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Gemeinderat, 25. Sitzung vom 28.06.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 106

 

Heinz Sichrovsky hat das sehr gut ausgedrückt: Eine Kulturstadt braucht Identität, Kumpaneien mit ihrem Publikum, Leidenschaft für seine Leidenschaften. Ich glaube, das muss ein Leitfaden sein. Es ist einerseits natürlich wichtig, dass Kulturschaffende das Ihre so tun können, wie es ihnen wichtig ist, aber auf der anderen Seite müssen wir als Verwalter des Steuergeldes darauf schauen, dass auch die Wirtschaftlichkeit in der Kultur nicht ganz unter die Räder kommt. Das ist enorm wichtig, dort, wo man Geld hereinholen kann. Mein Vorschlag, was mir sofort eingefallen ist in Anbetracht des von uns abgelehnten, sehr teuren Pratermuseums, wo wir sagen, das ist momentan keine Notwendigkeit: Muss man dort wirklich einen konsumfreien Raum einfügen? Warum gibt man nicht ein Lokal hinein, das dieses Gebäude finanziell mitträgt? Das wäre doch gerade im Prater wesentlich klüger. Also ein bisschen muss man schon auch darauf schauen, dass ein Geld hereinkommt, wenn man sehr viel Geld ausgibt. Das ist unser Zugang.

 

In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass wir ein Genre haben, das überall anders zieht, ein Publikumsmagnet ist, in Wien leider ein Stiefkinderdasein führt. Das ist die Operette, die es ja auch in einem unglaublich breiten Bogen gibt. Wir würden uns für Wien wünschen, dass während des Sommers vor allem, wenn die Hauptreisezeit ist, wenn viele Gäste da sind, aber auch die Wiener Zeit für Kultur haben, eine Operettenbühne geplant wird, dass wir hier natürlich nicht im nächsten Jahr, aber auf Zukunft gesehen, die Einrichtung einer Operettenbühne andenken.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe es gestern schon angesprochen, die CEU wird nicht auf die ehemaligen Steinhof-Gründe, jetzt Otto-Wagner-Areal, ziehen. In diesem Zusammenhang hat ja die Stadt Wien geplant, dort ein Atelierhaus als künstlerische Auseinandersetzung vor Ort einzurichten, das dem Wissenschafts- und Erinnerungsareal dort Rechnung trägt. Die Wissenschaft ist jetzt weg. Für uns wäre es sehr wichtig, dass der öffentliche Zweck, und dazu gehört auch die Kunst, dort ihren Raum findet. Wir haben das wunderbare Jugendstiltheater dort, es ist als Anlage alleine schon ein Kunstwerk. Frau Stadträtin, da bitte ich sehr, dass Sie sich einsetzen, dass dort nicht alles von Immobilienhaien aufgekauft wird, sondern dass wir dort wirklich dem öffentlichen Zweck - Kunst, Soziales, Bildung - Rechnung tragen und die Zukunft dieses Areals dahin gehend geprägt ist.

 

Ich darf kurz auf die Wortmeldung von Vorrednerin Mag. Berner eingehen. Sie haben den Diskurs angesprochen, aber so, wie Sie es dargestellt haben und wie wir das leider oft von Ihrer Seite erleben müssen, verwenden Sie das Wort Diskurs sehr gerne zum Durchbringen und Anbringen Ihrer eigenen ideologischen Anliegen. Das ist ein falsches Verständnis dieses Wortes, sondern da geht es um eine Auseinandersetzung zu gleichen Teilen.

 

Ja, die Zeit läuft. - Mein Vorredner, Herr Dr. Schmid, hat die großen, wunderbaren Orchester angesprochen. In diesem Zusammenhang muss man auch einmal darauf schauen, wie viele Wiener Kinder tatsächlich in den großen Orchestern landen, die wir in der Stadt haben. Der Anteil ist wirklich gering, und das hängt mit der mangelnden Möglichkeit zum Erlernen eines Instruments zusammen, das dann später auch im Orchester gespielt werden kann.

 

Wir haben diesen Antrag ja auch viele, viele Jahre eingebracht und wir unterstützen das natürlich, dass einerseits die Musikschulen ausgebaut werden, der Musikunterricht ausgebaut wird, und auf der anderen Seite gebe ich auch meiner Vorrednerin recht, die gesagt hat, der musische Unterricht, der muss stärker stattfinden. Selbstverständlich, das ist ein ganz wesentliches Element, das Kinder verbindet, das auch Kindern eine Chance gibt, die vielleicht nicht gut in den klassischen Hauptfächern sind, aber sich dann vielleicht sehr gut im Bereich Musik oder bildnerische Erziehung einbringen können. Oder dass an einer Schule Theater gespielt wird: Das findet viel zu wenig statt, es ist auch oft die räumliche Möglichkeit gar nicht gegeben.

 

Also das ist etwas, wo wir bei den Kindern ansetzen müssen, dass aus ihnen auch einmal durchaus Kulturschaffende werden können, und es wäre sehr schön, wenn die großen Wiener Orchester sich auch zu einem zumindest ansehnlichen Teil aus jungen Wiener Musikerinnen und Musikern speisen könnten. Das wäre ein wesentlicher Erfolg.

 

Sehr geehrte Frau Stadträtin, ich darf noch einen Antrag aus der Wissenschaft einbringen. Wir haben ja auch immer auf Jubiläen gesetzt oder sollen auch im Bereich von Kultur und Wissenschaft auf Jubiläen schauen. Da wollen wir, dass dem 100. Todestag von Wilhelm Conrad Röntgen würdig gedacht wird und dieser Anlass entsprechend feierlich begangen wird.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, wir werden dem Rechnungsabschluss nicht zustimmen. Ich mahne noch einmal sehr nachdrücklich mehr Transparenz bei der Vergabe der Fördermittel ein. Es ist Steuergeld und es dient der Gerechtigkeit unter allen Kunst- und Kulturschaffenden. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dipl.-Ing. Dr. Gara. Selbstgewählte Redezeit elf Minuten, die auch ident mit der fraktionellen Restredezeit ist.

 

10.11.58

GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!

 

Wissenschaft und Forschung sind die entscheidenden Impulsgeber, wenn es um die Bewältigung von globalen Herausforderungen geht, also Herausforderungen wie die Klimakrise, Herausforderungen wie Corona, Herausforderungen im Bereich der Digitalisierung. Ich glaube, da sind wir uns alle einig, und das ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt.

 

Mit seinen Investitionen stärkt Wien nicht nur die Rolle als Forschungs- und Wissenschaftsstadt, nicht nur die Rolle für die Spitzenforschung, sondern wir investieren damit letztendlich auch in die Resilienz und die Wettbewerbsfähigkeit von Wien und sind damit auch Magnet für viele internationale ForscherInnen. Wir stehen da natür

 

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