Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 18.06.1996:
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Wilhelminenspital: Weiteres Krebszentrum für Wien

Wien, 18.6. (RK-KOMMUNAL) Wien erhält ein weiteres Onkologisches (Krebs-)Zentrum. Am Dienstag erfolgte im Wilhelminenspital der Spatenstich für das 415 Millionen-Projekt durch Wiens Gesundheitsstadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp RIEDER und den Bezirksvorsteher des 16. Bezirkes, Reg.Rat Alfred BARTON.**** Den ...

Wien, 18.6. (RK-KOMMUNAL) Wien erhält ein weiteres Onkologisches (Krebs-)Zentrum. Am Dienstag erfolgte im Wilhelminenspital der Spatenstich für das 415 Millionen-Projekt durch Wiens Gesundheitsstadtrat Vizebürgermeister Dr. Sepp RIEDER und den Bezirksvorsteher des 16. Bezirkes, Reg.Rat Alfred BARTON.****

Den Festvortrag zur Spatenstichfeier hielt die Direktorin des "Viennas English Theatre", Ruth BRINKMANN-SCHAFRANEK M.B.E.

Mahnung an Niederösterreich

Im Rahmen der Feier erinnerte Rieder daran, daß rund 50 Prozent der Strahlentherapiepatienten in Wien nicht aus Wien kämen. "Wien hat der Berechnung der künftigen Strahlentherapiekapazitäten die Annahme zugrundegelegt, daß in Niederösterreich, wo derzeit keine entsprechende Einrichtung besteht, in Wiener Neustadt und St. Pölten eine Strahlentherapie entstehen wird." Die Strahlentherapie in Wiener Neustadt stehe nun tatsächlich kurz vor der Eröffnung, hingegen verdichten sich für St. Pölten die Hinweise, daß auf die dortige Errichtung verzichtet werde. "Ich habe in einem Brief an den zuständigen Landesrat Ewald WAGNER darauf aufmerksam gemacht, daß im Rahmen des österreichweiten Krankenanstaltenplanes die Versorgungskapazitäten verbindlich festgelegt werden müssen und gebeten, für die Errichtung einer Strahlentherapie in St. Pölten Sorge zu tragen." Anderenfalls könne es in Zukunft zu einem Versorgungsengpaß für die niederösterreichischen Patienten kommen, die eine Strahlentherapie benötigen, erklärte Rieder.

Einer von drei Europäern erkrankt an Krebs

EU-weit ist jeder vierte Todesfall auf Krebs zurückzuführen. Eine von drei Personen in Europa wird an Krebs erkranken. In Österreich erkrankten im Jahr 1993 31.239 Menschen an Krebs, für 4.500 Wienerinnen und Wiener wurde 1994 die Diagnose "Krebs" Realität. Von den österreichweiten Krebserkrankungen entfallen rund 4.400 auf Darmkrebs, 3.800 auf Brustkrebs, 3.000 auf Lungenkrebs und 2.200 auf Prostatakrebs. In den nächsten 10 bis 15 Jahren ist mit einer Zunahme der Krebserkrankungen um 50 Prozent zu rechnen.

Die Heilungschancen bei Krebs sind in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. So lag die 5-Jahres-Überlebensrate bei Kindern in den frühen 60er Jahren bei 28 Prozent, während sie in den späten 80er Jahren bereits bei fast 70 Prozent lag. Bei den erwachsenen Krebspatienten ist die Heilungsrate von 39 auf 55 Prozent gestiegen. Generell kann heute rund die Hälfte aller Krebspatienten geheilt werden.

Für diese Verbesserungen verantwortlich sind hauptsächlich die verstärkte Frühdiagnose und Fortschritte in der Therapie (Chirurgie und Chemotherapie). So können heute mit Hilfe von Chemotherapie bereits bei 12 verschiedenen Krebserkrankungen vollständige Heilungen erzielt werden. Die höchsten Heilungsraten werden bei Patienten mit Hodenkarzinom (90 Prozent), Coreonkarzinom (98 Prozent) und Wilmstumor (90 Prozent) erreicht.

Onkologische Schwerpunkte in Wien

Mit insgesamt sieben Abteilungen mit onkologischem Schwerpunkt behauptet Wien seine überregionale Bedeutung für Österreichs Ostregion. In folgenden Abteilungen werden Krebspatienten schwerpunktmäßig betreut:
  • AKH - Innere Medizin I, Onkologie
  • Wilhelminenspital - 1. Med. Abteilung
  • Lainz - 5. Med. Abteilung
  • Donauspital - 2. Med. Abteilung
  • Kaiser Franz Josef-Spital - 3. Med. Abteilung
  • Rudolfstiftung - 1. Med. Abteilung (teilw. onkolog. Schwerpunkt)
  • Kaiserin Elisabeth-Spital - 2. Med. Abteilung (teilw. onkolog.
    Schwerpunkt)

Das onkologische Zentrum im Wilhelminenspital

Das künftige Onkologische Zentrum im Wilhelminenspital besteht künftig aus dem renovierten Pavillon 23, in dem schon jetzt die 1. Medizinische Abteilung untergebracht ist, und einem noch zu errichtenden Zubau. Der Pavillon 23 ist übrigens jenes Gebäude, mit dem das Wilhelminenspital 1891 eröffnet wurde. Der Pavillon wird künftig durch einen großzügigen Hallenbereich mit dem Zubau verbunden sein. Die Inbetriebnahme des Onkologischen Zentrums im Wilhelminenspital erfolgt voraussichtlich 1998.

Im Pavillon 23 werden untergebracht sein:

  • Onkologische Ambulanz mit vier Untersuchungs- und
    Beratungszimmern
  • Tagesklinik mit 24 Betreuungseinheiten
  • Ergotherapie
  • Gymnastik
  • Patientenkommunikationszentrum
  • Räumlichkeiten zur Aufbewahrung von Blut- und
    Knochenmarkstammzellen
  • Apotheke mit Zytostatikaaufbereitung
  • Einrichtung für Qualitätskontrolle und Forschung
  • Verwaltung - Sekretariat
  • Diensträume - Garderoben
Im Neubau finden Platz:
  • drei Pflegestationen zu 27 Betten
  • eine Umkehrisolier- und Hochdosisstation mit 13 Betten
  • Strahlentherapie
  • Ambulanz
  • Bestrahlung
  • Röntgentherapie
  • Brachytherapie
  • Simulation, Computerplanung
  • Linearbeschleuniger
Organisatorisch ist das Zentrum in zwei Bereiche, der 1. Medizinischen Abteilung mit Onkologie (Leiter: Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinz LUDWIG) und der Abteilung für Radioonkologie (Leiterin: Univ.-Doz. Dr. Brigitte HIRN) gegliedert.

Höchste technische Ausstattung

Die künftige apparative Ausstattung des Onkologischen Zentrums im Wilhelminenspital entspricht den international üblichen Standards: Ein Linearbeschleuniger (6 und 18 MeV mit Elektronen) mit Multileaf collimator, Portal Imaging und Verifikationssystem, HDR-, PDR-Afterloadingeinheiten zur Brachytherapie mit Lokalisationseinheit, konventionelles Röntgentherapiegerät, Simulator, computerunterstützte 3-D-Planungssysteme für Tele- und Brachytherapie, Werkstätte zur Ausfertigung individueller Abschirmblöcke, Lagerungshilfen und Moulagen, physikalische Meßsysteme zur Qualitätskontrolle und -sicherung und Dosimetrie.

870 Millionen für das Wilhelminenspital seit 1990

Für bauliche und Einrichtungsmaßnahmen wurden im Wilhelminenspital von 1990 bis 1995 rund 870 Millionen Schilling aufgewendet. Was heute allen städtischen Spitälern möglich ist, nämlich Rücklagen zu bilden und diese auch selbst für Adaptierungen zu verwenden, ist im Wilhelminenspital schon seit 1992 möglich. So konnten hier in den letzten Jahren rund 70 Millionen Schilling erwirtschaftet werden. Durch die Auflösung von Rücklagen wurden bereits drei Stationen mit 84 Betten totalrenoviert sowie drei weitere Stationen teilrenoviert, ohne das Budget des Wiener Krankenanstaltenverbundes zu belasten.

Weitere Projekte im Wilhelminenspital

108 Millionen Schilling sind für die Schaffung einer neuen Anstaltsküche vorgesehen, die voraussichtlich ab Frühjahr 1997 gebaut werden wird. Bereits seit April dieses Jahres laufen die Arbeiten für eine Tiefgarage samt Verwaltungsgebäude.

Wilhelminenspital: Ein Unternehmen mit 2.838 Mitarbeitern

Mit Stichtag 31. März 1996 waren im Wilhelminenspital 2.694 Voll- und 144 Teilzeitbeschäftigte tätig. Heute gibt es um 127 Ärzte, 110 Krankenpflegepersonen, 58 Medizinisch-Technische AssistentInnen, 25 Abteilungsschreibkräfte und 106 Personen des sonstigen Personals mehr als 1989. (Schluß) nk/vo/rr

(RK vom 18.06.1996)