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Landtag, 2. Sitzung vom 15.12.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 26 von 65

 

Und eine Inanspruchnahme kann ja viel sein. Sie haben das hinten ja selber dokumentiert. Das kann Lob sein, das kann Organisatorisches, das können Kommunikationsfragen, Beschwerden, Anregungen und so weiter sein. Also ich verstehe genau gar nichts, wenn ich das jetzt lese, was das jetzt heißt, dass es 280 Inanspruchnahmen in Bezug auf das AKH gegeben hat und zwei für die Kinder- und Jugendzahnkliniken. Ich weiß nicht, was dahintersteckt, war es Kritik, war es Lob, waren es Anregungen, war es ein Informationsdefizit.

 

Ich würde mir nun doch wünschen, dass wir dann, um zu verstehen, wie gut und schlecht wir in unserer entwickelten Fehlerkultur liegen in Wien, nicht nur jene vor den Vorhang bitten expressis verbis, die besonders gut sind. Die natürlich auch, die sollen sich gelobt fühlen. Das Sophienspital nennen Sie als das Spital mit dem längsten Balken, also mit den geringsten Beschwerden. Das an sich zu Ihrer Lesehilfe. Wenn sich wenige beschweren, ist der Balken in Ihrer Statistik lang. Aber wir wollen doch auch Näheres wissen. Wenn ich mir diese Liste jetzt so anschaue – ich bin an sich gewohnt, Statistiken zu lesen –, sehe ich nur die Balken, aber da steht nichts dabei. Also wenn das das Sophienspital ist, das orte ich da, wo sich nur jeder 3 848. beschwert, dann sehe ich unten einen Balken, da beschwert sich jeder 200. Schmecks, Abgeordnete, welches Spital das ist. Ich weiß es nicht, ich nehme an, meine Kollegen hier herinnen wissen es auch nicht. Ich kann es vermuten, vielleicht ist es das AKH, vielleicht, ja, möglich, kann ich sozusagen selbst herausfiltern. Dann wissen wir auch, dass es eine spezielle Situation hat.

 

Aber warum schreiben Sie nicht einfach, erstens, was die Inanspruchnahmen sind? Es muss ja nicht bis in jedes Detail aufgelistet sein, aber damit wir wissen, wo gibt es im Prinzip Probleme, wo ist offensichtlich die Patienten- und Patientinnenorientierung nicht ausreichend umgesetzt? So haben wir Balken und in einer diskreten Verheimlichung der Anstalten dahinter bleiben wir ratlos und können keine Konsequenzen ziehen.

 

Wenn dieser Bericht, und davon gehe ich auch aus, an die Spitäler geht, dann können sie vielleicht sozusagen heimlich aus interner Recherche herausfinden, ob sie bei denen mit den 200 gewesen sind oder vielleicht doch bei denen mit 900, die sich beschwert haben. Das hilft nicht, Dinge zu verändern. Da würde ich mir wünschen, dass Sie das auch im Interesse der Häuser und im Interesse der Patienten und Patientinnen konkret ausweisen, warum sozusagen in Anspruch genommen wurde und ob es überwiegend Beschwerden sind oder ob es gravierende Dinge sind, ob die Suppe kalt ist oder die Hüfte falsch eingebaut wurde. (Abg Mag Marie Ringler: Alles ist möglich!) Ja, alles ist möglich, falsches Knie operiert, es ist nicht alles in Wien passiert, aber im Gesundheitsbetrieb kommt viel vor.

 

Diese Art der Nichtdifferenzierung nach den einzelnen Häusern setzt sich auch fort bei den Fachgebieten. Das wäre so, wie wenn man beim Schulranking sagen würde, und ich schau jetzt die Lehrer und Lehrerinnen aus unseren Reihen an, die Schüler haben sich speziell in Wien über Geographie beschwert und gar nicht über Geschichte, dafür liegt Mathematik besonders hoch, da kennt sich dann auch keine Schule aus, ob sie jetzt Volksschule-Mathematik macht oder Maturaklasse, und vor allem schon gar nicht, in welcher Schule. So ist das hier nämlich dargestellt. Es werden die Fachgebiete gegliedert nach den prozentmäßigen Anteilen der Beschwerden. Wir wissen, dass sich 17 Prozent über die Chirurgie beschweren, 27 Prozent über sonstige Bereiche, 2 Prozent über die HNO-Versorgung. Wäre ich da jetzt ein Abteilungsvorstand oder ein Primarius, eine Primaria, würde ich gerne wissen wollen, ob ich betroffen bin, ob ich jetzt bei den 9 Prozent bin, ob da eine Abteilung schon drei Viertel ausmacht oder ob ich gar nicht vorkomme. Vielleicht fühle ich mich auch ungerecht behandelt. Auf jeden Fall können die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus diesem Bericht nicht Schlüsse ziehen über die Qualität ihrer Abteilung.

 

Sie gehen dann nur sehr knapp auf das ein, was ich mir von Ihnen wünschen würde, nämlich die Grundsatzprobleme und Einzelfälle. Es tut mir wirklich Leid, dass meine Hoffnung auf vertiefte Darstellung und Vorschläge zur Problemlösung verzichtet wird.

 

Die Dialyse: Wer in diesem Haus hat nicht schon wiederholt und mit großer Eindringlichkeit die Situation in Wien kritisiert, nicht nur die vierte Schicht, wir sprechen sogar von einer fünften Schicht. Eine fünfte Schicht bedeutet, dass man rund um die Uhr dialysiert. Das muss man sich vorstellen: Fünf Schichten sind fünf Schichten. Marianne, darf ich das vorlesen? (Abg Marianne Klicka: Ich habe das auch gelesen!) „Generell bleibt als großes Manko neben der knapp bemessenen Kapazität der Umstand, dass die Dialyse zumeist in vier Schichten, manchmal sogar in fünf Schichten gefahren wird." Ich bin mir sicher, der Herr Dr Dohr weiß, was er hier geschrieben hat. Das ist nämlich eine bedeutende Information. Fünf Schichten, da haut es einen fast aus den Schuhen, um das umgangssprachlich zu sagen. Vier Schichten sind schon ein Skandal mit Ohrwascheln in Wien, denn das leistet sich niemand außer Wien. Das ist ein Zustand, der gesundheitsschädlich ist, der einer modernen Weltstadt nicht würdig ist. Es nutzt nur nichts.

 

Ich würde mir wünschen vom Patientenanwalt, dass seine Intervention in dieser Sache zu mehr führt als zu der Feststellung, dass man hier offensichtlich nicht erfolgreich ist. Aus finanziellen Gründen ist der Realisierungszeitpunkt bezüglich Krankenhaus Hietzing, Umbau Dialysestation, ungewiss.

 

Sie sprechen von Tourismus in der Dialyse. Nichts von all dem ist uns unbekannt. Aber das, was hier steht, habe ich auch schon gewusst. Das ist meine Kritik. Und da würde ich mir wünschen, dass Sie Ihren Zugang nützen, um der Politik nicht die Rute ins Fenster zu stellen, aber den Finger auf eine Wunde zu legen und zu sagen: Ich kümmere mich nicht nur um den einen, der dann der Tourist ist in der Dialyse, sondern ich nehme euch ins Gebet und ich lasse nicht nach, hier zu fordern und Vorschläge zu machen, was zu tun wäre.

 

Auch in Bezug auf die Jugendpsychiatrie machen Sie

 

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