«  1  »

 

Landtag, 10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 98

 

Präsident Heinz Hufnagl: Als nächste und letzte Rednerin hat sich Frau Abg Novak zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.

 

Abg Barbara Novak (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Herzlichen Dank für diese Aktuelle Stunde! Herzlichen Dank dafür, dass wir die Bildungsdebatte weiterführen können, die wir vor einigen Wochen begonnen haben, sehr intensiv zu führen, die auch gestern in der Aktuellen Stunde geführt wurde zu einem speziellen Thema, nämlich der Frühkindpädagogik.

 

Ich habe ja zu Beginn der Aktuellen Stunde den Eindruck gehabt, wir haben es endlich geschafft, ideologische Grabenkämpfe zu überwinden, wir haben es endlich geschafft, eine gute, sachliche, inhaltliche Debatte zu führen. Das hat sich allerdings ab dem Zeitpunkt, als sich Frau Cortolezis-Schlager hier herausgestellt hat, schlagartig geändert.

 

Denn erstens hat sie den Eindruck vermittelt, sie ist ein bisschen unglücklich mit ihrem Job, sie wäre eigentlich viel lieber Lehrerin. Sie hat hier Noten und Zeugnisse verteilt. Sie wäre allerdings eine sehr schlechte Lehrerin, denn mit mittelalterlichen, konservativen Methoden zu arbeiten, ist nicht der Weg, wo wir hin wollen. Und des Eindrucks kann ich mich nicht erwehren, dass, wenn sie hier draußen steht und Noten und Zeugnisse verteilt, das Rohrstaberl nicht mehr sehr weit ist, das sie vielleicht zücken möchte. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Kollege Gudenus hat hier eine sehr, sehr spannende These aufgestellt. Er hat nämlich gesagt: Nur durch Misserfolge lernen wir. - Nun, die Antithese sitzt hier und heißt FPÖ! Denn Sie sind nicht gescheiter geworden trotz der Misserfolge, die Sie eingefahren haben. (Beifall bei der SPÖ. - Abg Mag Wolfgang Jung: Besserwisserei!) Das passt durchaus auch zum Stil Ihres Debattenbeitrags, Herr Kollege Jung. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Frau Lehrerin! Zur Sache!)

 

Zur inhaltlichen Debatte: Noch einmal ein paar Klarstellungen, um einfach auch für die Debatte Missverständnisse auszuräumen, und ich hoffe, Sie hören diesmal genauer zu. Denn die Missverständnisse, die noch immer herrschen, werden uns nicht auf den gemeinsamen Weg führen.

 

Erstes Missverständnis oder Klarstellungen von Seiten der SPÖ (Abg Mag Wolfgang Jung: Sagen Sie das der Frau Brandsteidl!): Die SPÖ ist für Leistungsförderung und steht für Leistungsförderung. Die SPÖ steht für Begabtenförderung und ist für Begabtenförderung. Die SPÖ will Talente fördern, und die SPÖ steht dafür, jenen Kindern, die Schwächen haben, Angebote zu machen, dass sie diese Schwächen abschwächen oder komplett überwinden können.

 

Die SPÖ möchte eine Schule, in der das Bildungspotenzial aller Kinder ausgeschöpft werden kann. Die SPÖ gibt sich nicht und wird sich nicht damit zufrieden geben - und das ist auch nicht das Ziel der SPÖ -, nur Schilder an Gebäuden auszutauschen, sondern ihr geht es darum, gute neue und inhaltliche Unterrichtsformen, Methoden und Didaktiken in Schulen einzusetzen, die es möglich machen, eine optimale innere Differenzierung zu haben. (Abg Mag Wolfgang Jung: Was ist das in der Praxis, was Sie da tun?) Das ist das Ziel der SPÖ, aber nicht, Schilder auszutauschen. (Beifall bei der SPÖ. - StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Alles derzeit unmöglich! - Abg Mag Wolfgang Jung: Was meinen Sie mit dieser Worthülse?)

 

Wenn wir in der Analyse - nicht nur der SPÖ selber, sondern von vielen, vielen Tausenden BildungsexpertInnen, Pädagogen, Entwicklungspsychologen und so weiter - wissen, dass eine Trennung mit neuneinhalb Jahren zu früh ist, wissen, dass diese Trennung und Selektion nicht auf Grund von Begabungen oder Talenten oder Schwächen passiert, sondern sehr oft aufgrund von sozialen Gründen passiert, aufgrund sozioökonomischer Faktoren, aufgrund von regionaler Sesshaftigkeit - wo dieses Kind wohnt (Abg Mag Harald STEFAN: Das ist mit zwölf anders? Oder mit vierzehn?) -, dann weiß man, dass das ungerecht ist, dass das ein Missstand ist, und dann muss man ihn beheben!

 

Dann darf man sich nicht damit zufrieden geben zu sagen: Das ist eben so, und weil das System immer schon so war, muss man es auch so behalten. Die SPÖ möchte diesen Missstand weghaben, sie möchte, dass das Kind optimal ausgebildet wird, dass die Bildungspotenziale ausgeschöpft werden, auch aus wirtschaftlichen Überlegungen, aber vor allem, weil für uns das Kind im Mittelpunkt steht! Darum arbeitet die SPÖ an einem optimalen Bildungskonzept für die Zukunft. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und von Abg Susanne Jerusalem.)

 

Präsident Heinz Hufnagl: Danke. - Die Aktuelle Stunde ist damit beendet.

 

Der Herr Landeshauptmann hat sich gemäß § 16 der Geschäftsordnung zu einer Mitteilung betreffend „Europaerklärung aus dem Anlass: 50 Jahre Römische Verträge" zum Wort gemeldet.

 

Ich erteile es ihm, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit 40 Minuten begrenzt ist. - Bitte, Herr Landeshauptmann.

 

Lhptm Dr Michael Häupl: Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Am 25. März 2007 ist die Europäische Union 50 Jahre alt geworden. Dieser runde Jahrestag wurde zu Recht in der gesamten Europäischen Union und ihren 27 Mitgliedsstaaten gefeiert.

 

Der Blick ging zunächst zurück in die Runde der Gründungsväter, und er zeigte zerstörte Landschaften und Städte, an Seele und Körper verwundete Menschen, zerrissene Familien. Anfang der 50er Jahre galt es nach zwei Weltkriegen mit ihren Verheerungen als schlicht undenkbar, dass aus diesen Trümmern ein Projekt wie das heutige Europa würde entstehen können: Ein Projekt, das die Grund- und Menschenrechte hochhält, ein Projekt, das gegen Rassismus und Vorurteile ankämpft, ein Projekt, das Frieden und Stabilität exportiert. Aber auch ein Projekt, das gefährdet ist von unschuldiger Sorglosigkeit, wie es Jacques Delors in einer Rede vor

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular