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Landtag, 8. Sitzung vom 30.06.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 54 von 64

 

tät für Bodenkultur gegeben, das sich der Dohle gewidmet hat. Dabei ging es vor allem darum, herausfinden, wie viele Dohlen es in Wien gibt, wie sie leben, wo sie brüten und wo ihre Nester sind.

 

Von den geschätzten 3.500 bis 4.500 Brutpaaren, die in Österreich leben, halten sich 700 in Wien auf. Wir reden in diesem Zusammenhang auch deswegen von Brutpaaren, weil die Dohlen sehr dauerhafte Paarbindungen eingehen und sehr nistplatztreu sind. Das bedeutet, dass wir insbesondere darauf achten müssen, wenn sozusagen Baustellen entstehen, et cetera, wie wir damit umgehen, damit die Dohlen weiterhin ihre Nistplätze haben.

 

Ein Problem, das – ähnlich wie bei den Haftungsfragen – öfter zu Konfliktsituationen führt, besteht darin, dass wir insofern einen rechtlichen Konflikt haben können, als die Dohle einerseits ein geschütztes Tier ist und somit auch ihre Nester nicht entfernt werden dürfen, dass aber andererseits die Dohlen mit Vorliebe auf Kaminen und Rauchfängen brüten, die wiederum aus feuerpolizeilichen Gründen frei zu halten sind. Die MA 22 hat sich verstärkt der Lösungssuche im Hinblick auf dieses Problem gewidmet und hat einen Leitfaden erarbeitet, wie man mit der Situation umgeht, wenn die Dohle auf dem Rauchfang eines Hauses brütet.

 

Zusätzlich werden alternative Nistplatzangebote geschaffen, und daran sieht man auch, wie innovativ wir in der Stadt an diese Problemstellung herangehen. Für einen Einsatz auf dem Zentralfriedhof gibt es zusätzliche Nistkästen, und es gibt auch Gespräche mit Kirchen, denn da die Dole gerne hoch auf Rauchfängen nistet, bieten sich natürlich Kirchtürme als möglicher Ersatz an. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Bei den aktuellen Temperaturen, die wir hier im Sitzungssaal in den letzten vier Tagen nur bedingt mitbekommen haben, weil dieser ja gekühlt ist, ist natürlich auch die Frage der Wiener Gewässer spannend. In diesem Zusammenhang lag ein Schwerpunkt auf der Ökologisierung des Badeteichs Hirschstetten. Wir hatten in den letzten Tagen auch schon einen Antrag betreffend Schwimmbäder. Der Badeteich Hirschstetten ist ein das ganze Jahr über und den ganzen Tag lang öffentlich zugänglicher Naturplatzbadeteich, der nicht nur eine Hundezone und für Kinder wunderbare Plätze bietet, sondern auch vielen Pflanzen und Tieren Platz und Lebensraum bietet. Um sicherzustellen, dass hier auch Fische weiter brüten können, hat man ganz bewusst und kontrolliert Bäume, die ohnehin demnächst umgestürzt wären, ins Wasser fallen lassen, damit hier der Lebensraum gesichert wird und Brutmöglichkeiten weiterhin bestehen.

 

Außerdem – und das ist auch das Schöne daran – wurden Schülerinnen und Schüler aus einer nahe gelegenen Schule im Bezirk mit eingebunden und haben sich gemeinsam der Aufforstung gewidmet: Es wurden rund 3.000 Bäume und Sträucher gepflanzt, die vor allem wiederum ganz bewusst blüten- und fruchttragende Gehölze sind.

 

Nun noch kurz noch zur Alten Donau: In Zeiten, in denen es – wie wir wissen –heißer wird, gibt es auch einen steigenden Nutzungsdruck durch die Menschen in der Stadt, und das bedeutet natürlich eine Herausforderung im Hinblick auf die vorhandenen städtischen Gewässer. Im Rahmen des LIFE-Projekts gab es einen ganz besonderen Schwerpunkt bei der Alten Donau betreffend den Erhalt und die Förderung von geschützten Arten wie zum Beispiel der Biber, aber auch der Libellen.

 

Frau Matiasek hat vorher gemeint, dass wir darauf achten müssen, dass wir in Wien nicht nur Lebensräume erhalten, sondern teilweise auch ausbauen und sichern, damit sich zusätzliche Arten ansiedeln. – 2001 konnten bei der Alten Donau 20 Libellenarten festgestellt werden, 2015 waren es auch dank der Anstrengungen der zuständigen Magistratsabteilungen schon 27. Es gab also eine Steigerung in 15 Jahren. Eine davon ist eine FFH-Art, die in ganz Europa als stark bedroht gilt, nämlich auch eine spannende Libelle, die Zierliche Moosjungfer.

 

Aber nicht nur die Tiere sind uns ein Anliegen, sondern natürlich auch die Pflanzen, und an der Alten Donau wurde eine weitere FFH-Art gefunden, nämlich der Kriechende Sellerie, und wir widmen uns ganz bewusst den Uferpflanzen und auch der Artenvielfalt.

 

Ich komme noch einmal kurz zurück zu den Bäumen und herunterfallenden Ästen. In unserem Antrag steht, dass Bäume Lebewesen sind, und wir bitten den Bundesgesetzgeber auch, diese nicht sozusagen als Bauwerke im rechtlichen Sinne zu behandeln. Bäume sind Lebewesen und sterben somit auch irgendwann. Sie haben eine natürliche Lebensdauer, die man durch Pflege und Schutz verlängern kann, aber irgendwann ist es so weit. Alte Bäume und Totholz sind aber nicht verloren, sondern bieten wertvollen Lebensraum für viele Pflanzen und Tierarten, für Käfer, Moose und Pilzarten, und dementsprechend setzen wir seit Jahren vor allem die MA 49 darauf an, dass Totholz gerade auf den stadteigenen Flächen erhalten bleibt. Das geht sehr gut im Lainzer Tiergarten, der als Natura 2000 Gebiet auch schützenwerte Lebensräume bietet, und das wird mit diesem Antrag auch unterstützt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Ich sage noch einmal: Ich würde mich sehr freuen, wenn wir breite Zustimmung auch zu diesem Antrag bekommen, und möchte abschließend allen MitarbeiterInnen der zuständigen Magistratsabteilungen dafür danken, dass sie Wien nicht nur für uns Wienerinnen und Wiener so lebenswert machen, sondern auch für so viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten, die genauso zu Wien gehören wie wir. – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Präsidentin Veronika Matiasek: Zum Wort ist nun niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist somit geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.

 

14.45.50

Berichterstatterin Amtsf. StRin Mag. Ulli Sima|: Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Auch ich möchte zum Schluss meinen Dank an alle Abteilungen, die im Bereich des Naturschutzes tätig sind, und speziell an die MA 22 richten, die in diesem Bereich federführend ist. Sie alle tragen dazu bei, dass mehr als die Hälfte der Stadt Wien Grünfläche ist und ein Drittel unserer Landesfläche unter Naturschutz steht, was in einer wachsenden Stadt keine Selbstverständlichkeit

 

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