Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 28.06.1989:
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Sonnenkraftwerk auf Schuldach

Utl.: E-Werke bauen Versuchsanlage =Wien, 2886. (RK-KOMMUNAL) DieWiener Stadtwerke-Elektrizitäts- werke und die Firma Siemens AG Österreicherrichten derzeit unter Mithilfe der HTL Wien 10., Ettenreichgasse 54, aufdem Dach der Schule ein Sonnenkraftwerk. Die Anlage weiss eineMaximalleistung von zirka zehn Kilowatt auf, wobei der von den Solarmodulengelieferte Gleichstrom über einen Wechselrichter ins öffentliche 380/220Volt- Niederspannungsnetzzeingespeist wird. Die für WienerVerhältnisse günstigen Klimadaten am Standort der HTL Wien 10 am Wienerberglassen aus den 84 Quadratmeter großen Solarpaneelflächen eine jährlicheStromlieferung von nahezu 10.000 Kilowattstunden erwarten, eineEnergiemenge, die etwa dem zweieinhalbfachen des durchschnittlichenPro-Kopf-Verbrauches im Versorgungsgebiet der Wiener E-Werke entspricht.Zum Einsatz kommen 196 monokristalline Siemens-Module der Baureihe SM 55mit einer jeweiligen Maximalleistung von 53 Watt. Das Kraftwerk wird -ohne die Tragkonstruktion - rund zwei Millionen Schilling kosten. Proinstalliertem Kilowatt ist somit eine Investition von 200.000 Schillingerforderlich, ein Wert, der heute noch über den zehnfachen spezifischenInvestitionskosten von thermischen Kraftwerken mit den bestenUmweltschutzeinrichtungen liegt. Die Kosten für eine erzeugteKilowattstunde belaufen sich auf etwa zehn Schilling - eine Größenordnung,die derzeit noch nicht im Bereich wirtschaftlicher Nutzung ist. Wasveranlaßt also ein Elektroversorgungsunternehmen, ein solches Projekt zuunterstützen, das noch dazu mit seiner Aufbringungsstruktur (größteErzeugung im Sommer) nicht den Verbrauchsgewohnheiten (größter Verbrauch imWinter) entspricht? Die Technik der Photovoltaik, also die direkteUmwandlung der Energie des Lichtes in elektrische Energie, hat in denvergangenen Jahren vor allem durch ihren Einsatz in der Satellitentechnikeinen enormen Aufschwung genommen. Steigende Wirkungsgrade und fallendeSolarmodulkosten haben dazu geführt, daß es bereits terrestrischeAnwendungen gibt, die wirtschaftlich interessant sind. In erster Linie isthier die Versorgung entlegener Verbraucher mit relativ kleinemLeistungsbedarf zu nennen, wie Funkstationen, Schutzhütten oderAlmbetriebe. Auch bei Anlagen im Netzverbund, bei denen eineLeistungssteigerung einen hohen Aufwand bei Leitungsverstärkungen bedingenwürde, kann die Photovoltaik wirtschaftlich sein. Es handelt sich in diesenFällen um "additive" Energie, die ebenso wie zum Beispiel dieEnergiegewinnung aus Biomasse sinnvoll eingesetzt werden kann. Zu denerklärten Zielen einer zukunftsorientierten Energiepolitik der WienerStadtwerke-Elektrizztätswerke gehört es, das Energiesparen zu fördern, dieRessourcen zu schonen und die Umweltbelastung zu reduzieren. In diesemSinne werden Aktivitäten, die einen sinnvollen Beitrag zur Erreichungdieser Ziele versprechen, gefördert. Die Versuchsanlage auf demStandort der HTL Wien 10 soll auch dazu beitragen, daß Lehre und Forschungauf diesem Gebiet in die Technikerausbildung Einzug hält und daßrealistische Beurteilungskriterien für die Einsatzbereiche dieser Technikgeschaffen werden. Weiters sollen die Auswirkungen dieser Anlagen imNetzverbund, besonders die technischen Fragen der Spannungsqualität, desNetzschutzes, der Beeinflussung oder Störung anderer Verbraucher untersuchtwerden. Die Kunden der Wiener Elektrizitätswerke sollen in ihremVersorgungsunternehmen einen kompetenten Partner in allen Fragen derEnergieanwendung für Beratung und Hilfestellung vorfinden. (Schluß) roh/rrnnnn

OTS039 1989-06-28/11:10 0063/0454/3634