«  1  »

 

Landtag, 12. Sitzung vom 30.03.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 55

 

und wie viele umgesetzt werden. Also, bitte, Schuster bleib bei deinen Leisten! (Heiterkeit bei der ÖVP.)

 

Warum machen wir so viele Einzelprojekte? - Ich finde es gut, dass es Generationenwohnungen gibt. Ich finde es gut, dass es demnächst die Radler-City gibt. Es gibt die Frauenwohnhäuser; nämlich nicht die Frauenwohnhäuser für Frauen, die in Not sind, sondern die Frauen: ehemalige Sargfabrik 1 und 2.

 

Warum schaffen wir es nicht, intelligent diese Dinge so umzusetzen, dass man etwas weniger Marketing braucht, dass man die Dinge wieder etwas ehrlicher sieht? Denn das Marketing kostet auch Geld, damit könnte man einiges an Wohnraum schaffen. Man könnte einiges mehr dazu betreiben, dass vor allem auch junge Menschen wieder hineinkommen.

 

Und vor allem auch: Warum geht es nicht schneller? - Wir haben schon lange gewusst, dass Wien Zuzug hat. Wir haben gewusst, dass wir etwa 17 000 Vormerkungen bei Wiener Wohnen haben. Wir hätten schon lange darauf reagieren können.

 

In allen Projekten, die wir heute wohnbaugefördert abwickeln, hat nach wie vor die Architektur einen Riesenstellenwert. Ja, ich bin auch dafür, dass die Architektur einen Stellenwert hat. Auch wenn jetzt die dritte Säule dazukommt - oder eigentlich die vierte Säule - mit der sozialen Nachhaltigkeit, dann ist es trotzdem heute noch so, dass dort die Architektur mit ungefähr zwei Dritteln bewertet wird. Ich denke mir, gerade in Zeiten von knapperen Budgets, in Zeiten, in denen wir alle uns am Riemen reißen müssen, ist es an der Zeit, dass man auch dort, bei diesen Dingen, etwas zurücknimmt. Damit trifft es dann alle und nicht nur ein paar.

 

Ich sage auch: die ganze Wirtschaftlichkeit von Wiener Wohnen. Ich meine, Sie haben die Reform ja angekündigt, wir werden sehen, was am Ende des Tages herauskommt. Aber das Kontrollamt hat nicht unwesentliche Dinge bemängelt, vor allem im Servicebereich, vor allem die ganze Frage des Callcenters, auch in der ganzen Abwicklung. Ich meine, es gibt ja einige Häuser, die zum Beispiel auch gemeinnützige Wohnbauträger verwalten. Es wäre auch durchaus sinnvoll, dass private Hausverwaltungen Wiener-Wohnen-Häuser verwalten, wenn man es denn selber nicht kann. Da bin ich durchaus dafür, und das ist nicht eine Privatisierung in dem Sinne, aber das ist zumindest eine Wirtschaftlichkeit. Denn auf der einen Seite über 1,5 Milliarden an Schulden zu haben, auf der anderen Seite einen sozialen Wohnbau zur Verfügung zu stellen, das kann sich niemand, auch kein Privater, leisten. Ich denke, gerade in Zeiten, in denen wir alle sparen müssen, wäre es auch hoch an der Zeit, hier die Wirtschaftlichkeit nach oben zu treiben.

 

Herr Kollege Stürzenbecher hat gesagt, dass eigentlich nur die Sozialdemokratie sozialen Wohnbau gemacht hat. Ich erinnere daran, dass zum Beispiel das ÖSW, gegründet aus der christlichen Nothilfe nach dem Krieg ... (Abg Dr Kurt Stürzenbecher: Sagen wir auch!) Ich sage nur, dass auch in Wien genügend ÖVP- und christlich-soziale Wohnbauträger am Werk sind, die sozialen Wohnbau machen. Ich denke, es ist nicht notwendig, hier immer nur eine Fraktion herauszustreichen.

 

Ein jeder von uns muss irgendwo wohnen, ein jeder hat auch das Recht, irgendwo zu wohnen. Ich denke mir, in dem Sinne sollte manches Mal etwas weniger Marketing ein Mehr für den Wohnraum sein. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Präsident Prof Harry Kopietz: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Mag Chorherr. - Bitte, Herr Abgeordneter.

 

10.33.45

Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus)|: Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Angesichts von 20 000 Menschen - die Zahl in Wien wächst - und restriktiven Budgets müssen wir uns sehr, sehr anstrengen, dass nicht Entwicklungen eintreten, die in allen Städten der Welt zu beobachten sind. Günstiger Wohnraum in der Stadt wird knapper, und Menschen werden gezwungen - München ist so ein Beispiel, aber auch sehr viele andere Städte, Paris, London sowieso -, dass Menschen, die Wohnungen suchen, insbesondere junge Menschen, im Stadtbereich keine Wohnung mehr finden; keine Wohnung mehr finden, weil es keine günstigen Wohnungen mehr gibt! Insofern ist das eine wichtige Initiative, dass Menschen, die in der Stadt leben wollen, entlang von U-Bahn-Linien, entlang von Einkaufsmöglichkeiten, von Freizeitmöglichkeiten, weiterhin Wohnungen haben.

 

Wir werden uns aber sehr anstrengen müssen! Denn es gibt einen ganz großen Trend auf der ganzen Welt, der auch für Wien gefährlich ist. Das ist die Frage der explodierenden Grundstückskosten. Ich nenne Ihnen ein paar Zahlen dazu.

 

Der Wohnfonds akzeptiert eine bestimmte Größenordnung, was der Grundkostenbeitrag beim geförderten Wohnbau ist. Die Zahl beträgt 235 EUR pro Quadratmeter. Es gibt in Wien kaum mehr irgendwo neue Grundstücke, die auch nur in die Nähe dieses Bereichs kommen. Schauen Sie sich an - und daran ist jetzt niemand schuld, keine Partei, niemand als Individuum -, schauen Sie sich an und hören Sie sich um - der Herr Wohnbaustadtrat weiß das, alle, die sich mit dem Bereich beschäftigen, wissen das -, worum heute, nicht in Toplagen, sondern im 15., im 16., im 21., auch schon im 11. Bezirk, angekauft wird, zu welchen Preisen pro Quadratmeter! Ich sage Ihnen - ich habe mich extra für diese Aktuelle Stunde erkundigt -, 500, 600, 700, 800 EUR pro Quadratmeter Nutzfläche sind heute durchaus schon normal. Wir reden also darüber, dass mehr als die Hälfte der Herstellkosten bereits Grundkosten sind!

 

Warum ist das so? - Das ist so, weil die Menschen Inflation erwarten und viele Menschen Geld anlegen wollen in Bereichen, in denen sie glauben, dass es sicher ist. Und was ist sicherer als Grund und Boden in der Stadt! Das ist extrem gefährlich. Wir können uns noch so anstrengen bei den Herstellkosten, und noch einmal, das ist eine wichtige Initiative, zu sagen, wie können wir günstiger bauen? Wie können wir alles besser ausnützen? Meine Damen und Herren, wenn es uns nicht gelingt, die Explosion bei den

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular