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Gemeinderat, 12. Sitzung vom 28.06.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 77 von 106

 

politische Entscheidung und das ist eine politische Haltung. Wir wollen Künstlerinnen und Künstlern, deren Projekt heute noch nicht für eine Förderung reicht, nicht das Morgen verwehren, und das machen wir in dem Moment, wenn wir sie öffentlich vorführen.

 

Ich finde es super, dass sie nebenbei auch nach dem Kaufhaus Österreich jetzt auch irgendwie Jurysitzungen online machen und ins Netz bringen wollen. Ich bitte Sie darum, das nicht zu machen, auch nicht auf Bundesebene. Lassen Sie die Menschen, die eine Ahnung von Kunst und Kultur haben, miteinander reden. Ich mische mich als Politiker da auch nicht ein. Ich glaube, das ist das Allerwichtigste, und das zeichnet die Politik der Stadt Wien und der Frau Kulturstadträtin auch aus.

 

Es ist noch so vieles, was ich im Bereich der Theater nennen möchte, auch der Kultursommer mit den Auftrittsmöglichkeiten hat den Theatern wirklich sehr vieles und sehr Positives gebracht. Es ist die Flexibilität, die wir in dieser Stadt an den Tag gelegt haben, gepaart mit einer Kontinuität. Wir haben zahlreiche Sanierungen weiterlaufen lassen, unter anderem im Raimund Theater oder im Volkstheater. Die Wiener Festwochen sind auf eine digitale und eine andere Art gelaufen, und andere Dinge, ich wollte es noch länger ausführen, haben uns vor allem im Sommer einfach bezaubert.

 

Ich habe jetzt noch ein paar Sekunden, die ich für eines der wichtigsten Themen dieser Stadt nutzen möchte, nämlich das Museum aller Wienerinnen und Wiener, das Wien Museum, das wir neu im Herzen dieser Stadt etablieren, umbauen und erweitern. Alleine 2020 haben wir 34 Millionen EUR investiert, mit dem Abriss von Teilen des Bestandsgebäudes sind wir jetzt in die zentrale Phase des Umbaus gekommen. Ich darf es hier noch ein weiteres Mal sagen, es macht mich stolz, dass ganz zu Beginn, vor vielen Jahren etwas gestanden ist, das dafür Sorge trägt, dass es heute so ist: Wir haben eine unfassbar professionelle Projektorganisation. Vielen Dank an Matti Bunzl, den Direktor, vielen Dank an Christine Schwarz, die finanzielle Direktorin, und an Herbert Frühauf, den Kollegen, der sich um die Projektgestaltung kümmert. Diese drei sind Garant dafür, dass das Wien Museum Neu in dieser Professionalität umgesetzt wird.

 

Wir konnten uns zuletzt im Ausschuss ein Bild davon machen konnten, nämlich alle gemeinsam, alle Fraktionen, und ich sag‘ es jetzt hier abschließend: Das Wien Museum Neu ist auf Schiene, sowohl im finanziellen Plan als auch in der Form der Umsetzung. Ich glaube, das kann uns gemeinsam stolz machen, die Historie dieser Stadt weiter für die kommenden Generationen zu bewahren. In diesem Sinne stimmen Sie bitte dem Rechnungsabschluss zu. - Ich danke Ihnen.

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Die Redezeit war insgesamt 10 Minuten, die fraktionelle Restredezeit ist 8 Minuten, Entschuldigung, 16 Minuten, es sind noch 2 RednerInnen. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dr. Gorlitzer. Ich erteile es ihm, die selbstgewählte Redezeit ist 7 Minuten.

 

17.55.35

GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP)|: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Frau Vorsitzende!

 

Ich darf kurz auf meinen Kollegen Neumayer replizieren, der unseren Antrag offensichtlich nicht ordentlich gelesen hat. Es geht um die Transparenz der Mitglieder der Beiräte, nämlich warum diese Beiräte eigentlich ausgewählt wurden. Es geht auch nicht darum, die negativen Förderempfehlungen zu veröffentlichen, nein, ganz und gar nicht, es soll mehr Transparenz entstehen. Wir wollen einfach nur wissen, warum wer da drinnen sitzt. Das zu veröffentlichen, ist ja völlig in Ordnung und entspricht eben einer transparenten Geschichte.

 

Wir von der Wiener Volkspartei treten immer für die Unterstützung und Förderung von Künstlerinnen und Künstlern ein. Ich bin daher auch sehr froh, dass wir zusammen mit der Frau Stadträtin im Kulturausschuss durchwegs mehrheitliche Beschlüsse der Geschäftsstücke und Akten fassen. Es wurden 2020 immerhin 290,8 Millionen EUR für den Kultur- und Wissenschaftsbereich ausgegeben, für den Bereich darstellende Kunst - das sind Theater, Tanz und Performance - sind es 410 Millionen EUR und bei den Großbühnen 61 Millionen EUR. Aber, Frau Stadträtin, eine Sache muss ich Ihnen sagen, da gibt es einen Spruch von Kurt Tucholsky, der sagt: Das Gegenteil von gut ist nicht böse, das kann man Ihnen gar nicht zuschreiben, sondern gut gemeint.

 

Und das sieht man bei einigen Förderanträgen, die bewilligt sind. Die sind halt gut gemeint, aber das ist halt das Gegenteil von gut. Ich möchte Ihnen dazu ein Beispiel geben: Das Volkstheater hat zum Beispiel eine Förderung von 9,6 Millionen EUR erhalten, das sind 15,5 Prozent des Budgets der Großbühnen. Das Volkstheater ist allerdings ein Dauerpatient unter den Kulturinstituten, denn es besteht dringender Reformbedarf, den auch schon der Stadtrechnungshof im Oktober 2019 - also weit vor der Corona-Krise - aufgezeigt hat. Wenn man sich den Stadtrechnungshofbericht anschaut und durchliest, kommt man auf ganz erstaunliche Ergebnisse, nämlich dass die Eigenmittelquote des Volkstheaters bei 8 Prozent liegt und der Eigendeckungsgrad bei 20,3 Prozent, im Theater in der Josefstadt sind es im Vergleich dazu 42 Prozent. Die Besucherzahlen sind kontinuierlich gesunken, die Sitzplatzauslastung blieb gleich.

 

Und jetzt kommt es: Zu den Karteneinnahmen: Wissen Sie, was eine durchschnittliche Karte im Volkstheater kostet? - 17 EUR. Wissen Sie, was die Förderung, die wir öffentlich fördern, pro Karte beträgt? - 95 EUR. Das sollten eine Steuerzahlerin und ein Steuerzahler auch wissen, das heißt, das 15,5-Fache wird da auf die Karte bei einer Sitzplatzauslastung von 56 Prozent draufgeschlagen. Und jetzt kommt noch ein kleines Bonmotscherl dazu: Die Masettenauslastung, das ist also jener Anteil der Karten, die wirklich verkauft werden, beträgt pro Vorstellung 36 Prozent, vor 12 Jahren waren das noch 57 Prozent, der Anteil der Freikarten ist 8 Prozent. Nach internationalem Richtwert sollen es nur 5 Prozent sein, also da stimmt irgendwas nicht im Gebälk des Volkstheaters.

 

Im Rahmen der Ausschusssitzung haben Sie gemeint, na ja, das wird eh alles überarbeitet, dann wird alles gut werden. Wir glauben das halt nicht ganz so, denn wenn man den Bericht weiter durchliest, sind da

 

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