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Landtag, 21. Sitzung vom 02.10.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 27 von 47

 

intensiver politischer Tätigkeit auch Zeit finden werden, privat etwas mehr zu unternehmen und manche Dinge, die in den letzten 40 Jahren vielleicht liegengeblieben sind, jetzt durchzuführen. Alles, alles Gute! (Allgemeiner Beifall.)

 

Präsident Johann Hatzl: Ich darf mich recht herzlich für die Wünsche bedanken! Es gibt in der Tat einiges, das ich erledigen muss, auch privat. Hoffentlich ist da nicht getratscht worden! Ich verrate nicht, wie viele Aufgaben ich noch zu erledigen habe.

 

Frau Abgeordnete und Klubobfrau Vassilakou ist die Nächste am Wort.

 

Abg Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus!

 

Ich habe gestern leider erfolglos in meinem Archiv gesucht: Es gibt da nämlich einen ehemaligen Mandatar des Hauses, der literarisch begabt war – das kommt immer wieder vor, wie mir in letzter Zeit auffällt –, der nach seinem Ausscheiden in einem kurzen Essay dieses Haus mit einem Aquarium verglichen hat. Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen diesen Text kennen, er ist sehr unterhaltsam. Vielleicht ist es aber ohnedies besser, dass ich ihn nicht gefunden habe, denn er mag für manche in manchen Momenten vielleicht auch ein bisschen schmerzhaft sein.

 

An einer Stelle in diesem Text meint er, dass es, wenn ein besonders wichtiger großer Fisch sich zu Wort meldet, plötzlich seltsam still im Aquarium wird. – Ich meine, dass dieser Vergleich in diesem Fall passend ist. Er erinnert mich nämlich an den Herrn Präsidenten, der sich zwar, wie er selbst sagt, in den letzten Jahren nicht sehr häufig zu Wort gemeldet hat. Wenn er sich aber zu Wort gemeldet hat, dann ist es immer gespenstisch ruhig geworden, so wie jetzt eben bei seiner Abschiedsrede.

 

Das hat sehr viel mit seiner Persönlichkeit und mit seiner Art, diesen Vorsitz zu führen, sich zu äußern und Politik zu machen zu tun. Ich selbst habe ihn kennengelernt, als er Stadtrat war. Er war damals auch für den Bereich Niederlassungsrecht zuständig. Ich war damals noch in der Hochschülerschaft. Wir waren anderer Meinung, und das ist auch in den Folgejahren häufig so gewesen.

 

Einmal hatten wir einen Termin, wir sind mit einer kleinen Delegation von der Hochschülerschaft gekommen und hatten uns gut vorbereitet. Wir hofften, einiges zur Sprache zu bringen und erreichen zu können. Aber der Herr Stadtrat hat sich mit seiner unverwechselbaren Art durchgesetzt. Wir hatten keinen Erfolg, zogen etwas frustriert von dannen, und das war’s dann auch wieder. Viel sind wir nicht zum Reden gekommen, wir waren ganz lang ganz still.

 

Als ich ungefähr ein Jahr später als Mandatarin in dieses Haus eingezogen bin, konnte ich ihn allerdings in einer neuen Rolle erleben. Ich wurde 1996 Landtagsabgeordnete, da war Herr Hatzl Klubobmann. Und spätestens, als er Landtagspräsident wurde, habe ich ihn sehr schätzen gelernt.

 

Wir hatten in den zwölf Jahren, in denen ich selbst in diesem Haus bin, in vielen Bereichen nicht häufig dieselbe Meinung. Aber zwei Dinge verbinden uns, und deswegen möchte ich kurz darauf zu reden kommen: Das eine ist unsere Liebe zu Simmering. Er ist langjähriger Vorsitzender der Bezirksorganisation. Ich selbst hatte diese Ehre auch eine Zeit lang, ich war ja einmal Spitzenkandidatin in Simmering. Und da habe ich ihn wiederum vollkommen anders kennen gelernt. Es stimmt! Für diesen Bezirk hat er eine besondere Leidenschaft! Wenn sich jemand um Simmering kümmern und in Simmering und für Simmering Politik machen möchte, dann lernt er einen vollkommen anderen Hatzl kennen. Da entfaltet er meiner Meinung nach sozusagen seine komplette Wirkung.

 

Die zweite Eigenschaft, die ich erwähnen möchte, versehe ich allerdings etwas weniger mit Schmunzeln, aber dafür schätze ihn nicht nur ich, sondern unsere gesamte Fraktion: Uns verbindet eine ganz tiefe, ehrliche antifaschistische Gesinnung, und für diese, Herr Präsident, möchte ich Ihnen von Herzen danken! Ich möchte Ihnen dafür nicht nur als Kind einer Widerstandsfamilie danken, die im Zweiten Weltkrieg sehr viel gelitten hat, sondern ich möchte Ihnen dafür auch als Österreicherin einer jüngeren Generation danken, und ich glaube, auch im Namen vieler jüngerer Menschen in dieser Stadt zu sprechen, wenn ich sage: Ich danke Ihnen dafür, dass es Ihnen diesbezüglich nie an klaren Worten gemangelt hat! Ich danke Ihnen für die vielen Initiativen, die Sie in diesem Bereich gestartet haben. Ich bin wirklich dankbar dafür, dass es Politiker dieses Zuschnitts gibt, die klare Worte finden und Dinge bezeichnen, die schrecklich sind, die sich niemals wiederholen dürfen und die es in unserem Land nie wieder geben darf! (Allgemeiner Beifall.)

 

Ich sage Ihnen ehrlich: Ich werde Sie in dieser Rolle auf jeden Fall vermissen, und ich hoffe sehr, dass sich jemand findet, der diesbezüglich in Ihre Fußstapfen tritt.

 

Nunmehr komme ich zu den Fußstapfen in Sachen Vorsitzführung. Ja. Auch wir haben Ihre Vorsitzführung schätzen gelernt. Sie war durchaus streng, aber korrekt und fair und auch unterstützend. Ich möchte betonen, dass ich in meiner Funktion als frisch gebackene Klubobfrau Ihre freundschaftliche Art, darauf hinzuweisen, dass etwas, was wir uns manchmal eingebildet haben, schlicht und einfach nicht geht, sehr geschätzt habe, ebenso aber auch die freundliche Belehrung, wie man es machen muss, damit es das nächste Mal gehen kann. – Ich hoffe sehr, dass das Ihr Nachfolger ebenfalls so handhaben wird! Das ist nämlich im Sinne der Opposition durchaus sehr hilfreich. In der Tat wird auch hier der Nachfolger relativ große Fußstapfen vorfinden, in die er hineinwachsen muss. Wir werden ja sehen.

 

Auch ich wünsche Ihnen das Allerbeste für Ihr weiteres Leben, gute Erholung, viel Spaß im Kreise der Familie und viel Spaß auch mit dem Hund. Ich weiß ja, wovon ich rede, denn wenn man selbst einen Hund hat, kann man das nachempfinden!

 

Tun Sie weiterhin Ihr Bestes für diese Stadt, und geben Sie Ihr Bestes auch für unser geliebtes Simmering! Nicht zuletzt wünsche ich Ihnen von Herzen auch viel

 

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