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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 27.04.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 29 von 73

 

rüsten muss, daher machen in diesem Fall Förderungen auch Sinn. Heute sprechen wir ja auch von einem Förderpaket, das gezielt auf Überdachung von Flugdächern, gezielt auf Überdachung von Parkplätzen, et cetera geht, also sinnvollerweise auf die Doppelnutzung von Flächen ausgerichtet ist.

 

Wir müssen also schauen, dass wir Flächen doppelt nutzen, dass quasi jede Fläche auch Teil der Energieinfrastruktur wird. Ein Parkplatz, der überdacht wird, hat einen doppelten Effekt, es ist dann auch im geparkten Fahrzeug nicht zu heiß, und gleichzeitig kann man auch Energie umwandeln. Diese Förderung ist aus meiner Sicht daher wirklich sehr, sehr sinnvoll, um diesen Anreiz noch zusätzlich zu erhöhen. Ich kritisiere ja auch oft Förderungen, weil sie manchmal gar nicht mehr notwendig sind, gerade auch bei Photovoltaik, bei gewissen Flächenstrukturen ist es nicht unbedingt notwendig, aber da denke ich, dass es gezielt Sinn macht, weil die Komplexität höher ist und auch die Kosten deutlich höher sind, als wenn man zum Beispiel freie Landflächen doppelt nutzt. Das möchte ich nur sagen, weil wir auch immer die Diskussion mit der ÖVP führen, dass Wien ja so und so viel mehr machen könnte. Das tun wir auch, und dazu, auf diese 800 Megawatt bis 2040 zu gehen, haben wir uns in der Fortschrittskoalition im Regierungsübereinkommen, auch im Klima-Fahrplan auch wirklich verpflichtet.

 

Nur um einen Vergleich zu haben: Niederösterreich hat in dieser Photovoltaiklandkarte für den zusätzlichen Erzeugungsbedarf bis 2030 2,7 Terawatt Peak ausgewiesen. Das heißt natürlich - und das ist wirklich dringend notwendig und das ist auch etwas, wobei ich die Bundesregierung wirklich auffordere, auch bei den Landeshauptleuten entsprechend nachzufassen -, dass gewisse Flächen auch ausgewiesen werden, sowohl für Wind als natürlich auch für Photovoltaik, sonst wird es nicht passieren, denn die Flächen, die wir da brauchen, sind nicht wenige. Da merke ich oftmals bei manchen Bundesländern, also in dem Fall wirklich ganz klar bei Niederösterreich, nicht die Dynamik, die notwendig wäre, um tatsächlich in den nächsten acht Jahren diese riesigen Flächen für den Bedarf der Photovoltaik auszubauen.

 

Wien kommt seiner Verpflichtung nach, wir haben schon im letzten Jahr deutlich mehr ausgebaut als insgesamt in den Jahren zuvor. Wir haben auch sehr starken Fokus auf die öffentlichen Flächen gelegt, also überall dort hin, wo die Stadt Möglichkeiten hat, darauf zu schauen, dass diese Flächen auch wirklich eingemeldet werden - sei es bei den U-Bahnen, sei es auf den Amtsgebäuden, et cetera. Also es gibt viele Potenziale, und ich freue mich wirklich sehr - weil ich das in der Opposition auch immer verlangt habe -, dass wir das jetzt gemeinsam, in diesem gemeinsamen Schulterschluss der Fortschrittskoalition auch entsprechend schaffen.

 

Eines ist aber wichtig, weil auch die Diskussion oft geführt wird, na ja, beginnt einmal zuerst mit den Dächern und dann machen wir die Freiflächen: Das geht sich nicht aus, wir müssen das parallel machen. Wir müssen wirklich parallel den Ausbau der Dachflächenüberdachungen, wo auch immer, aber natürlich auch der Freiflächen machen. Wir haben ja dieses eine große, also bis dato noch das größte Solarkraftwerk Österreichs mit 12 Gigawattstunden Leistung am Schafflerhof vor einem Jahr eröffnet. Das ist schon ein Weg, eben auch Grünflächen über Agrarphotovoltaik gemeinschaftlich zu nutzen, das wird auch in vielen anderen Bundesländern notwendig sein.

 

Was ganz wichtig ist - was wir ja auch gemacht haben -, ist, zu schauen, wie sich denn dieser Energiebedarf in Wien über die Jahre bis 2040 verändern wird. Dazu hat die Wien Energie ja eine Studie in Auftrag gegeben, die jetzt auch Teil des Umsetzungsplanes bis 2040 ist.

 

Man erkennt da mehrere Dinge, die wichtig sind, und zwar: Das eine ist, wir können nicht eins zu eins von Fossilen auf Erneuerbare gehen, das funktioniert nicht. Wir brauchen eine deutliche Reduktion des Primärenergiebedarfs, also Energieeffizienz, Energieeinsparen, und so weiter ist ganz, ganz zentral. Der zweite wesentliche Trend, der auch auftritt, ist die Elektrifizierung des Energiesystems, daher ist für Wien der Solarstrom aus Photovoltaik so wichtig, aber es ist auch klar, dass Wien das nicht alleine wird schaffen können. Wir werden nicht innerhalb der Systemgrenze Wiens den gesamten Strombedarf, den Wien hat, durch Erneuerbare decken können, daher ist es so wichtig, entsprechende Kooperationen mit Niederösterreich im Umland zu haben.

 

Der dritte wichtige Punkt ist die Sektorkopplung, das bedeutet, dass wir Energiesysteme, Wärme, Strom und Mobilität koppeln. Das ist ein wesentlicher Hebel für die Energieeffizienz und da gilt es, einiges in der Richtung zu machen, was wir auch tun. Wir haben das ja heute auch in der Früh schon in der Fragestunde - zum Thema Energienetze, zum Thema Wärmepumpen, zum Thema Kopplung von Strom und Wärmepumpen - diskutiert, um auch den entsprechenden Wärmebedarf zu decken. Also um den Ausbau von 2 Terawattstunden auf 11 Terawattstunden in Freiflächen ein bisschen anschaulich zu machen: Also 5 bis 6 Terawattstunden Freiflächen entsprechen in etwa der Fläche des Attersees, das sind zirka 5.000 Hektar.

 

Man kann es auch anders sagen: Es entspricht in etwa der Fläche, die wir für die Aufzucht von Christbäumen haben. Also wir können sagen, na ja, dass sozusagen das Leuchten der Kinder nicht nur zu Weihnachten auf Grund der Christbäume ist, sondern dass die Kinder auch zu leuchten beginnen, weil wir endlich auch erneuerbaren Strom haben. Also da gilt es wirklich, einen gemeinsamen Schulterschluss zu haben, um diesen Bedarf entsprechend zu decken. Wir, glaube ich, tun in Wien jetzt einiges, die Dynamik ist hier sehr, sehr stark gestiegen, das finde ich extrem positiv. Natürlich wird jetzt auch auf Grund der tragischen Ereignisse des Ukraine-Krieges die Nachfrage noch deutlich größer, man wird natürlich auch - das gilt für alle - Schwierigkeiten haben, diesen Bedarf kurzfristig decken zu können. Das ist auch nicht trivial.

 

Wir waren zuerst bei der Diskussion rund um die Fachkräfte und den steigenden Bedarf: Es ist machbar.

 

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