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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 01.06.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 33 von 96

 

Das steht nirgendwo in der Verleihung! Das ist eine Interpretation, die später dazugekommen ist, und ich persönlich halte diese für falsch. (GR Armin Blind: Sie sind nicht die UNESCO!)

 

Ich glaube, dass die Qualität des Stadtraums Wiens im Sinne von Weltkulturerbe unbeschadet der Auffassung der UNESCO immer beibehalten und deren Schutz immer gepflegt werden wird. Deswegen kommen viele zu uns, und daher sind wir auch sehr stolz auf diese Stadt. Ob etwas gut oder schlecht ist, hängt jedenfalls nicht davon ab, ob es niedriger als 42 m oder höher als 42 m ist. Vielmehr lautet die Frage: Wird dort Qualität geschaffen, und ist die Qualität des Gebauten nachher deutlich besser als vorher?

 

Trotzdem werden wir, so wie momentan die Interpretation der Verantwortlichen der UNESCO aussieht, auf die Rote Liste kommen. Wo Herr Kollege Blümel irrt, wie ich jetzt in Wertschätzung sage, ist, dass damit vollkommen klar sei, dass wir den Weltkulturerbe-Status verlieren werden. Das ist überhaupt nicht klar! (StR Mag. Gernot Blümel, MBA: Doch, und das wissen Sie ganz genau!

 

Ich lese Ihnen jetzt etwas vor, nämlich wie viele Projekte auf der Roten Liste sind: Mit Mai 2017 sind 55 Projekte auf der Roten Liste. Und wie viele haben den Weltkulturerbe-Status verloren? - Zwei!

 

Ich nenne Ihnen jetzt ein Projekt, das auf der Roten Liste ist: Die Altstadt und die Stadtmauer von Jerusalem sind auch auf der Roten Liste. Wissen Sie, seit wann? - Dieser Komplex ist seit 1982 auf der Roten Liste.

 

Was bedeutet es, auf der Roten Liste zu sein? - Das heißt, dass die UNESCO besondere Aufmerksamkeit signalisiert, was im jeweiligen Zusammenhang weiter geschieht. Wäre das jetzt, wie ja die Befürchtungen der UNESCO lauteten, quasi das Eingangstor einer Hochhausflut, dann hätte in der Tat StR Blümel recht. Dann würde uns wahrscheinlich das Weltkulturerbe entzogen werden. Wenn sich aber herausstellt - und so wird die Stadt Wien sich verhalten -, dass das eben nicht der Fall ist, weil das ja auch nie geplant war, sondern uns nur dauernd unterschoben wurde, aber das gehört halt zum politischen Kampf dazu, dann werden meines Erachtens auch die Damen und Herren der UNESCO-Welterbe-Kommission entsprechenden Argumenten zugänglich sein. Und dann wird das möglicherweise einen Weg gehen, den so manche Dinge gehen: Wir ruhen ein Jahr, drei Jahre, fünf Jahre oder vielleicht jahrzehntelang auf der Roten Liste so wie die Altstadt und die Stadtmauer von Jerusalem, und damit hat es sich.

 

Jedenfalls bin ich mir aber ziemlich sicher - wenn ich mich natürlich auch täuschen kann -, dass wir den Status des Weltkulturerbes nicht verlieren werden, denn damit würde natürlich der Einfluss der UNESCO zurückgehen, und es ist ja ihr Impetus, dass sie mit uns im Dialog bleiben will.

 

Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe mit meinem Vater lange diskutiert, wie ich jetzt ausnahmsweise erzählen möchte. Ob ich ihn von dem Projekt ganz überzeugt habe, weiß ich nicht, ich habe es zumindest versucht. Aber er hat einen interessanten Gedanken gebracht, er hat nämlich gesagt, dass ich die Gegnerinnen und Gegner deswegen respektieren sollte, weil viele davon mit ihrem Verhalten ja zeigen, wie wichtig ihnen das Gebaute in der Stadt ist. - Damit hat er recht! Nicht alle, aber die überwiegende Mehrheit beziehungsweise jedenfalls sehr, sehr viele zeigen mit ihrem Engagement auch, dass ihnen diese Stadt und das Gebaute sehr am Herzen liegen.

 

Eine persönliche Anmerkung noch zum Canaletto-Blick und zum exakten Blick auf Wien: Zwischen dem Jahr 1756 - ich hoffe, ich irre mich nicht -, als die Stadt weniger als 200.000 Einwohner hatte, und dem Zeitpunkt, zu dem die Stadt 2 Millionen Einwohner hat, hat sich möglicherweise die Silhouette ein bisschen verändert. Im Hinblick darauf muss mir einmal jemand auf internationaler Ebene erklären, dass das ein Problem sein könnte! (Zwischenruf von GR Dominik Nepp.) Das nur dazu.

 

Wenn ich zum Beispiel von dem schönen Kaffeehaus oben auf dem Justizpalast hinunterschaue und die engen Neubauten auf der anderen Seite des Donaukanals sehr genau sehe, dann denke ich mir oft: Würde dort eine James-Bond-Szene gedreht werden, die ikonographisch in die Filmgeschichte eingeht, dann würde diese Silhouette intensiver als Wien-Silhouette wahrgenommen werden als der Canaletto-Blick. Was will ich damit sagen? - Ich beantworte das mit einer Frage: Wer steht auf, läuft hinauf, stellt sich auf den Balkon des Belvedere und sagt in Anbetracht der Aussicht: Das ist sozusagen der Nucleus, das Zentrum der Wien-Identität?

 

Ich glaube, dass es sehr viele schöne Wien-Ansichten gibt. Ich schaue mir öfters beim Dienst „Flickr“ an, was an Wien-Bildern verteilt wird. Dort findet man sehr viele Wien-Bilder. Es gibt Fotos des K. u. k.-Bereichs, der schön ist - da treffen wir uns - und den wir lieben. Es finden sich dort aber genauso Bilder der UNO-City mit dem Wasser davor. Es werden also auch viele andere Bereiche fotografiert, die ebenso zu dieser Stadt gehören, die das wachsende, das prosperierende, das moderne Wien zeigen.

 

Eine Stadt ist vielfältig, eine Stadt wächst. Unsere Stadt wächst so stark wie noch nie. Und ich hoffe, dass dieses Projekt, wenn es heute mit Mehrheit beschlossen wird, Wien auch bereichern wird!

 

Abschließend möchte ich noch etwas zu Kollegin Meinl-Reisinger sagen, weil mich das persönlich betrifft. Dass Gerüchte zusammengekocht werden, nehme ich zur Kenntnis, und ich nehme auch zur Kenntnis, dass es viele Gerüchte über mich gibt. Manchmal bin ich fassungslos, welcher Art diese Gerüchte sind. Ich empöre mich jetzt aber nicht. (Zwischenruf von GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES.) Ich nenne Ihnen die Fakten, weil da etwas gesagt wurde, was ich richtigstellen will. Es stimmt, ich habe das in meinem Buch geschrieben: Willi Hemetsberger unterstützt unser Schulprojekt in Südafrika. Um das möglichst zu verbergen - Achtung, das ist Ironie! - hat er seiner Firma den Namen gegeben, wie unsere Schule heißt. Sie hat vorher anders geheißen, jetzt heißt sie Ithuba Capital so wie unsere Schule. Er hat mich gefragt, ob er im Zuge der Unterstützung unseren

 

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