ExpertInnen-Kommission

Das Frauengesundheitsprogramm beruht auf den Beratungen einer ExpertInnen-Kommission, die in 12 nach Themen gegliederten Arbeitsgruppen, seit Juli 1997 tätig war. Im Rahmen der Beratungen fand auch ein internationales Hearing statt. Der jetzt vorliegende umfassende Bericht geht weit über das hinaus, was in den vier Pilotprojekten vorgesehen ist. Die Beratungen haben auch bei der am 8. und 9. Oktober stattgefundenen Konferenz "Gesundheit planen für die Stadt" internationale Zustimmung gefunden. (Forts.) mk/mmr

(RK vom 14.10.1998)