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Landtag, 32. Sitzung vom 30.06.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 25 von 66

 

türlich auch eines mündigen Bürgers und einer mündigen Bürgerin. Das heißt, die Leute werden konstruktiver, die Leute haben nicht mehr diesen ehemaligen Respekt vor dem Herrn Doktor im weißen Mantel, sondern sie werden auch kritisch und hinterfragen Sachen über ihre Krankheit, informieren sich selbst im Internet. Es gibt mehrere Medien, wo man sich genau über Gesundheitsbewusstseinsstände informieren kann und dann halt ein bisschen skeptischer dem Arzt gegenübertritt und fragt, wie denn das ist. Auch so bei diesem Fall, den die Frau Kollegin Korosec beschrieben hat, dass der Herr auf sein Recht gepocht und gesagt hat: „So gehen Sie mit mir nicht um! Ich will, dass Sie mich noch einmal untersuchen!“ Ich glaube, das ist auch gut so, weil das ist ein mündiger Bürger, die hier auf sein Recht pocht. Wenn es nicht funktioniert, dass man selbst sein Recht dementsprechend einfordern kann, hat man auch noch die Möglichkeit, zur Patientenanwältin zu gehen. Das ist gut so, denn da sind wir uns, glaube ich, alle darüber einig, dass nicht nur der große Arzt im weißen Mantel die Weisheit hat, sondern dass auch ein mündiger Bürger über seinen Körper und seinen Geist vielleicht ein bisschen Bescheid weiß. Das finde ich immer wichtig, auch dazuzusagen.

 

Es gibt auch mehr Patientenfälle in dem Sinn, weil die Menschen immer älter werden. Das muss man auch berücksichtigen. Das finde ich auch sehr positiv. Dazu möchte ich auch noch erwähnen, was man nicht vergessen darf, dass insbesondere die Erkrankungen im Alter einen ganz wichtigen Schwerpunkt in unserer zukünftigen Gesundheitspolitik haben müssen. Egal, ob es zum Beispiel die Suizidrate ist, die insbesondere bei Männern über 85 am höchsten ist, oder ob es auch Depression im Alter ist, das sind alles Erkrankungen, denen wir in Zukunft einen wirklichen Schwerpunkt setzen müssen.

 

Was noch anzumerken ist, ist, wie sich diese Steigerung der Fälle aufteilt, dass insbesondere im niedergelassenen Bereich ein Plus von 20 Prozent an mehr Beschwerden auffällig ist. Das ist genauso, wie ich schon argumentiert habe. Die Leute sagen, sie wollen eigentlich auch im niedergelassenen Bereich eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Man will nicht nur zur Tür hinein, zur Tür hinaus beim Arzt, sondern man will auch etwas über seine Krankheit erfahren, man will sie verstehen, man will vielleicht auch eine alternative oder medizinische Möglichkeit dazu hören, aber man will ganzheitlich behandelt werden, im Sinne von nicht nur einer schnellen Verschreibung eines Pulvers, sondern ganzheitlich im Sinne des Verstehens der Erkrankung, woher sie kommt und was man vielleicht selbst dagegen tun kann.

 

Damit bin ich schon beim nächsten Punkt, dass auch die Ärztekammer einen großen Einfluss nehmen könnte, indem sie beim niedergelassenen Bereich, und das ist auch schon gekommen, Qualitätskontrollen verstärkter zulässt, aber wir uns auch noch andere Institutionen politisch überlegen müssen, wie hier Qualitätskontrollen verstärkt stattfinden können, damit solche Fälle vermieden werden, wie auch in diesem Bericht erwähnt, dass eine Ärztin ihr Unwesen treibt oder dementsprechend auch andere Ärzte ganz schnell Patienten durchschleusen, um viel zu verdienen - ich sage es jetzt auch von dieser Stelle - und den Menschen komplett aus dem Mittelpunkt verlieren. Das sollte kein Arzt tun. Ich bin keine Ärztin, aber ich glaube, dafür gibt es auch ein Gelöbnis der Ärzte, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, es kann jeden von uns treffen. Es ist nicht so, dass wir nicht krank werden können. Darum sollte auch jeder dieses Thema mit Interesse und Respekt verfolgen. Wichtig ist auch - das ist heute schon erwähnt worden und dazu gibt es auch Schwerpunkte, die die Frau Stadträtin persönlich gesetzt hat -, dass arme und bildungsferne Personen leider eher kränker sind. Das zeigt sich auch in der Verteilung der Stadt. Wir wissen, dass der 15. Bezirk davon betroffen ist, wir wissen, dass der 16. Bezirk davon betroffen ist, und dass wir schleunigst darauf schauen müssen, hier etwas zu tun, dass die Leute auch das gleiche Gesundheitsbewusstsein wie alle anderen Leute erhalten. Da bin ich dankbar, dass unsere StRin Mag Sonja Wehsely insbesondere auch finanziell einen Beitrag geleistet hat, Aufklärung zur Hebung der Gesundheitskompetenzen der Bevölkerung zu installieren und sich diesem Thema zu widmen.

 

Viel Anstrengung wird auch in den Spitälern gemacht, dass dort Informationen mehrsprachig aufliegen, dass man sich darum bemüht, wie ich schon gesagt habe, auch im niedergelassenen Bereich und in den Spitälern, nicht nur Krankheiten als Diagnoseschlagwörter aufzuzeigen, weil darunter versteht man halt nicht so schnell etwas, was denn das jetzt heißt, sondern dass man dem Patienten auch erklärt, was er jetzt hat, was er vielleicht tunlichst nicht mehr machen soll oder was er immer noch ganz beruhigt weiter machen könnte.

 

Es ist uns wichtig, eine Verbesserung der Fehlerkultur im niedergelassenen Bereich, aber natürlich auch im Spitalsbereich zu erreichen und diese Qualitätskontrollen, wie ich schon erwähnt habe, nicht nur der Ärztekammer, sondern auch anderen Institutionen zugänglich zu machen und prüfen zu lassen. Dazu gehört auch der Entschädigungsfonds, den es bereits gibt, der aber nicht für alle Bereiche gleich ausbezahlt werden kann. Was die Patientenanwältin immer wieder auch für die Leute erreicht, ist ein Entgelt, welches nur ein Tropfen auf einen heißen Stein sein kann, weil Geld leider die Gesundheit nicht wieder zurückbringen kann. Aber zumindest ist es etwas, wo man sagt, es tut uns leid, dass dieser Fehler, dieses Missgeschick im System oder auch ein menschlicher Fehler, passiert ist und daher gibt es diesen Entschädigungsfonds. Ich denke, es wäre wichtig, dass dieser auch auf den niedergelassenen Bereich und auf die Belegspitäler ausgeweitet wird, damit wir hier nicht zweierlei Maß haben, sondern es dort auch einen Entschädigungsfonds gibt, wie in dem jetzt schon stattfindenden Rahmen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, lassen Sie mich abschließend sagen, dass wir wirklich auf unsere Institution der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft stolz sein können. Ich freue mich, dass unsere ehemalige Kollegin Dr Sigrid Pilz hier ganz wertvolle Arbeit leistet, diese Arbeit nicht nur fachlich qualitativ

 

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