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Landtag, 16. Sitzung vom 03.10.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 40

 

Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Es sind jetzt mehrere Fragen inkludiert. Ich werde versuchen. möglichst kurz zu antworten, aber es sind alles auch sehr wichtige Themenbereiche. Zum einen, dass in Wien teuer gebaut wird: Ich glaube, man muss sehen, aus welchen Faktoren sich insgesamt die Baupreise zusammensetzen. Das sind zum einen die Grundstückspreise. Ja, das ist richtig, da gibt es prinzipiell eine Tendenz, die steigend ist. Das ist aber keine Besonderheit Wiens, das ist in allen Städten so spürbar. Wir haben in Wien, wie ich meine, nur wirksame Instrumente, gegen diese stark steigenden Grundstückspreise anzukämpfen. Eines der wirksamsten Instrumente ist zweifellos der Wohnfonds Wien und auch die Wirtschaftsagentur im Bereich der Gewerbegrundstücke. Aber vor allem der Wohnfonds Wien, der sich bemüht, frühzeitig Grundstücke anzukaufen, um sie dem geförderten Wohnbau zur Verfügung zu stellen, ist ein Instrument, das es in anderen Städten nicht gibt und wo Delegationen immer wieder nach Wien kommen, um sich das auch anzusehen. Es ist uns durchaus auch gelungen, mit dem Wohnfonds die Grundstückspreise zumindest stabil zu halten. Dass es schwer sein wird, dagegen anzukämpfen, vor allem in manchen Bezirken, um in besonders günstigen Lagen in Zukunft geförderten Wohnbau errichten zu können, ist uns bewusst. Deshalb bemühen wir uns da ganz besonders auch mit den verschiedensten Maßnahmen im Bereich der Deckelung.

 

Der zweite Bereich, der für eine Verteuerung des Wohnbaus verantwortlich ist, sind die Finanzierungskosten. Da haben wir jetzt durchaus ein bissel eine entspanntere Situation auf Grund der Kreditzinsen und der Situation am Kreditmarkt. Aber das ist tendenziell natürlich auch ein Thema, vor allem auch bei Großbauprojekten, nämlich auch die Frage, die Mittel zu bekommen, nicht nur zu den Konditionen, sondern auch sie überhaupt zu bekommen.

 

Und das Dritte sind natürlich die Baukosten selbst. Auch da haben wir gesehen, dass durch unseren Einsatz der Deckelung, auch der Kosten im geförderten Wohnbau, es gelungen ist, hier die Baukosten stabil zu halten. Prinzipiell steigen auch im Bereich der Bauwirtschaft die Kosten für bestimmte Materialien, egal, ob das Baustoffe sind, aber auch Metalle, zum Beispiel Zink, Kupfer und vieles andere mehr. Wir sehen da eine Entwicklung am Weltmarkt, an der Österreich natürlich nicht vorübergehen kann. Aber es ist uns doch gelungen, durch die Deckelung der Baukosten hier Maßnahmen zu setzen.

 

Zum Thema ökologisches Bauen und inwieweit ökologisches Bauen auch verantwortlich für die Erhöhung der Baukosten ist. Es ist in den meisten Fällen richtig, nicht immer, aber in den meisten Fällen ist natürlich ein besonders starkes Hinsehen auf ökologisches Bauen und das Umsetzen vieler Kriterien natürlich ein gewisser Preistreiber. Andererseits muss man sehen, dass die Wohnkosten, also nicht die Baukosten, aber die Wohnkosten dann dadurch reduziert werden können. Es ist ja unsere Ambition, im ökologischen Wohnbau darauf zu achten, dass wir in Zukunft weniger Energie im Wohnbereich aufwenden und das hat Auswirkungen, wenn man so will, auf das Klimaschutzprogramm unserer Stadt Wien, das sehr engagiert ist, das wir auch im Wohnbauressort stark unterstützen, also ein ganz wichtiger Umweltgedanke, den wir hier umsetzen. Das hat aber auch Auswirkungen auf die Haushaltsbudgets der Hausparteien, das heißt, weniger Energie zum Heizen bedeutet auch geringere Energiekosten und hilft auch zu sparen. Das muss man immer gegenüberstellen. Und ich bin kein Befürworter einer ganz bestimmten Technologie, auch nicht im Bereich des ökologischen Wohnbaus. Ich bin dafür, dass wir in Wien Passivhäuser errichten. Da sind wir als Österreicher gemeinsam mit Deutschland überhaupt an der Spitze, auch international. Das ist auch gut für die Firmen, die hier tätig sind. Wir sind da mittlerweile wirklich auch ein Exportschlager geworden. Aber ich bin nicht dafür, dass wir an jedem Standort Passivhäuser errichten. Denn es gibt manchmal Rahmenbedingungen und Situationen, wo es günstiger ist, beispielsweise ein Niedrigenergiehaus zu errichten, das aber in Kombination mit erneuerbaren Energiequellen in der Gesamtenergiebilanz sinnvoller ist. Also ich bin sehr dafür und ich glaube, da sind wir nicht so weit auseinander, dass man sich die Gesamtenergiebilanz anschaut, nicht nur die Errichtung beispielsweise, sondern von der Planung über die Errichtung bis zum Betreiben eines Wohngebäudes sich die Gesamtenergiebilanz anschaut und, wenn man so will, eine Lebenszyklusanalyse eines Gebäudes durchführt und dann auch die entsprechend sinnvolle Technologie einsetzt. Ich habe bei all meinen Ambitionen immer versucht, ökologisches Bauen auch mit dem sozialen Gedanken in Verbindung zu bringen, das heißt, es muss, so engagiert auch ökologisches Bauen vorangetrieben wird, immer sichergestellt sein, dass sich das auch möglichst viele Menschen in unserer Stadt leisten können. Also diese Verbindung von Energieeffizienz und sozialer Überlegung ist da für mich ganz, ganz wichtig, gerade im geförderten Wohnbau.

 

Präsident Prof Harry Kopietz: Danke, Herr Stadtrat! Die 2. Zusatzfrage stellt Herr Abg Walter. Bitte, Herr Abgeordneter!

 

9.57.35Abg Norbert Walter, MAS (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Herr Stadtrat!

 

Sie haben ja schon ein Bekenntnis zur Wohnbauförderung abgegeben. Ich wollte Sie fragen: Sie haben gesagt, Wien gibt in etwa 150 Millionen mehr aus als sowieso über die Bundesförderung nach Wien kommt. Jetzt sage ich, das mag durchaus stimmen, aber Sie wissen auch, dass wir in der Subjektförderung in etwa denselben Betrag jährlich ausgeben müssen, um die Subjekte einzeln zu fördern, ob das die Wohnbeihilfe oder andere Fördermaßnahmen sind, über Eigenmittelersatzdarlehen oder sonstige Dinge.

 

Können Sie sich vorstellen, sich stark zu machen, dass diese Mittel, die in Wahrheit ja ein Sozialbudget sind und mit dem reinen Wohnbau ja nichts zu tun haben, in das Sozialbudget kommen und wir trotzdem im

 

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