Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 29.05.1996:
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Eröffnung des Wien-Hauses in Brüssel

Wien, 29.5. (RK-KOMMUNAL) Mittwoch abend wird das Wien-Haus in Brüssel offiziell eröffnet. Aus diesem Anlaß fand Mittwoch vormittag eine Pressekonferenz mit Bürgermeister Dr. Michael HÄUPL und den Stadträten Rudolf EDLINGER und Dr. Hannes SWOBODA statt. In einem über hundert Jahre alten typischen Brüsseler Wohnhaus ...

Wien, 29.5. (RK-KOMMUNAL) Mittwoch abend wird das Wien-Haus in Brüssel offiziell eröffnet. Aus diesem Anlaß fand Mittwoch vormittag eine Pressekonferenz mit Bürgermeister Dr. Michael HÄUPL und den Stadträten Rudolf EDLINGER und Dr. Hannes SWOBODA statt.

Das Wien-Haus in Brüssel: Treffpunkt der Wirtschaft und Ort der Begegnung

In einem über hundert Jahre alten typischen Brüsseler Wohnhaus in der Avenue de Tervuren 58 präsentiert sich die Stadt Wien der Europäischen Union. Den vielen Facetten der Donau-Metropole verpflichtet, bemüht sich ein vielköpfiges Team die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Interessen offensiv und selbstbewußt im Entscheidungszentrum der EU zu vertreten. Um der europäischen Konkurrenz - in Brüssel sind rund 140 europäische Gebietskörperschaften vertreten - erfolgreich begegnen zu können, teilt sich das Wien-Haus in zwei wichtige Büros auf: in das Verbindungsbüro der Stadt Wien zur Europäischen Gemeinschaft und in das Brüsseler Büro des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF). Gemeinsam unter einem Dach vereint, garantieren die beiden Büros nicht nur für eine gegenseitige optimale Ergänzung in der Interessensvertretung Wiens, sondern dienen darüber hinaus auch als Dienstleistungszentrum vor Ort für alle Wienerinnen und Wiener.****

Lobbying jetzt direkt vor Ort möglich

Aufgeteilt auf insgesamt vier Stockwerke dokumentiert die Stadt Wien auf solche Weise eindrucksvoll, daß Wien in bester Tradition den unverwechselbaren Charme einer europäischen Metropole verbunden mit dem dynamischen Geist wirtschaftlicher Entwicklung auch in Brüssel fortzusetzen weiß. Eine Tradition, die Wien spätestens seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union zu Beginn des Jahres 1995 begründet und seitdem - es sei hier nur an die schon einige Zeit laufenden EU-Programme INTERREG II, URBAN und die diversen Telematik-Projekte erinnert - erfolgreich beschritten hat.

Mit dem nun neu eröffneten Wien-Haus setzt die Donau-Metropole einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung europäischer Zusammenarbeit. Direkt vor Ort, nur einige Gehminuten von den diversen EU-Institutionen entfernt, wird ab nun Wiens Stimme noch deutlicher als bisher ge- und angehört werden.

Keine Büroetage, sondern ein eigenes Haus: Wiens "Botschaft" in der Avenue de Tervuren

Das Wien-Haus selbst stammt aus dem Jahre 1890 und diente lange Zeit über als Wohnung einer Großbürgerfamilie. Von den insgesamt vier Stockwerken werden die ersten drei als Büroräume genutzt, während das Dachgeschoß als Wohnung für Praktikanten und kurzfristige Brüsselbesucher dient. Größtes Augenmerk wurde auf die innenarchitektonische Gestaltung des Erdgeschoßes, der sogenannten Bel Etage, gelegt, dienen doch die vier aneinandergereihten Räume der Repräsentation Wiens bzw. als Konferenz- und Vortragsräume wienspezifischer Themen. Eingerichtet nach verschiedenen Stilrichtungen bietet so die Bel Etage für Vorträge etwa 50 Personen Platz, während zu einem Stehempfang etwa die doppelte Menge, als rund 100 Personen, eingeladen werden können.

Fünfköpfiges Team sorgt für reibungslosen Betrieb

Damit Wiens Vertretung in Zukunft zu den ersten Adressen in Brüssel gezählt wird, wurde bei der personellen Zusammensetzung der "Wiener Botschaft" größter Wert auf Professionalität, Wissen, aber auch auf sprachliche und kulturelle Gewandtheit gelegt.

Geleitet wird das Verbindungsbüro der Stadt Wien von Wolfgang MÜLLER. Zusammen mit seiner Stellvertreterin Eva PRETSCHER und Andrea KÖNIG, in deren Zuständigkeitsbereich das EDV-Management und das Sekretariat fallen, wird Müller die wichtige Koordinationsarbeit zwischen den EU-Stellen und Wien verantworten.

Speziell für den Wirtschaftsstandort Wien wird sich das Büro des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds bemühen. Dessen Leiterin, Monika UNTERHOLZNER, wird zusammen mit Sigune BRAUER, die Wiener Unternehmen mit Informationen versorgen und Lobbying für die Wiener Wirtschaft betreiben.

Wien ist in Brüssel schon lange kein Unbekannter mehr

Dank der offensiv gehaltenen Stadtaußenpolitik, kann Wien bereits heute auf mehrere erfolgreiche EU-Kooperationen blicken:

INTERRREG II: Mit dem Wegfall des Eisernen Vorhangs hat Wien seine historische, verkehrspolitische, aber auch ökonomische "Leuchtturmfunktion" für die staatenübergreifende Ostregion zurückgewonnen. In Form von insgesamt drei Initiativen mit den Nachbarn Tschechien, Ungarn und Slowakei bemüht sich Wien um den Ausbau grenzüberschreitender Kooperationen. Hervorzuheben sind die Errichtung einer Multilingual School und die Planung eines Ost-West-Wirtschaftszentrums. Das gesamte Fördervolumen für das Land Wien beträgt 156 Millionen Schilling.

     URBAN: Im Rahmen dieses großangelegten EU-Förderungsprogrammes

für die Städte konnte Wien mit seinem Projekt "Gürtel Plus" bereits erfolgreich punkten. Die insgesamt 125 Millionen Schilling EU- Förderung werden, zusammen mit Förderungsmitteln des Bundes und der Gemeinde Wien, dazu genutzt, das von Arbeitslosigkeit und Verslumung besonders stark betroffene Gebiet zu revitalisieren. Das für dieses Stadtgebiet eigens geschnürte Maßnahmenpaket soll neben sozialintegrativen und baulichen Vorhaben - etwa die Neunutzung der Stadtbahnbögen für Jugendlokale und Kulturinitiativen - vor allem Impulse für den lokalen Arbeitsmarkt setzen.

Telematik-Kooperationen: Wien hat zusammen mit anderen europäischen Partnerstädten vier Telematikprojekte zu den Themen interaktive Bürgerbeteiligung, Stadtentwicklung und Teleworking laufen. Es sind dies die Projekte C.I.C.E.R.O. (gemeinsam mit Rom und Athen), INFOSOND (gemeinsam mit Stockholm, Nürnberg, Antwerpen, Straßburg, Rotterdam und Nizza), MUNICIPIA (gemeinsam mit Partnerstädten in Italien und Spanien) und M.I.R.T.I. (gemeinsam mit Rom, Mailand und Städten des Ruhrgebietes).

Aus dem "Europäischen Sozialfonds" (ESF) soll Wien im Zeitraum von 1995 bis 1999 rund 1,3 Milliarden Schilling lukrieren. Etwas mehr als die Hälfte dieser Mittel wird für klassische Maßnahmen gegen Langzeit- und Jugendarbeitslosigkeit eingesetzt, etwa ein Viertel für Maßnahmen zur Strukturanpassung und rund ein Fünftel für die Behindertenförderung.

Beispiele für EU-geförderte Arbeitsmarktprojekte im Rahmen der Programme EMPLOYMENT und ADAPT sind regionale Insolvenz- und Arbeiststiftungen, etwa für die Lebensmittelindustrie und die Speditionsbranche. Weiters laufen in Wien bereits erfolgreich EU-geförderte Projekte für die berufliche Weiterbildung und Beschäftigung für Frauen im industriellen Wandel.

Das bedeutendste unternehmensorientierte Förderungsprogramm der Gemeinschaft, das 4. Rahmenprogramm für Forschung und Entwicklung, verzeichnet eine besonders hohe österreichische Beteiligung. So nimmt Österreich an jedem 10. aller EU-weit eingereichten kooperativen Forschungsprogramme teil. Fast ein Viertel der eingereichten Projekte mit österreichischen Partnern - in der Mehrheit Universitätsinstitute, Unternehmen und kooperative Forschungseinrichtungen - wurden bisher mit über 600 Millionen Schilling gefördert.

So weisen etwa für das Förderungsprogramm ACTS (Kommunikationstechnologien) des 4. Rahmenprogrammes von europaweit 110 geförderten Projekten 19 eine österreichische Beteiligung auf, 15 davon sind Wiener Universitätsinstitute bzw. Unternehmen.

Klare Vorhaben für Wien-Haus in Brüssel Folgende inhaltliche Schwerpunkte werden anvisiert:

  • Wien als Kompetenzzentrum für die EU-Osterweiterung. Als
    engagierter Befürworter der EU-Osterweiterung will sich Wien
    innerhalb der EU als versiertes, mit reicher historischer
    Erfahrung ausgestattetes Zentrum für Osteuropa plazieren.
  • Förderung der Internationalisierung der Wiener Wirtschaft.
    Gerade Wien hat sich bereits in den vergangenen Jahren einen
    guten Namen im Bereich innovativer und zukunftsträchtiger
    Wirtschaftszweige machen können. Da beispielsweise in Zukunft die
    Nachfrage nach umsetzbarer Umwelttechnologie im europäischen
    Raum ansteigen wird, sieht Wien zu Recht gute Chancen
    dafür, seine Produkte gewinnträchtig anderen europäischen
    Kommunen zu verkaufen. Damit einhergehend soll durch eine
    offensiv vorangetragene Informationspolitik die Kooperation
    zwischen Wiener und anderen europäischen Firmen erleichtert
    bzw. das internationale Profil heimischer Unternehmen noch
    stärker ausgebaut werden.
  • Aufbau eines Servicepaketes zur Akquirierung von EU-Förderungen
    seitens Wiener Unternehmen. Damit Wiens Wirtschaft von den
    vielen verschiedenen EU-Förderungen profitieren kann, soll der
    Informationsfluß von Wien nach Brüssel ausgebaut werden. In
    Form eines Servicepaketes - direkt zugeschnitten auf die
    speziellen Bedürfnisse heimischer Firmen, Klein- und
    Mittelbetriebe - will das Team des Wien-Hauses seine
    Dienstleistungsfunktionen und seine feste Verankerung als
    Sprachrohr der heimischen Wirtschaft betonen.
  • Forcierung städtischer Anliegen im Rahmen der EU-
    Strukturpolitik. Wien setzt sich in Brüssel für die stärkere
    Betonung städtisch-urbaner Themen ein. Angesichts der Tatsache,
    daß über 70 Prozent der EU-Bürger gegenwärtig in Städten
    leben, ist Wien, mit anderen Metropolen, darum bemüht,
    städtische Inhalte und Problemfelder (Stadtentwicklung,
    Wohnbau, Sozial- und Gesundheitswesen etc.) verstärkt zu
    thematisieren.

Von Anfang an interessante Events

Bereits kurz nachdem sich die Pforten im Wien-Haus öffnen, beginnt die Arbeit. Folgende Events stehen jetzt schon fix im Terminkalender:
  • Im Juni tagt der Europaklub der Bank Austria mit Vorträgen und
    Europadiskussionen.
  • Im September stellt der WWFF das aktualisierte Handbuch
    EU-konformer Förderungen der Investkredit vor. Weiters nutzt
    der bekannte Wiener Schmuckdesigner Sven BOLTENSTERN
    das Wien-Haus für eine Präsentation seiner "hochkarätigen"
    Kreationen.
  • Im Oktober lädt das Wien-Haus zur Ausstellungeröffnung der
    Graphikfirma Viennapaint "Digitale Meisterwerke" ein, die sich
    an Unternehmen bzw. an die Vertretungen anderer europäischer
    Büros richtet.
  • Gemeinsam mit den "Stadtbüros" von Berlin und Stockholm wird
    im November unter dem Titel "Berlin, Stockholm, Vienna: Cities
    at the borders to Eastern Europe" eine gemeinsame Präsentation,
    die auf die besonders günstige wirtschaftliche Lage dieser
    drei Metropolen für andere Mitgliedsstaaten und europäischen
    Unternehmen aufmerksam macht, ausgerichtet.
(Forts.mgl.) red/bs

(RK vom 29.05.1996)