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Landtag, 14. Sitzung vom 23.06.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 57 von 83

 

der Staatsgewalt ausreichen muss, dass diese jedenfalls zu akzeptieren ist und dass die - wie haben Sie gesagt - Kasperltruppen oder Kapperltruppen, Sie haben sich, glaube ich, versprochen (Zwischenruf von Abg. Stefan Berger.) - Kapperltruppen nicht benötigt werden. Schauen Sie, ich sehe das natürlich anders. Ich bin jetzt nicht der Überzeugung, dass „Law and Order“ bei jeder Gelegenheit der Weisheit letzter Schluss ist, ja, aber geschenkt, das ist halt der ideologische Unterschied. Nur, was ich Ihnen schon zum Denken mitgeben möchte, wir hatten Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei am Karlsplatz, nämlich mitten in der Pandemie. Und das ist ja keine Situation, die leiwand ist, also das ist ja wirklich nichts, was irgendjemand in unserer Stadt haben möchte. Und da hilft dieses ganze „Law and Order“-Geschrei überhaupt nichts, da muss man halt alternative Lösungen finden, wie man das in den Griff bekommt. Und Faktum ist, dass es, seit wir diese Awareness an diesen Party-Hot-Spots eingesetzt haben, diese Ausschreitungen nicht mehr gegeben hat. Und warum ist das so? Weil das keine Kapperltruppen sind, sondern weil das Kolleginnen und Kollegen der Jugendarbeit sind, die hochprofessionell und mit Leuten aus den Klubs auch ein Vertrauensverhältnis mit den Jugendlichen und einen ganz anderen Zugang haben und damit auch eine ganz eine andere Reaktion produzieren. Insofern ist das eine gute Sache, da bin ich in vollster Übereinstimmung mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft, die diese Teams in ihrem Bericht auch sehr stark gelobt und auch gefordert hat, dass das zumindest zeitlich begleitend zum Beispiel mit der Wiener Parkbetreuung fortgesetzt werden soll. Ich kann Ihnen berichten, falls Sie es noch nicht gesehen haben, wir haben genau das auch gestern im Gemeinderat beschlossen, und das ist richtig und wichtig. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Keine Wortmeldung von mir ohne Elementarpädagogik, wir kommen zum Kindergarten. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft schreibt dazu und ich zitiere: „Elementarbildung funktioniert in Wien prinzipiell sehr gut. Dank der hohen Versorgungsquote und langer Tages- und Jahresöffnungszeiten stehen sehr vielen Kindern die Plätze zur Verfügung, die sie und ihre Familien benötigen.“ Ja, danke, das stimmt und das ist genau auch das, was ich hier immer wieder sage. Die beste Bildung für alle Kinder bedeutet Qualität, und eben auch Quantität. Da sind wir ausgezeichnet unterwegs in allen möglichen Vergleichen, müssen natürlich trotzdem weiter ausbauen und tun es auch. Aber, so ehrlich muss man auch sein und das bekrittelt die Kinder- und Jugendanwaltschaft vollkommen zu Recht, wir haben schon noch Herausforderungen in ganz spezifischen Bereichen, zum Beispiel beim Platzangebot für Kinder mit Behinderungen. Das liegt vor allem daran, dass diese Plätze bisher hauptsächlich im städtischen Bereich untergebracht wurden und dass das natürlich auch ein enormer Aufwand ist. Da darf ich an dieser Stelle kurz auf den Kostenvergleich verweisen, den Sie immer zwischen privaten und öffentlichen Trägern ziehen, dass der genau unter anderem deswegen nicht standhält, weil für diese Integrationsplätze natürlich viel mehr Ressourcen benötigt werden. Aber sei es drum, um dieses Problem in den Griff zu bekommen und auch Eltern von behinderten Kindern einen Platz zur Verfügung stellen zu können, wo die Kinder höchstprofessionell betreut werden, haben wir ein Pilotprojekt mit Privaten gestartet, im letzten Jahr evaluiert. Das wird jetzt verlängert und auch erweitert, mit einer wesentlich höheren Dotation als bisher und das wird jedenfalls für Verbesserungen in diesem Bereich sorgen.

 

Im Bereich der MA 11, auch die kommt natürlich im Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft sehr prominent vor, haben wir sozialtherapeutische und sozialpädagogische WGs in Umsetzung, ebenso ein Spezialkrisenzentrum und auch die ambulante Hilfe wird ausgebaut. Und alles dafür, um die bestehende Problematik, nämlich die Krisenzentren, die sozusagen recht überfüllt und überlastet sind, zu entlasten, um Kinder und Jugendliche, die das brauchen, in der Fremdunterbringung noch besser betreuen zu können.

 

Das führt mich auch schon zu meinem wirklichen Herzensanliegen, nämlich den Care Leavern. Ich weiß nicht, ob der Begriff Care Leaver allen bekannt ist, ich sage vielleicht kurz, um was es da geht. Das sind junge Erwachsene, die eine Zeit ihres Lebens in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe gelebt haben, dort erwachsen geworden sind und dann in der Regel mit 18 Jahren ihren Weg in die Selbstständigkeit beschreiten müssen. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft kritisiert in ihrem Bericht, dass diese Jugendlichen oder jungen Erwachsenen vor sehr großen Herausforderungen stehen und es da mehr Angebote braucht. Und, lieber Ercan, du weißt genau, dass du da in mir einen Mitstreiter hast. Ich habe mir dieses Thema in den letzten Jahren sehr genau angeschaut und das ist tatsächlich ein wirkliches Problem. Das sind junge Erwachsene, die echt unsere Hilfe brauchen, die nicht nur nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden sind, sondern die wirklich vor gravierenden Problemen stehen. Sie haben schlechte Startvoraussetzungen auf Grund der Erfahrungen in den Herkunftsfamilien mit psychischer, manchmal auch sexueller Gewalt und sind mit 18 Jahren oft auf sich alleine gestellt. Vergleicht man das mit der Durchschnittsbevölkerung, so ist diese im Schnitt mit 25 Jahren so weit, dass sie von zu Hause ausziehen. Diese Jugendlichen mit den problematischen Startvoraussetzungen und daraus resultierenden psychischen Belastungen müssen das in aller Regel mit 18 Jahren machen, und das führt zu massiven Problemen. Sie sind oftmals nicht bereit, selbstständig und selbstbestimmt leben zu können. Das führt zu einer Karriere in der Mindestsicherung, auch zu viel höheren Obdachlosigkeitsraten, als das bei der Durchschnittsbevölkerung der Fall ist und eine 10 Mal höhere Straffälligkeit in den ersten 5 Jahren nach dem 18. Geburtstag.

 

Das ist ein Wahnsinn, und diese jungen Erwachsenen brauchen dringend unsere Unterstützung, damit sie wirklich befähigt sind, ein selbstständiges und vor allem auch selbstbestimmtes Leben führen zu können. Wien bietet da jetzt schon mehr als alle anderen Bundesländer, wenn man an Leistungen des Fonds Soziales Wien denkt und auch an die Tatsache, dass allen diesen Ju

 

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