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Landtag, 33. Sitzung vom 24.06.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 82 von 100

 

Und wenn Sie sagen, Sie finden keine Fachleute – ich habe extra den Artikel gelesen, nachdem das diskutiert worden ist in Nachbehandlung einer Medienveranstaltung: Selbst der Hundeprofi Martin Rütter aus Deutschland meint, dass es genetische Unterschiede gibt. Er sagt, natürlich gibt es Hunde, die genetisch mit einem stärkeren Aggressionspotenzial ausgestattet sind. Das ist unbestritten. Und wenn gerade dieser Fachmann das sagt, wird etwas dran sein. Das ist nicht bloß ein Wiener Fachmann, weil die Frau Vassilakou über die Wiener Expertise eher sehr salopp hinweggegangen ist. Das ist auch ganz interessant. Wenn unsere Juristen und unsere Fachleute bei anderen Gesetzen Expertisen machen, ist das in Ordnung, wenn Ihnen das Ergebnis nicht passt, dann sind die Expertisen und die Leute schlecht. Das sei so! Aber auch die deutschen Experten sagen, es gibt genetische Unterschiede, und deshalb ist es auch angebracht, dass man eine unterschiedliche Behandlung vornimmt.

 

Ich frage mich: Wenn Materien derart unbestritten sind bei den Wählerinnen und Wählern, bei den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt, was mag Oppositionsparteien dazu bringen, dass man das, was die Leute wollen, das, was die Leute auch immer wieder sagen – denn sie haben nicht nur Angst um sich, um ihre Kinder, sie haben auch Angst um ihre, unter Anführungszeichen, harmlosen Hunde, die ja in Hundezonen unterwegs sind beispielsweise –, was mag sie dazu führen, dass sie gerade das, was die Leute wollen, derart bekämpfen? – Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht, ganz besonders dann nicht, wenn Wahlen so nahe sind.

 

Sie haben uns gefragt – das ist auch impliziert in der Fragestellung Ihrer heutigen Dringlichen –, was unsere Beweggründe sind, und Sie haben uns unterstellt, es wäre Wahlgetöse, es wäre Populismus. (Abg Veronika Matiasek: Das ist ja so!) Liebe Frau Matiasek, ich kenne Sie als Kollegin der sachlichen Diskussion im Ausschuss. Wissen Sie was, ich sage Ihnen etwas: Ich habe zwar keine Kinder, aber wenn ich solche Fotos von verunstalteten Kindern sehe, die von Hunden so zugerichtet worden sind (Der Redner hält zwei große Fotos von offensichtlich verletzten Kindern in die Höhe.), dann sage ich Ihnen ganz ehrlich, dann höre ich auf, populistische oder pseudopopulistische Diskussionen zu führen. Da ist es unserer Fraktion darum gegangen, gemeinsam mit den Menschen dieser Stadt ein Gesetz für die Menschen dieser Stadt zu machen. Ich denke mir, die Stille jetzt im Raum zeigt, dass auch Sie diese Fotos beeindrucken, genauso wie sie mich beeindruckt haben.

 

Es gibt vielleicht die Möglichkeit zu überlegen, dass man auch in Monaten vor einem Wahltermin an die Menschen denken kann und nicht bloß ans Wahlergebnis. Vielleicht richten Sie das auch den Kollegen aus, die sich zwar an der Diskussion beteiligen, aber jetzt nicht mehr bei uns sind. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Präsident Heinz Hufnagl: Zu Wort gemeldet hat sich die Frau Abg Matiasek. Sie hat noch eine Restredezeit von 6 Minuten und 55 Sekunden, um es ganz genau zu sagen.

 

Abg Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Kollege Valentin hat jetzt zum Schluss gesagt: „Dann höre ich auf, populistisch zu sein." Ja, ich habe mir einige Zeit vorher aufgeschrieben, das ist rein polemisch, populistisch, was Sie da von sich geben. Keiner von uns – das weise ich, ich glaube, für alle, hier entschieden zurück – will, dass Kindern das Gesicht zerbissen wird oder, noch schlimmer, dass sie zu Tode gebissen werden. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Nur, ich weiß nicht, verstehen Sie es nicht, oder wollen Sie es nicht verstehen? Wenn Sie genau zugehört haben, dann müssen Sie begreifen, dass wir alle ja ein Mehr wollen. Wo steht denn, dass solche Bisse ausschließlich von den Hunden kommen, die Sie auf Ihre Rassenliste gesetzt haben? Das ist ja das Problem. Wir wollen ja, dass alle Hunde sachgemäß, ordnungsgemäß und verantwortungsbewusst geführt und erzogen werden. Darum geht es!

 

Und wenn man sich darüber lustig macht, dass etwa ein schon sehr alter Rassenbegriff bei den Hunden oder ein altes Bild von Hundeerziehung da offensichtlich Ihre Gesetzesänderung beeinflusst hat: Man ist genau in diesem Zeitraum weitergegangen. Man hat sich heute entfernt von dem Zerren an einem martialischen Halsband, man prügelt heute nicht mehr bei der Hundeerziehung, weil man heute Hunde über positive Anreize erzieht. Das ist noch nicht so lange her, und das ist etwas Neues. Selbstverständlich hat hier ein Umdenken stattgefunden, und das sollten Sie auch berücksichtigen.

 

Jetzt muss ich noch etwas dazu sagen, dass wir den Begriff Kampfhunde verwendet haben. Ja, das haben wir, und ich verwende ihn auch dann, wenn es sich um Hunde handelt, die ganz bewusst – und die müssen gar nicht auf der Liste stehen – zum Hundekampf eingesetzt werden. Das sind eben diese Hunde, die dann die Bissnarben auf dem Kopf tragen, weil sie zu Hundekämpfen, die in leeren Fabrikshallen, in manchen Parkanlagen und so weiter stattfinden, eingesetzt werden. Und genau das wollen wir nicht haben.

 

Wir alle hier seitens der Opposition haben uns ja für ein Mehr ausgesprochen und nicht für ein Weniger. Dieses Mehr wollen Sie nicht durchführen, weil Sie dann Angst vor Ihren Wählern haben. Wir haben jetzt zur Kenntnis nehmen müssen, dass Sie leider unbelehrbar sind in dieser Hinsicht, was aber leider auf Kosten vieler verantwortungsbewusster Hundehalter geht, aber auch auf Kosten der Menschen, die Probleme mit Hundeführern haben, die ihre Hunde nicht ordnungsgemäß halten. Das ist schade und das ist traurig. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Präsident Heinz Hufnagl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung

 

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