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Landtag, 13. Sitzung vom 07.03.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 37 von 57

 

Bilder einbringen. Ich bringe jetzt, und ich möchte am Schluss keine große Lösung vorlegen. Ich habe hier nicht den Stein der Weisen mitzubringen. Ich möchte nur versuchen, das ein bisschen weiter zu entwickeln. Mir fällt ein zweites Bild ein, das ich verheerend gefunden habe.

 

Da war, ich glaube, in der Sendung “Am Schauplatz“ vor einem halben Jahr, eine Reportage, eine lange Reportage über das exotische Tier – ich sage es ganz bewusst jetzt so – Mann im Karenz. Ein spannendes, wichtiges Thema. Ich habe mir nachher die Einschaltquoten angeschaut. Das waren ungefähr je zur Hälfte Männer und Frauen. Welches Bild wurde dort gezeichnet? Das Bild wurde gezeichnet, ach wie originell. Mann bügelt, Mann saugt Staub, Mann macht alle die Dinge, für die ich jetzt taxfrei sage, dass sie für 99 Prozent der Männer absolut uninteressant sind und für 99 Prozent der Frauen nicht sehr erstrebenswert, das zu machen. Warum werden immer Bilder gebracht, die jenen Teil des “Zuhause-machens“ bringen, wo alle, oder fast alle sagen, wenn ich mir das Bild, das hier gezeichnet wird, anschaue, dass ich sage eigentlich habe ich mir überlegt in Karenz zu gehen, jetzt habe ich diesen Beitrag gesehen also jetzt unbedingt jetzt will ich das tun. Warum, und jetzt kommt so etwas, wie eine Lösungsidee hier anzusprechen. Wir haben im Wahlkampf ein Thema, wie ich meine, zuwenig gespielt. Wir haben versucht, in unser Wahlprogramm hineinzuschreiben, dass neben dem Mutterschutz – ich nenne es jetzt mit meinen Worten – so etwas wie eine Partnerchance passieren soll. Also die gleiche Zeit, die man Müttern richtigerweise vor der Geburt und einige Wochen nach der Geburt einräumt, am Teil Kind zu sein, dass man das - und da schließe ich mich jetzt Mary Ringler an - durchaus verpflichtend als Chance Männern eröffnet. In einer ganz frühen Phase, wo Beziehungen entwickelt werden, wo Rollen entwickelt werden, gerade eine neue Rolle entwickelt wird, für die es in der Geschichte kaum Anknüpfungspunkte für Männer gibt: Mann und ganz kleines Kind. Das sind - ich gehe viel ins Kino - ja, die Schrullis manchmal, aber sonst gibt es hier selten solche Bilder zu sehen. Und das ist doch eigentlich interessant, dass dies in der Literatur, in der politischen Diskussion, im Freundeskreis, kaum ein relevantes Thema ist, aber ein wesentlicher Einstieg in eine dann jahrzehntelange, ich sage es bewusst, jahrzehntelange Beziehung.

 

Ich glaube, das wäre einmal ein erster unstrittiger Anknüpfungspunkt, wo Männer auch aus einer “Unsicherheitssituation“ hinaus angesprochen werden können und nicht mit Bügeln und mit Wäsche Aufhängen und mit den Dingen, um die sich letztlich überhaupt niemand reißt, und wo es sehr wohl darum geht, attraktive Bilder in einer gewissen Weise zu zeichnen.

 

Ein zweites Bild, wo ich glaube, dass wir Begrifflichkeiten umdrehen müssen: Eines der abgedroschensten Dinge ist die Vereinbarkeit von, meine Vorrednerin hat es richtig gesagt, man soll es nicht Beruf und Familie nennen, sondern Beruf und Privatleben, und ich füge hinzu, Kinder.

 

Wie schaut nach wie vor die Realität aus? Also ökonomisch gesprochen, lernen wir alle brav den Taylorismus im 19. Jahrhundert, das total Durchstrukturierte im industriellen Bereich. Mein subjektiver Eindruck ist, dass dieser vollkommen durchstrukturierte Bereich dann beginnt, wenn berufstätige Frauen mit Kindern, die zu 90 Prozent die Hauptverantwortung haben, nach Hause kommen. In wenigen Bereichen ist jede Minute so genau geplant. Ein Totalausfall, wenn jemand krank wird, eine Enge auf Grund noch kaum breit gelebter partnerschaftlicher Modelle.

 

Dass viele Akademikerinnen - vielleicht nimmt Frau Brauner die Zahlen zur Hand, ich kenne sie nicht, wohl aber die ungefähren Zahlen - Akademikerinnen in Wien: Also, die Geburtenrate ist eine extrem geringe, denn viele Akademikerinnen in Wien ... (Abg Sonja Kato: Ist höher als der Durchschnitt!). Ist höher als im Durchschnitt? (Abg Marie Ringler: Sie bekommen später die Kinder!) Sie bekommen später Kinder und ein wachsender Anteil in den letzten 10 Jahren entscheidet sich – ich sage das aus der ökonomischen Sicht – rational, denn wenn ich Karriere machen will, so ist das im Alter zwischen 20 und 35, 40 und ich entscheide mich rationaler Weise dafür, keine Kinder zu bekommen. Ich glaube, dass wir in diesem Bereichen noch ein bisschen mit Wattebausch-Rhetorik umgehen und wirklich an den Kern der Sache nicht gekommen sind, obwohl einige wenige Punkte einfach, ich glaube, einfach zu lösen wären.

 

Ich fange einmal mit den Dingen an, die nicht einfach zu lösen sind. Jeder sagt auf der Straße, der seine fünf Sinne beisammen hat, gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Nun, no na! Wen gibt es, der nachdrücklich sagt, ja ich finde wirklich aus irgendwelchen absurden Gründen, Frauen sollen weniger verdienen. Tatsache aber ist, dass es in den meisten Ländern so ist, in Österreich ist es so. Es ist genauso ungerecht wie absurd, aber die einfache Lösung, wo man sagt, so wir beschließen jetzt hiermit, ja was! Ich sage jetzt leidenschaftlich, leidenschaftlich als Anhänger, dass man sich hier Dinge einfallen lassen muss, dass man zu Verbesserungen kommen muss, dass es die einfachen Lösungen. (Abg Sonja Kato: Ich möchte vermeiden, dass Sie sich bloßstellen!) Ich versuche ja ... Schauen Sie, was wollen Sie mich jetzt, Frau Kollegin Kato, was wollen Sie mich jetzt überführen. Was wollen Sie mich jetzt überführen. Ich versuche hier, ich versuche Ansatzpunkte zu bringen. Ich will nun einmal sagen: Die appellative Forderung seitdem ich in der Politik bin, bei frauenpolitischen Diskussionen und bei allen Diskussionen, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, hat Voraussetzungen. Hat Voraussetzungen, die unmittelbar nicht so einfach zu gewährleisten sind. So lange - und ich komme da noch mit einem dritten Bild -, solange die Entscheidung aus ökonomischen Gründen, aber vor allem aus kulturellen Gründen so getroffen wird, dass bei der Frage, wer bleibt beim Kind zu Hause zu 95 Prozent, zu 90 Prozent es Frauen sind, aufgrund von Rahmenbedingungen, Frau Kato, Sie sprechen glücklicherweise bald, auch wenn Sie mir jetzt leidenschaftlich entgegnen.

 

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